Architekturobjekte
Umbau des Fitnesscenters in der Olympiaschwimmhalle München
80809 München, Spiridon-Louis-Ring 21
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: planplus
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: planplus
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Spiridon-Louis-Ring 21, 80809 München, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Umbau
Fertigstellungstermin
05.2010
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
2-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
6.411 m³
Grundstücksgröße
874 m²
Kosten
Veranschlagte Rohbaukosten des Bauwerks
305.000 Euro
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
1.080.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
München ist bisher die einzige Stadt, die mit der anschließenden Nutzung der für die Olympischen Spiele errichteten Anlagen positive Erfahrungen gemacht hat. Seit den Sommerspielen 1972 gab es im Olympiapark über 8.800 sportliche, kulturelle und kommerzielle Veranstaltungen mit insgesamt über 157 Millionen Besuchern. Nach wie vor ist der Olympiapark ein wichtiges Sportzentrum: Täglich trainieren hier bis zu 2.000 Aktive.
Olympia-Schwimmhalle: eines der beliebtesten Sportbäder Münchens
Seit 1972 haben sich die Anforderungen an Räumlichkeiten für Sport und Fitness und die Ausstattung sowie der Gerätestandard im Fitnessbereich natürlich stark gewandelt. Die Baulichkeiten entsprechen nicht mehr den heutigen Erwartungen. Die Stadtwerke München (SWM) beauftragten daher das Münchner Architekturbüro planplus gmbh im ersten Bauabschnitt mit der Sanierung und dem Umbau des Fitnesscenters in der Olympia-Schwimmhalle. Im Sommer 2010 wurde hier das zweite M-Fitnesscenter der SWM eröffnet. Die Gäste finden hier auf insgesamt rund 1.000 Quadratmetern modernste Kraft- und Cardiogeräte, einen Freihantelbereich und großzügige Kursräume. Mitten im Olympiapark gelegen, bietet das neue Fitnesscenter außerdem ideale Voraussetzungen, um Outdoor-Aktivitäten mit dem Training in der Olympia-Schwimmhalle zu kombinieren: Den Mitgliedern steht das 50-Meter-Wettkampfbecken, das Trainingsbecken, das Sprungbecken mit 10-Meter-Turm und das Erholungsbecken zur Verfügung. Auf Wunsch kann auch der 900 Quadratmeter große Wellnessbereich mit Inspirations- und Fitness-Sauna, Sanarium und Dampfgrotte mit genutzt werden.
Respekt vor der Olympia-Architektur
Für die Planer war es Herausforderung und Inspiration zugleich, dieses geschichtsträchtige und außergewöhnliche Gebäude mit der charakteristischen Spanndachkonstruktion zu sanieren. Nicht nur ist das Gebäude denkmalgeschützt, es ist auch eine Architekturikone internationalen Ranges und durch Sportereignisse weltbekannt. Das Architekturbüro planplus gmbh aus München hat sich bei der Konzeption des Fitnesscenters im Umgang mit dem Bestand sensibel an der vorhandenen Gestaltung orientiert, sie aufgenommen und fortgeführt. Für die Farbgestaltung und das Corporate Design der Spiele war Otl Aicher verantwortlich. Diese wurden farblich auch in den Olympiabauten zitiert und im allerersten Olympia-Maskottchen, dem Olympia-Waldi. Von 1967 bis 1972 war Aicher Gestaltungsbeauftragter der Olympischen Spiele von München, für die er das Konzept der „Regenbogenspiele“ und das bis heute weit verbreitete Piktogramm-System als Wegweiser entwickelte. Als einer der prägendsten deutschen Gestalter des 20. Jahrhunderts war er auch Gründungsmitglied und Rektor der Hochschule für Gestaltung Ulm.
