Architekturobjekte
Verwaltungsgebäude der WMF in Jettingen-Scheppach
89343 Jettingen-Scheppach, Messerschmittstraße 4
Mit freundlicher Unterstützung von Sievert
Mit freundlicher Unterstützung von Sievert
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Messerschmittstraße 4, 89343 Jettingen-Scheppach, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
12.2011
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Eine leuchtend weiße Fassade prägt das neue Bürogebäude der wmf consumer electric in Jettingen-Scheppach. Schräg zulaufende Fensterlaibungen setzen sich je nach Lichteinfall deutlich von der restlichen Oberfläche ab. Sie sind das markanteste Merkmal des architektonischen Konzepts. Umweltbedingte Farbtonveränderungen der Fassade könnten diesem Konzept seinen Reiz nehmen, deswegen entschieden sich Architekt und Bauunternehmer für einen Oberputz, der die ursprünglichen Farben langfristig bewahrt. Das neue Verwaltungsgebäude der WMF-Tochter wmf consumer electric liegt circa 40 km westlich von Augsburg in Jettingen-Scheppach.
Ein WMF-Logo, großflächig in ein Schaufenster im Erdgeschoss eingraviert, deutet auf einen Werksverkauf für Elektro-Kleingeräte, Küchen- und Haushaltsprodukte hin. Die Tochter der WMF Group hat das Gebäude von einem privaten Investor langfristig angemietet. Verteilt auf insgesamt drei Stockwerke finden sich auch Büroräume, Laboratorien und Entwicklungsabteilungen. Das von Ott Architekten aus Augsburg entworfene Bauwerk zeigt eine klare, rechteckige Form. Die leuchtend weißen Fassadenflächen besitzen zudem eine Besonderheit: Die Laibungen um die Fensterflächen und Eingangsbereiche herum gleichen fast einem asymmetrischen Bilderrahmen. Sie laufen oben und auf beiden Seiten schräg von außen nach innen zu. Rechts und links weisen sie dabei jeweils einen anderen Winkel und eine andere Länge auf. Die Laibungen verjüngen sich zum Fenster und verleihen dem Gebäude trotz der universalen Form ein eigenständiges Aussehen.
Während sich im Erdgeschoss Schaufenster, Türen und Fenster abwechseln, werden die beiden oberen Stockwerke durch lange Fensterreihen geprägt. Aus der Entfernung vermitteln die Laibungen je nach Betrachtungswinkel und Lichteinfall den Anschein, als wären sie im Vergleich zur restlichen Fassade in einem anderen Farbton gestrichen. Bei anderem Licht bleibt ihre ungewöhnliche Form komplett unsichtbar. Beides ist eine Täuschung, wie sich herausstellt, wenn man näher an das Gebäude herantritt oder der Einfallswinkel des Lichts sich ändert. Alle Laibungen sind im gleichen Farbton wie die Fassade gestrichen. Ihre ungewöhnliche Form ist es, die der schnörkellosen Architektur des Gebäudekörpers auf sehr dezente Art ein besonderes Etwas verleiht. Architekt Wolfgang Ott sieht in diesem Aspekt eine Anlehnung an das Design der WMF Produkte. Der Entwurf ist jedoch auch ein Ausdruck des Selbstverständnis der Architekten: „Ohne laute Gesten, jedoch von spürbarer Besonderheit im Detail.“
Dass ein solcher Entwurf nicht ohne Folgen für den zugrunde liegenden Wandaufbau bleibt, liegt auf der Hand. Zum einen musste eine Technik gefunden werden, das Wärmedämm-Verbundsystem (WDVS) an die sich verjüngenden Laibungen anzupassen. Zum anderen war eine Putztechnologie gefragt, die möglichst langfristig Farbtonveränderungen der Fassade entgegenwirkt. Das Spiel von Licht und Schatten darf durch verblasste Farben oder Pilz- und Algenbefall nicht seinen Reiz verlieren.
