Heinze ArchitekturAWARD 2010: Teilnehmer
V i l l a K u n t e r b u n t - Ökologisches Wandel-Haus im Rheinland
51399 Burscheid, Berringhausen 6d
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: satyam dervisha art&architectur
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Berringhausen 6d, 51399 Burscheid, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
02.2008
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
1-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
1.305 m³
Nutzfläche
367 m²
Wohnfläche
332 m²
Grundstücksgröße
800 m²
Kosten
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
665.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Das am Rande eines kleinen Dorfes im Bergischen Land bei Köln, "in schöner Landschaft gelegene Wohnhaus wird durch eine ungewöhnliche gestalterische und räumliche Vielfalt charakterisiert" (Olaf Winkler, BUILD). Diese Hülle für ein lebendiges, flexibles Nutzungskonzept wird gehalten von einer rationalen Konstruktion die mit akribischer Logik bis ins Detail durchgehalten wurde. Der Bauherr war angezogen und inspiriert durch ein benachbartes ökologisches Siedlungsprojekt und wollte die Konzepte eines flexiblen, nachbarschaftlichen Wohnens und Arbeitens in ökologischer Bauweise unter einem Dach realisiert sehen. Die im Folgenden ausführlicher erläuterten Inhalte des Bauwerks sollen hier zunächst stichwortartig zusammengefasst werden:
- Dorfbau: Lückenschließung zwischen ortsfremden Blockhäusern die auf diese Weise integriert werden. Scharnierfunktion zum giebleständigen Dorfrand, Erhalt alter Bäume.
Leben in der Natur: Räume mit Baumhausgefühl, Vielerlei Erlebnisplätze, Dach- und Fassadenbegrünung, fließender Übergang zu Naturlandschaft, befahrbare Wiese als Zufahrt.
Haus- und Dorfgemeinschaft: vielfache Nutzbarkeit mit bis zu 5 Wohneinheiten , derzeit als Drei-(bald Vier-). Wellness können Nachbarn mit nutzen.
Flexibilität: optimale Schaltbarkeit auf und zwischen den Ebenen erlaubt Variation von Wohnungsgrößen und Nutzung für alle - auch unvorhergesehenen - Lebensumstände.
Förderung des örtlichen Handwerks: in freundschaftlichem Hand in Hand wurde dem Haus schon während der Bauzeit die lebendige Seele eingehaucht.
Konstruktion: konstruktive Ordnung als Gerüst der räumlichen und sozialen Vielfalt. Geschlossene Ständerwände für dienende Funktionen, "Wohnregal" als Holzskelett.
Optimale Verknüpfung: Wohn- und Gartenlandschaft fließen durch rahmenlose Verglasung und ein- und auslaufende Bauteile ineinander über. Dörfliche Konstruktionen.
Nachhaltiges Bauen: ökologische, recyclebare Baustoffe, Zellulose-Dämmung und Holz bindet CO2, geschlossene Nordwand, Passive Solarnutzung, Nahwärme aus Dorf-Holzpelletanlage, Erhalt von Baumbestand, Dach- und Fassadenbegrünung. Regenwassernutzung, Photovoltaik, Solarthermie- und Kamin-Heizungsunterstützung ist vorbereitet.
Das Dorfbauliche Konzept sieht in der Position des Hauses eine notwendige Scharnierfunktion, die nach einer Vermittlung zwischen der gegenüber dem Ortsrand traufständigen Reihe der Blockhäuser auf der Nordseite des Hauses und dem giebelständig ausgebildeten Dorfrand verlangt. Das Schließen dieser Baulücke fasst nicht nur die vorhandenen, bisher im bergischen Dorf sehr fremd wirkenden Blockhäuser zusammen auf die das Haus mit breiter Horizontalverschalung, großen Dachüberständen und entsprechender Dachneigung eingeht, sondern ergänzt gleichzeitig durch den Quergiebel (45 Grad Dach ohne Überstand) und den vorkragenden Erkerriegel das bauliche Konzept, mit dem die übrigen Häuser des "freio-Dorfs" einen giebelständigen Ortsrand von vor- und zurückspringenden Gebäuden herstellt und die Bauweise des oberbergischen Dorfes modern interpretiert. Dabei wurde das Haus zwischen den vorhandenen Baumbestand eingefügt, was der Integration des Neuen sehr förderlich ist.