40 Jahre danach
Für das neue Fitnesscenter wurden die Geschosse komplett entkernt und auf den Rohbau rückgebaut. Der vorgefundene Bestand in den Nebenbereichen der Olympia-Schwimmhalle war nämlich weder erhaltenswert noch im Originalzustand. Das Fitnesscenter erstreckt sich im Gebäude über insgesamt vier „Quadranten“, deren Stahlbetonwände eine Dicke von bis zu 1,10 m aufweisen. Für den Kunden sollte das Center in Zukunft als eine Nutzungseinheit erlebbar sein, deshalb waren in diesen Bauteilen größere Öffnungen und Durchbrüche erforderlich. Intensiv musste deren Notwendigkeit und Größe geprüft werden, da sie einen massiven Eingriff in das statische System der gesamten Halle darstellten und daher hohe Anforderungen an die Ausführung stellten, insbesondere bei temporären Kompensationsmaßnahmen. Die Geschosse des Fitnesscenters liegen unter dem Freibereich und Vorplatz der Schwimmhalle. Sie nehmen als statisch voneinander unabhängige Elemente die Kräfte aus der Seilkonstruktion der großen Stahlpylonen des Olympiadaches auf. Dies geschieht über in die Decken integrierte Abspanntische mit massiven Unterzügen. Die Untergeschosse sind gewissermaßen die begehbaren Fundamente der Dachkonstruktion. Weiterhin soll die Freilegung der großen Fundamentblöcke und der Abspannköpfe in den Decken das oberirdische Tragsystem des Olympiadaches im Innenraum für die Besucher erlebbar machen.
Im Rahmen des Umbaus, der unter laufendem Betrieb der Schwimmhalle durchgeführt werden musste, war es notwendig, den gesamten Brandschutz zu modernisieren und den aktuellen Anforderungen an die aktive und passive Brandbekämpfung anzupassen. In der Neukonzeption des Fitnesscenters wurden die kräftige und frische Farbigkeit der „Regenbogenspiele“ und die bekannten Sportlermotive der Olympischen Spiele 1972 aufgegriffen. Auf Vorschlag der Planer wurden die auf wenige Grundfarben reduzierten Plakate nach vielen Jahren im Archiv wieder der breiten Öffentlichkeit am historischen Ort zugänglich gemacht. Sie passen thematisch gut in das Sportumfeld und werden in Überformat im M-Fitnesscenter präsentiert. Diese von Aicher und Ian Mc Laren entworfenen Motive wurden dafür in der Hochschule für Gestaltung Ulm digitalisiert. Großformatig, auf lichtdurchlässige Spannfolien gedruckt und mit insgesamt 10.000 Dioden hinterleuchtet, kommen sie einzigartig zur Geltung. Die Sportmotive wurden so eingesetzt, dass sie als optische Verbindung verschiedener Raumeinheiten fungieren und gleichzeitig die Örtlichkeit dynamischer machen. So wurde das Hürdenläufermotiv als werbewirksamer Blickpunkt beim Eingang zum Fitnesscenter platziert: Der Sportler springt förmlich über das von innen nach außen auskragend durchgeschobene Bord der inneren Empfangstheke. Die Doppelung des Motivs nimmt Bezug auf die aus der Fotografiehistorie bekannten Bewegungsabläufe des Menschen von Eadweard Muybridge und Etienne-Jules Marey.
Innerhalb des Fitnesscenters verbindet das auf eine Höhe von nahezu 10 m aufgezogene Basketballermotiv bei einer großen Deckenöffnung die obere Trainingsebene im Beckengeschoss mit den Kursräumen im Technikgeschoss. Die Aufwärtsbewegung der Sportler beim Sprung zum Korb wirkt von den unteren Kursräumen bis hinauf zur Lounge und zum Cardio-Bereich. Der Kunde erlebt das Motiv „hautnah“ und in seiner ganzen vertikalen Dynamik beim Begehen der internen Treppe, die direkt daran entlangführt. Um Durchblicke nicht zu stören und Sichtverbindungen herzustellen, wurden großzügige Verglasungen und Ganzglasgeländer eingebaut. In der Farbgestaltung der weiteren Räume werden die Olympiafarben der Sportlermotive fortgeführt.