Verwendet wurde der mineralische Edelputz Hydrocon von quick-mix und ein WDVS desselben Herstellers. Den Zuschlag für diese Produkte erteilten Architekt und der beauftragte Generalunternehmer Geiger Schlüsselfertigbau GmbH & Co. KG aus Augsburg nach Begutachtung einer verhältnismäßig großen Musterfläche, die die Ausführung eines halben Fensters inklusive der projektkritischen Laibungen mit einschloss.
Mit kontrolliertem Feuchtehaushalt gegen Farbtonveränderungen
Der mineralische Edelputz Hydrocon verfügt über eine HydroControl genannte Technologie. Sie richtet sich gegen die häufigsten Auslöser von Farbtonveränderungen an Fassaden: Calciumcarbonat-Ausblühungen sowie Algen- und Pilzbefall. Hauptursache dieser Probleme ist Feuchtigkeit. Denn sie kann als Transportmittel für lösliche Stoffe aus Mauerwerk und Mörteln dienen. Gelangen diese mit der Feuchtigkeit bis an die Oberfläche kann das zu Ausblühungen führen.Zudem schafft eine erhöhte Feuchtigkeit eine hervorragende Lebensgrundlage für Mikroorganismen wie Algen und Pilze.
Mit sinkenden Temperaturen bildet sich besonders im Frühjahr und Herbst, wenn es starke Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht gibt, zunehmend Taufeuchtigkeit auf der Fassade. Diese sammelt sich in Form von feinen Wassertropfen auf der Putzoberfläche und begünstigt das Algen- und Pilzwachstum. Der Hydrocon Edelputz kann dieses Tauwasser durch seine teilhydrophobe Einstellung vorübergehend aufnehmen und in der Putzschicht speichern. Regenwasser dagegen perlt aufgrund der Struktur des Putzes von vornherein ab. Algen und Pilzen wird so die lebensnotwendige Feuchtigkeit entzogen und das Befallsrisiko wird deutlich minimiert.
Steigen die Außentemperaturen wieder an, wird die gespeicherte Feuchtigkeit aufgrund der hohen Diffusionsfähigkeit des Putzes kontinuierlich durch Verdunstung wieder abgegeben. Dank der besonderen Bindemittelkombination reduziert der Hydrocon Edelputz das Risiko von Calciumcarbonat-Ausblühungen. Feuchtigkeit, die beispielsweise durch bauliche Mängel ins Mauerwerk eingedrungen ist, kann zwar nach außen wandern, aber die Carbonate, die für die Ausblühungen hauptsächlich verantwortlich sind, werden nicht aus dem Untergrund durch die Putzschicht bis an die Oberfläche transportiert. Hydrocon wirkt hier wie eine Barriere. Gerade bei intensiven Farbtönen sorgt der Putz dafür, dass die Fassade dauerhaft ihre strahlende Leuchtkraft behält.
Ein wichtiger Grund für Architekt und Bauunternehmer sich beim WMF-Gebäude für Hydrocon zu entscheiden, war allerdings die biozidfreie Technologie des Putzes. Der rein mineralische Putz enthält keinerlei biozide Stoffe, die im Laufe der Jahre ausgewaschen werden und ins Grundwasser gelangen könnten. Die leuchtend weiße Fassade mit dem besonderen Lichtspiel wird durch den Edelputz von quick-mix auf umweltfreundliche Weise erhalten.
Der Putz entfaltet seine Wirkung dank des eingebauten HydroControl- Effekts auch ohne einen zusätzlichen Farbanstrich. Wenn allerdings ein Anstrich erfolgen soll, ist dafür eine Kombination mit der Hydrocon Color Fassadenfarbe HC 325 erforderlich. Diese Farbe ist ebenfalls mit der HydroControl-Technologie ausgestattet und passend zum Putz teilhydrophob eingestellt sowie hoch wasserdampfdiffusionsfähig. Auch in Jettingen-Scheppach wurde die Putzschicht mit diesem Farbanstrich versehen. Dabei wurde hauptsächlich ein leuchtend weißer Farbton verwendet. Nur ein kleiner Bereich im Erdgeschoss auf der Rückseite des Gebäudes, der einige Fenster und den Zugang zum Parkplatz umfasst, wurde in einem Anthrazit- Farbton ausgeführt.