Die Natur ist von jedem Zimmer auf eigenen, dem Garten zugewandten Außenflächen erlebbar und zwar so sehr, dass in manchen Zimmern gar ein Baumhausgefühl erzeugt wird. So entstehen rund um das Haus Plätze von denen man die Natur zu unterschiedlichen Tages- und Jahreszeiten in unterschiedlichen Stimmungen genießen kann. Unter dem alten Baumbestand geht eine Kräuterwiese direkt in die südlich angrenzende Heuwiese über. Auch zum Dorf hin überwiegt das natürliche Element indem selbst die Zufahrt als Wiese mit befahrbarem Unterbau gestaltet wurde. Pergolen, filigrane Geländer und die Dachüberstände bieten Kletterpflanzen gute Wege über die sie sich in den kommenden Jahren das Haus erobern werden. Alle nicht als Terrassen genutzten Flachdachflächen wurden selbstverständlich als Gründach geplant.
Das soziale Konzept des Hauses liegt im wesentlichen in der extremen Bandbreite, in der es auf alle möglichen Nutzungsvarianten zu jeder Zeit optimal eingehen kann. und wie es sich in die Gegebenheiten des Dorfes kreativ einbringt. In einer Zeit in der soziale Netze abgebaut werden bezieht sich Selbstverantwortung auch auf die Notwendigkeit kleine soziale Netze zu knüpfen. Indem die vertikale Erschließung (Treppen und Leitungsführung) an zwei Stellen vorgesehen ist, lassen sich auf jeder Ebene Küche/Kitchenette und Bad/ DuschWC erstellen. So können neben der Nutzung als 2 Doppelhaushälften bis zu 5 Wohneinheiten entstehen, die durch die flexibel zuzuordnende mittlere Schaltzone auch der Größe nach den Nutzungsbedürfnissen angepasst werden können. Durch Zwischentüren kann, falls dies gewünscht ist, auch der direkte Kontakt zwischen der Hausgemeinschaft gepflegt werden. Zurzeit nutzt der Bauherr die Hauptwohnung und Tochter und Schwiegersohn die große Einliegerwohnung. Nachwuchs ist unterwegs und sobald die
(Ur-/Groß-)Mutter in die Souterrainwohnung zieht (rollstuhlgerechte Erschließung inkl. Rampenweg aus dem Atriumhof zum Garten und zur Wohnung des Bauherren ist vorbereitet), wird sich das soziale Netz als Viergenerationenhaus darstellen.
Die flexible Einteilung ist auch vorteilhaft für ungeplante (z.B. auch finanzielle) neue Lebensumstände, auf die das Haus immer schnell reagieren kann. Die Ausrichtung auf die weitere dörfliche Nachbarschaft, insbesondere auch wegen der Nähe zum "freio-dorf"-Projekt drückt sich sowohl durch die Bauform, Materialwahl und die Anbindung an das Nahwärmenetz (s.u.) aus. Außerdem ist ein Souterrain-Eingangshöfchen dem Dorf zugewandt, über das ein zukünftiger Wellnessbereich erschlossen wird, so dass die Dorfbewohner unabhängig vom Haus das Angebot nutzen können (was sich durch die angedachte Unkostenbeteiligung je Nutzung auch besser rechnet). Das vertikale Element des roten "Treppenturms" birgt Raum für Bäder der zukünftig möglichen, kleineren Einheiten. Alternativ zu Wohnungen können natürlich Teilbereiche als Büros oder Ateliers abgetrennt werden, was dem Wunsch nach "Wohnen und Arbeiten unter einem Dach" gerecht wird.
