Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2017: Teilnehmer
UNORTE - Strukturen im Wandel, Ein Konzept für das Moseltal
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, Architektur, Simone Göttler
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm, Architektur, Simone Göttler
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Zeichnungen und Unterlagen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
23.500 m³
Bruttogrundfläche
5.000 m²
Nutzfläche
2.500 m²
Verkehrsfläche
1.250 m²
Grundstücksgröße
30.000 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
Ediger-Eller ist eine kleine Winzergemeinde an der Mosel. Der Bahnhof und der bis 1988 längste Eisenbahntunnel Deutschlands, der Kaiser-Wilhelm-Tunnel, befinden sich direkt am Calmont, an dessen Steillagen Wein angebaut wird. Diese seit jeher enge Verbindung von Anbau und Transport soll in einem Museum für das Moseltal am Knotenpunkt des weiterhin bestehenden Bahnhofs vereint werden. Der Bahnhof ist zudem Ausgangspunkt für den Klettersteig durch den Weinberg. Durch die heutzutage bewusste Wertschätzung regionaler Erzeugnisse und Kulturgüter soll eine Perspektive für einen zukunftsfähigen Tourismus geschaffen werden.
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den synergiebringenden Wechselwirkungen von Ort, Kultur und Tourismus und zeigt, dass auch in einer Umgebung ein Mehrwert geschaffen werden kann, dessen Verortung an dieser Stelle im ersten Moment nicht vermutet wird. Ediger-Eller liegt im Bundesland Rheinland-Pfalz, das deutlich den größten ländlichen Bereich im ansonsten dicht besiedelten Westen stellt. Die kulturelle Angebotspalette des Moseltals ist etwas in die Jahre gekommen und auch der ländliche Raum hat mit Herausforderungen demographischer, struktureller und ökologischer Art zu kämpfen. Die informelle und kontrastreiche Atmosphäre, der Umgang und die Geschichte mit einem speziellen Ort, haben mich inspiriert, die bestehenden Strukturen zu beleuchten, eine hybride Schnittstelle zu schaffen und die Freiflächen zu integrieren.
Diese Sonderstellung platziert den Entwurf am reizvollen Areal des Bahnhofes in Ediger-Eller. Die gewaltige Landschaft und die großmaßstäblichen baulichen Strukturen stellen einen extremen Kontrast zu den kleinteiligen Dorfstrukturen dar. Die beengte Situation des Tals erzeugt eine neue Herangehensweise, um mit den gegebenen Umständen angemessen umzugehen. Gerade diese Eigenart eines Ortes kann zur Entwicklung eines Alleinstellungsmerkmales beitragen.
Das Museum für das Moseltal beinhaltet ein für sich funktionierendes Restaurant mit Café und Barbereich, eine Vinothek mit Ausstellungsbereichen zum Thema Wein im Untergeschoss und einen kontinuierlich zugänglichen Wartebereich für Zugreisende. Das Museum selbst windet sich über ein Rampensystem in die Höhe und besitzt thematisch gegliederte Ausstellungsbereiche. Die geringe Tiefe des Baubereichs erfordert eine längsgerichtete dynamische Grundform, die es ermöglicht beide Hauptstrukturen zu durchqueren. Der Entwurf basiert auf zwei Grundelementen: Verschmelzung und Durchwegung.
Die Fassade orientiert sich an der Schichtigkeit des Schiefers. Das mehrschalige System besteht aus einer tragenden Stahlbetonwand, einer Dämmung und einer Vorsatzschale aus reliefartigen Sichtbetonelementen. Die monolithische Fassade besitzt bewusst gesetzte Öffnungen. Durch das Emporsteigen des Gebäudes entsteht eine Fuge, die den Durchgang mit den Eingängen markiert. Die zwei Tiefhöfe sind durch eine Unterführung, in der sich auch der Zugang zum Bahnsteig befindet, verbunden. Das Konzept der Vereinbarkeit unterschiedlicher Nutzungen an einem Ort ist ein Vorschlag, der die Spezifika des „ungewöhnlichen" Grundstückes am Bahnhof Ediger-Eller aufgreift und das Potenzial der Region mithilfe eines Kulturbaus aktiviert.
Beschreibung der Besonderheiten
Das Gebäude schmiegt sich mit seiner dynamisch geknickten Grundform an die unendliche Länge der Bahngleise an und verankert sich dadurch. Dieser sichtbare mehrgeschossige Knick besitzt unterirdisch einen Gegenknick. Der permanente Durchgang wird somit durch das Volumen überbrückt bzw. untergraben, damit die Zirkulation des Besuchers nicht unterbrochen wird.
Dieses "Tor" in der Gebäudemitte verortet die Haupteingänge. Analog dazu wird die Unterführung des Gleisbettes mit einer Treppe und einem Aufzug versehen, um auf die Ebene des Bahnsteiges zu gelangen.
Für Licht und Freiraum und als Bindeglied zwischen den Durchgängen sorgen drei Außenbereiche. Über diese soll der Weg in den Berg, in das Seitental und in das Dorf sichergestellt werden. Der südliche Gebäudeteil liegt näher an den Bahngleisen und schafft vom Dorf kommend einen Vorbereich. Der erste Tiefhof, der sich zwischen den Bahngleisen und dem Gebäude einstanzt, wird durch das Wegknicken der Gebäudegrundform ermöglicht. Ferner schafft er eine zusätzliche Belichtungsoption des Erdgeschosses des Museums und bietet nebenbei eine abgeschirmte Aufenthaltsqualität. An diesen Tiefhof wird zudem das Seitental durch eine neue Wegeführung angebunden. Das Gebäude bettet sich in die Ausformulierung der parkähnlichen Grünzone mit ein. Der zweite Tiefhof zwischen den Bahngleisen und dem Berg bildet den Startpunkt in den Klettersteig des Calmont.
Die Hauptfassade verdeutlicht, wie sich das Gebäude aus der Umgebung herausschraubt und eine gläserne, offene und einladende Fuge entstehen lässt. Diese Öffnung signalisiert dem Besucher den Eingangsbereich. Die monolithische Fassade mit ihrer rhythmisierten Struktur verschmilzt mit den Strukturen der Umgebung.
Durch die Integration in den Hang und den wenigen, aber bewusst gesetzten Öffnungen wird das Dach transparent ausgeführt. Dieses stellt die Belichtung des Museums sicher.
Um noch deutlicher die Einheit von Gebäude und Natur herauszuarbeiten, wird der Außenraum thematisch dem Gebäude gleich gestaltet. Es entsteht eine Terrassierung durch unterschiedliche Mauerhöhen, die sich aus der Landschaft heraus entwickeln und wieder in diese übergehen.
Die räumliche Zirkulation im Gebäude baut sich in einen nördlichen und südlichen Gebäudeteil auf. Beide sind punktsymmetrisch aufgebaut. Das trifft auf die Fassadenöffnungen, die Kerne, die offen gestalteten Bereiche, wie auch auf die geschlossenen Einheiten und die geschossverbindenden Elemente zu. Der Besucher wird über ein Rampensystem durch das Museum bis in das oberste Geschoss geleitet. Dort befindet sich das einzige Fenster, das einen Ausblick am Ende des Rundgangs in die Natur freigibt.
Auszeichnungen
Alumni-Preis 2017 der Technischen Hochschule Nürnberg Georg Simon Ohm
Schlagworte
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