Mit Glühdrähten in Form gebracht: das WDVS
Der Entwurf des Architekten enthielt eine besondere Herausforderung für das mit den Fassadenarbeiten betreute Unternehmen SABA trust Fassadentechnik GmbH aus München: die asymmetrischen, schräg zulaufenden Fensterlaibungen. Sie machten es erforderlich, das an die Fenster anschließende WDVS auf diesen ungewöhnlichen Querschnitt zuzuschneiden. Die längsten Laibungen erreichten dabei eine Ausdehnung von 157 cm. Die Wärmedämmung des Mauerwerks erfolgte mit einem WDVS von quick-mix, basierend auf den Lobatherm EPS Fassadendämmplatten. Die Dämmplatten mit den Abmessungen 100 x 50 cm wurden in einer Dämmstoffdicke von 200 mm aufgebracht. Um die Dämmplatten in den Bereichen der Fenster- und Türlaibungen genau auf die erforderlichen Maße zu bringen, entschieden sich die Fassadentechniker für ein ungewöhnliches Verfahren. Die Schrägen und Innenkanten der Dämmplatten wurden vor Ort grob auf die richtigen Dimensionen gebracht. Den endgültigen Laibungswinkel stellten die Fassadenbauer aber erst fertig, nachdem die Dämmplatten an der
Wand angebracht waren. Dazu setzten sie einen Glühdraht ein, mit dem sich die Platten mit entsprechender Planung sehr genau auf das vorgegebene Maß zuschneiden ließen. Sie erzielten damit über die gesamte Fassadenfläche von circa 1.600 m² ein überaus gleichmäßiges Ergebnis. Als Armierung wurde eine sogenannte „Mittelschicht-Armierung“ aufgebracht, die mit einer Dicke von 8 mm stoßfester ist als herkömmlich verwendete Armierungen mit 4–5 mm Dicke. Zudem bietet die etwas dickere Schicht eine größere Saugfähigkeit, so dass der Putz einen Teil der auftretenden Feuchtigkeit in die Armierung ableiten kann, die damit praktisch wie eine „Speichererweiterung“ für den Oberputz wirkt. Auf die Armierung kam dann die Putzschicht mit dem mineralischen Edelputz Hydrocon. Der Putzauftrag erfolgte einlagig, in 2 mm Stärke. Ausgeführt wurde der Putz als Scheibenputz. Abschließend erfolgte ein Anstrich mit der Hydrocon Color Fassadenfarbe. Unverkennbar verdeutlichen die Fensterbänke den ungewöhnlichen Ansatz für die Ausformung der Laibungen. Hier sieht man wie schräg die Laibungen tatsächlich zum Fenster hin zulaufen. Insofern stellte auch das Planen und Anfertigen der Fensterbänke eine besondere Herausforderung dar. Denn diese sind ebenfalls asymmetrisch geformt, damit sie sich an die ungewöhnlichen Fensterlaibungen anpassen.
Schutz für Fassade und Umwelt
Dass die Fassade ihre ursprüngliche Farbgebung langfristig bewahrt, ist bei vielen Bauwerken ein wichtiger Faktor. Das WMF Gebäude gewinnt aus dem Spiel mit Licht und Schatten des leuchtenden Farbtons allerdings einen besonderen Reiz. Hier kommen die Stärken des mineralischen Edelputzes Hydrocon zur Geltung. Die Fassadenbauer haben festgestellt, dass der Putz genauso leicht zu verarbeiten ist, wie herkömmliche Oberputze. Dabei bietet er aber langfristig deutliche Vorteile, denn der Farbton bleibt wesentlich besser gegen Veränderungen durch die Folgen von unregulierter Feuchtigkeit geschützt. Und dieser Vorteil wird nicht auf Kosten der Umwelt erreicht, denn der Putz ist biozidfrei.
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