Zur Förderung des lokalen Handwerks und Baustoffhandels wurde ausschließlich mit örtlichen Betrieben und Handwerkern aus dem Freundeskreis gebaut. Synergien ergaben sich durch Kooperation mit der googooplex GmbH die zeitgleich im Dorf als Bauträger tätig war und sich hier als Baufirma einbringen konnte. Durch die lebendige Atmosphäre der Bauzeit in der es entstand wurde dem Haus von Anfang an Liebe und Leben eingehaucht.
Die Konstruktion des Gebäudes ist im Bereich der geschlossenen (vor allem Nord- und Zwischen-)Wände eine Hülle aus Holzständerwerk, die alle Nass- und Erschließungsfunktionen enthält und die schützend vor dem mehrgeschossigen "Regal" der Holzbalkendecken steht. Dieses Regal ist eine dreigeschossige, gestapelte Holzskelettkostruktion. Zu beiden Seiten überkragenden, sich verjüngenden Balken ruhen auf den durchlaufenden Längsträgern und erzeugen die Ausstrahlung von klassischen japanischen Räumen. Es war eine Herausforderung an Statiker, Planer und Zimmermann, diese Konstruktion im strengen Höhenraster und mit schlanken Stützen über drei Geschosse durchzuführen. Die Grundrisszeichnung zeigt, wie die konstruktive Ordnung der räumlichen und sozialen Vielfalt ein rationales Gerüst gibt.
Eine optimale Verknüpfung von Wohn- und Gartenlandschaft auf allen Ebenen ist durch aus- und eingreifende Bauteile entstanden. Glasscheiben sind oft raumhoch und immer direkt in die Tragkonstruktion integriert; Glasschiebetüren sind wie Scheunentore außen vorgehängt, so dass in geschlossenem und offenem Zustand kein Rahmen den Blick stört. Dies wird auch gefördert durch die auskragende Balkenkonstruktion und durch Wände und Böden die übergangslos von Innen nach Außen gehen. Dass die Schalen der Nordseite auch nach Innen ins Treppenhaus greifen drückt das eingangs beschriebene Konzept der vielen geschützten Wohneinheiten unter einem Dach auch baulich aus. Die Holzständer-/Holzskelettbauweise wurde unter ökologischen Gesichtspunkten errichtet und passt so in die Entwicklung der im Dorf in den letzten 10 Jahren entstandenen Neubebauung, wie auch zur traditionellen Bauweise im Bergischen Land.
Die Ökologie betrachtet auch Wechselwirkungen vom Haus mit Land und Dorf und das Wohl der Bewohner
- eben auch bzgl. sozialer Bedürfnisse (s.o.). Selbstverständlich wurden nur ökologisch verantwortbare Baustoffe (Holzbauten binden Kohlendioxyd, Dämmung mit Recycling-Zellulose, Holzfassaden - baubiologisch einwandfreie, recycelbare Materialien) verwendet. Außerdem:
natürliche Oberflächen, (Holz-, Cotto- und Natursteinböden, Holzwände, ökologische Farben),
Regenwassernutzung durch doppeltes Leitungssystem ist vorbereitet,
Anschluss an die in der Nachbarschaft vorhandene zentrale Holzpelletheizung des "freio-dorf"-Projekts (Nahwärme),
Solarthermie und Photovoltaik sowie Heizunterstützung durch Kamin ist vorgerüstet
Plattenwärmetauscher für Warmwasser
Nordwand weitgehend geschlossen,
passive Solarenergienutzung durch große Süd-u.West-Verglasung
Dach- und Fassadenbegrünung
Erhalt des vorhandenen Baumbestandes.
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Sonstige Biomasse
Sekundärenergie
Solarthermie
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Wohneinheiten
5
Objekte in der Umgebung
- f r e i o - d o r f : Nachbarschaftliches Wohnen und Arbeiten in Berringhausen
- "Haus Altenberg" mit Christkönigkapelle, Jugendbildungsstätte des Erzbistum Köln
- HEUTE Maschinenfabrik Solingen
- Hotelpark Große Ledder
- Neubau Blütenbad in Leichlingen
- Museum Plagiarius, Solingen
- Alte Cartonnagenfabrik Solingen
Ähnliche Objekte