Um neben den kräftigen Olympiafarben ein zurückhaltendes Farbumfeld zu schaffen, wurde in den gesamten Trainingsbereichen ein homogener, hellgrauer PUR-Belag flüssig eingebracht. Dieser Sportbelag eignet sich auf Grund seiner punktelastischen Eigenschaften sehr gut für den Gerätebereich. Für ein gelenkschonendes Training in den Kursräumen sorgt ein mehrschichtiger, kombi-elastischer Unterbau. Die Planer entwickelten das Konzept einer „Trainings-Werkstatt“ mit Verzicht auf eine abgehängte Decke in beiden Geschossen. Das kam auch der Forderung des Auftraggebers nach strikter Kosten-Nutzen-Abwägung entgegen. Die großzügigen Raumhöhen zwischen den massiven Unterzügen sollten auch für den Sportler spürbar sein und werden nun lediglich von der kammartig geführten Installationsebene durchzogen. Um dennoch eine gestalterische Homogenität des Deckenbereiches zu erreichen, wurden dort sämtliche Baukonstruktionen und Installationen in einem dunklen Grauton beschichtet, der diese Einzelelemente optisch zurücktreten lässt.
In den rückgebauten Bereichen, in denen intensiv trainiert und gecoacht wird, bestehen selbstverständlich hohe Anforderungen an Akustik und eine gezielte Schallabsorption. Als optisches Rückgrat der Anlage wurde im Originalfarbton Olympia-Hellgrün ein raumbildender Akustikschirm entwickelt. Dieser verbindet als interne Haupterschließung in der oberen Ebene Kraftraum, Cardio-, und Spinning-Bereich miteinander und zitiert in seiner Farbigkeit und der grasartigen Oberflächenstruktur die weitläufigen Grünflächen des darüber gelegenen Olympiaparks. Weitere Akustik-Wallpannels in den Kursräumen nehmen das Olympia-Orange von 1972 auf. Weiße Akustiksegel erzeugen Leichtigkeit und lassen den Nutzer vergessen, dass er sich im Untergeschoß des Gebäudes befindet. Die dimmbaren Lichtpaneele im Deckenbereich erzeugen ein angenehmes Trainingsumfeld für die Sportler. Räumliche Schnittstellen im Fitnesscenter werden durch Sonderbeleuchtungen hervorgehoben: - die Sportmotiv-Lichtwände bei Zugangssituation und interner Treppe, - die indirekte Beleuchtung der Akustikdecken unter den blockartigen, tief in den Raum hineinragenden Abspanntischen, - der farbig aus sich heraus leuchtende Akustikschirm mit integrierten Lichtbändern.
Die kubische Formensprache der vorhandenen Bauteile ist in die Gestaltung der Möblierung übernommen und spiegelt sich in deren blockartigen Einzelelementen wieder. Diese frei in den Raum gestellten Möbel sind linear und parallel zueinander ausgerichtet. Sie durchdringen bewusst die einzelnen Nutzungsbereiche, stellen Beziehungen her und weisen die Bewegungsrichtung im Raum. Die glatten Oberflächen der Möbel zeigen sich in Blau und Weiß oder in dem dazwischenliegenden Spektrum als gepixelte Texturen. Diese Grafik soll die Wasserflächen der Schwimmhalle und des Olympiasees in abstrakter Form widerspiegeln. Die Pixeltextur geht direkt in den als Podest ausgebildeten Bodenbelag des Eingangsbereichs über. Sie verbindet den Zugang aus den Umkleiden mit der Empfangs- und Infotheke sowie mit dem Shop und der Lounge, die für Kundengespräche und als Treffpunkt dient. Für das interne Leitsystem mit Beschilderung wurde von den Planern das Konzept von Otl Aichers aus dem Olympia-Jahr 1972 übernommen, da es sich nahtlos in das Gestaltungsprinzip einreiht. Auf dieser Basis wurden auch Wandpaneele im Olympia-Hellblau entwickelt, die als Servicestationen nach dem Trainingsdurchlauf notwendige Hygieneausstattungen anbieten.
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Energetische Kennwerte
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