Architekturobjekte
Verwaltungsgebäude mit Kundencenter e-regio
53881 Euskirchen, Rheinbacher Weg 10
Mit freundlicher Unterstützung von Odenwald Faserplattenwerk (OWA)
Mit freundlicher Unterstützung von Odenwald Faserplattenwerk (OWA)
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Rheinbacher Weg 10, 53881 Euskirchen, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
03.2016
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Architektur für offene Kommunikation
Akustiksysteme, die unter die fertige Decke gehängt werden, verbessern die Raumakustik und können zugleich unverwechselbare optische Akzente setzen. Sie sind nicht nur für bestehende Gebäude geeignet, wie das Foyer eines Neubaus in Euskirchen zeigt. Die Büroräume erhielten eine Akustikdecke, die mit einer dezenten Kontur einen innenarchitektonischen Akzent setzt.
Es ist sicher nicht immer möglich, die Neuausrichtung der Unternehmensphilosophie auch in einer veränderten baulichen Umgebung darzustellen. Wenn es sich aber so ergibt, kann die neue architektonische Hülle die veränderte Unternehmensausrichtung sehr zeitgemäß und spannend visualisieren, wie das Beispiel von e-regio zeigt: Weil das Verwaltungsgebäude zu klein geworden war, musste 2014/15 ein Neubau für die mittlerweile rund 100 Mitarbeiter errichtet werden. Parallel liefen die Vorbereitungen zur Neuaufstellung des Unternehmens, die im Frühjahr 2016 in den neuen Räumen und mit dem neuen Namen e-regio ihren sichtbaren Ausdruck fand.
Das „e“ steht für die Versorgung mit Energie in jeder Hinsicht, denn e-regio kümmert sich heute nicht mehr nur um Gas, sondern ist Dienstleister rund um Strom, Wasser, Abwasser, Wärmelösungen, Mobilität, Biogasaufbereitung und erneuerbare Energien. Mit „regio“ bekräftigt das Unternehmen seine Verwurzelung vor Ort und seine Nähe zu den Kunden, die im stark Internet-gestützten und dann eher unpersönlichen Energiemarkt als ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal gegenüber Wettbewerbern gesehen wird.
Das neue Firmengebäude und speziell sein Foyer stellen die architektonische Umsetzung dieser programmatischen Kundennähe dar. Denn Kunden und Mitarbeiter erleben nach dem Eintritt keine anonyme Halle, die einfach nur die Verkehrsströme im Haus verteilen soll, sondern einen hellen und großzügigen Raum mit hoher Aufenthaltsqualität. Das Foyer ist zugleich das Kundencenter, sodass Kunden ohne weite Wege und lange Flure direkt zum Ansprechpartner für ihr Anliegen gelangen. Die äußere und innere Transparenz des Foyers, die klare Wegezuordnung und die mit Clouds aus der OWAconsult® collection sorgfältig austarierte Akustik des rund 200 m² großen Raumes unterstreichen bewusst den Gedanken der offenen Kommunikation von e-regio gegenüber Kunden und Mitarbeitern. Über die Treppe im Foyer und die anschließenden Flure gelangen die Mitarbeiter in ihre Büros, wo mit mineralischen Deckenplatten aus der OWAlifetime collection eine andere, in diesem Fall die Ruhe und die Konzentration fördernde Raumakustik verwirklicht wurde.
Raumakustische Varianten berechnet
Der langgestreckte zweigeschossige Verwaltungsneubau von e-regio wurde von PE Becker GmbH, Architekten und Ingenieure aus Kall entworfen, die auch alle weiteren Planungen sowie die Bauüberwachung und Bauleitung bis zur schlüsselfertigen Übergabe verantwortete. An der Gestaltung des Foyers und der Innenausstattung wirkte außerdem Dipl.-Ing. Innenarchitektin Anne Wahlen, Rheinbach, mit.
Durch die Gebäudekonstruktion aus Stahlbeton sowie die großflächigen inneren und äußeren Fenster weisen die Räume viele so genannte schallharte Oberflächen auf, die einen hohen Anteil der auftreffenden Schallenergie reflektieren. Dadurch kann es zu einem hohen Grundgeräuschpegel und zu einer teilweise verzerrten Wahrnehmung gesprochener Worte kommen. Von Anfang an war deshalb klar, dass die Hörsamkeit in den Büroräumen durch einen textilen Fußbodenbelag und zusätzlich durch Akustikdecken verbessert werden sollte.
Im viel begangenen Foyer besteht der Fußboden aus leicht zu pflegenden und zu reinigenden Natursteinplatten, sodass hier allein die Decke für die Steuerung der Raumakustik zur Verfügung stand. Der Akustikspezialist OWA, Odenwald Faserplattenwerk GmbH aus Amorbach nahm deshalb Berechnungen der Nachhallzeit für das Raumvolumen von etwa 1.220 m³ vor und empfahl verschiedene Deckenvarianten, die eine möglichst ruhige Grundstimmung, dabei aber auch eine anstrengungsfreie Sprachkommunikation im Kundencenter gewährleisten konnten.
Wie zufällig hingetupfte Clouds
Der Bauherr, das Planungsteam von PE Becker und die Innenarchitektin bewerteten gemeinsam die unterschiedlichen Lösungen im Hinblick auf die technischen Randbedingungen, die raumästhetische Wirkung und natürlich auch die Kosten. Die Wahl fiel schließlich auf eine geschlossene und ungelochte Gipsdecke, unter die zur gezielten Beeinflussung der Schallreflexion insgesamt 20 Clouds gehängt wurden.
Jede dieser Clouds aus der OWAconsult® collection ist ein Lamellenpaket mit Lamellen von wahlweise 150 mm oder 200 mm Höhe, die als senkrechte Absorber mit einem System zugehörigen Konstruktionspaket unter der fertigen Decke montiert werden. Sie weisen durch ihre senkrechte Orientierung deutlich mehr akustisch wirksame Fläche auf, als es in der Ansicht von unten zunächst erscheint.
Die optische Besonderheit der Clouds ergibt sich aus den unterschiedlichen Längen der einzelnen Lamellen im Paket, die im fertig montierten Zustand die ästhetische Grundfigur eines Kreises bilden. Diese Kreise können frei auf der Deckenfläche verteilt, aber vor allem auch ineinander geschoben werden, sodass der namengebende Eindruck von leichten Wölkchen am Himmel entsteht.
Mit einer scheinbar zufälligen Anordnung einzelner oder ineinander geschobener Kreise und der Zusammenstellung verschiedener Lamellenhöhen lassen sich sehr individuelle, fast schon spielerische Deckenansichten gestalten. Auch die Verteilung der Clouds bei e-regio wirkt wie spontan hingetupft, folgt aber in Wirklichkeit einem genau geplanten innenarchitektonischen Konzept. Etwa indem die Richtung der Lamellen die Fluchtlinie des Tresens aufnimmt und in die Tiefe des Raumes hineinführt. Oder indem die Konzentration der Clouds im Zusammenspiel mit den Leuchten nach dem Lichtdesign von Tobias Grau den Blick ins Zentrum und damit auf die Treppe sowie den Wartebereich lenkt. Dort nehmen die Sessel die runde Form der Clouds auf und schaffen so eine weitere optische Relation zwischen dem Raum und der Decke in etwas mehr als 6 m Höhe.
Akustikdecke mit dezenter Kontur
Der Maler- und Trockenbaubetrieb Bohsem, Inhaber Dirk Becker e. K., übernahm die Montage der Clouds, für die das System zugehörige Konstruktionspaket sowohl den anzuschraubenden Basisträger als auch alle erforderlichen Befestigungs- und Verbindungsmittel enthält. Hier handelte es sich um den Einsatz in einem Neubau, wegen ihrer einfachen Montage unter der Decke sind die Clouds jedoch auch für die raumakustische Verbesserung in bestehenden und fertig ausgebauten Räumen geeignet. Ebenso können vorhandene Cloud-Kompositionen nachträglich ergänzt oder erweitert werden, ohne dass dabei Beeinträchtigungen durch Schmutz oder eine erneute Deckenöffnung entstehen.
Die Innenarchitektur lenkt den Blick nicht nur innerhalb des Foyers, sondern führt ihn über die inneren Fenster im Obergeschoss auch in die angrenzenden Bürobereiche. Unmittelbar zu sehen ist einer der Besprechungsräume mit der im Back Office durchgängig verwendeten Akustikdecke im Dessin Sternbild.
Die weißen Mineralplatten mit der charakteristischen Sternbild-Lochung bilden hier regelmäßige zentrale Deckenfelder, die von einem Gipsplattenfries eingefasst werden. Diese Anordnung setzt sich in den Büros und den Fluren so fort, dass Bewegungs- und Verkehrsflächen stets glatte Deckenansichten zeigen, während über Arbeitsplätzen das Raster der akustisch wirksamen Decke vorherrscht. Die Raumakustik wird zielgenau dort verbessert, wo eine konzentrationsfördernde und ruhige Atmosphäre benötigt wird. Gleichzeitig lassen sich mit der Frieslösung Plattenzuschnitte vermeiden, sodass die Bürobereiche von einem harmonisch gleichmäßigen Raster 625 × 625 mm geprägt sind.
Die Platten wurden mit der sichtbaren Konstruktion System S 3a montiert, die ein Herausnehmen jeder einzelnen Deckenplatte erlaubt. Dadurch ist die leichte Zugänglichkeit zu allen Installationen im Deckenhohlraum gewährleistet. Selbst die geschlossenen Decken in den Fluren wurden so konzipiert, dass alle erforderlichen Wartungsarbeiten von Öffnungen in der Rasterdecke aus erledigt werden können.
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