Heinze ArchitekturAWARD 2023: Teilnehmer
Verwaltungsgebäude Tierpark Berlin-Friedrichsfelde
10319 Berlin, Am Tierpark 125
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: ZRS Architekten GvA mbH
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Am Tierpark 125, 10319 Berlin, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
11.2019
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Bauweise
Holzhybridbau
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
12.025 m³
Bruttogrundfläche
3.556 m²
Nutzfläche
2.256 m²
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
2017 beauftrage der Tierpark ZRS Architekten Ingenieure mit der Sanierung des Gebäudes. Die Sanierung beinhaltete eine energetisch sinnvolle und wirtschaftliche Umgestaltung der äußeren Hülle, um den Energieverbrauch zu reduzieren und die Nutzungsmöglichkeiten zu erweitern. Im Inneren wurden voranging Instandsetzungsmaßnahmen umgesetzt, welche die Wiedernutzbarmachung der Räumlichkeiten ermöglichen. Der Brandschutz wurde gemäß heutigen Anforderungen sichergestellt und die Raumstrukturen wurden mit kleineren Eingriffen an den Bedarf des Tierparks angepasst. Zudem erfolgte eine Modernisierung der Gebäudetechnik bei der die Heizungs-, Sanitär, Lüftungs- und Elektroinstallationen vollständig ausgetauscht wurde. Der sanierte Verwaltungsbau konnte im Herbst 2019 wieder bezogen werden und ist nun das „neue alte Gesicht“ des Tierparks zum öffentlichen Raum.
Parallel zur Straße „Am Tierpark“ befindet sich der Nord-Süd-ausgerichtete Gebäuderiegel und bildet zugleich die Grenze von dem öffentlich zugänglichen Raum und dem Wirtschaftsgelände des Tierparks. Der klar gerasterte Bau verfügt über drei Vollgeschosse und ein Untergeschoss. In erster Linie sind hier Büro- und Besprechungsräume sowie weitere Funktionsräume wie Archiv, Lager etc. untergebracht. Die ursprüngliche Erschließungssituation mit dem Haupteingang zur Straße wurde nicht beibehalten. Vielmehr hat sich der Nordeingang aufgrund der kürzeren Wege etabliert und wurde durch ein Vordach als neuer Haupteingang aufgewertet. An der Ostfassade wurde ein neuer Aufzug angebaut, welcher an das bestehende Haupttreppenhaus anbindet. Er ermöglicht als „Durchlader“ den barrierefreien Zugang zu allen Geschossen und zur Straßenebene. Der bauzeitliche Haupteingang inklusive Treppenanlage und Vordach wurde rückgebaut.
Beschreibung der Besonderheiten
Die in den 1960er-Jahren als Innovation realisierte Fassade bestand aus Paneelen zum Raumabschluss und einer vorgehängten Fassade aus Zementfaserplatten. Die Innovation lag in dem raumabschließenden Element, das sich aus raumhohen Modulen zusammensetzte. Die Module bestanden aus einem U-Profil-Stahlrahmen, in die ein Sandwich aus zwei Gips-Schichten und eine „Kerndämmung“ aus Mineralwolle eingebaut waren. Die bestehende Außenwand wurde vollständig zurückgebaut und gegen eine neue Wandkonstruktion in Holztafelbauweise mit hinterlüfteter Fassade und Zellulosedämmung ersetzt. Die neue Fassadenkonstruktion besteht, ähnlich der Bestandskonstruktion, aus an den Ringankern aufgehängten Wandelementen und konnte aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades schnellstmöglich nach Demontage der Bestandswände den Raumabschluss wieder gewährleisten. Das Raster der Verankerungspunkte entspricht denen des Bestands, das Eigengewicht der neuen Wandkonstruktion ist leichter als das der bestehenden Wand. Somit konnte auf einen Nachweis der gesamten Gebäudestatik verzichtet werden.
Es wurde eine einfache, vertikale Holzverschalung aus lasiertem Lärchenholz ausgewählt. In der Fassadengestaltung setzen sich der Bereich des ehemaligen Haupteinganges und die innere Struktur des klassischen Mittelganges durch eine andere Fassadengliederung und Materialität (Putz) ab. In den Putzflächen konnten Nistkästen für unter anderem Fledermäuse und Haussperlinge integriert werden.
INNENAUSBAU
Der für die Bauzeit typische Innenausbau konnte soweit wie möglich erhalten werden. Das trifft die furnierten Innenausbauten der Direktion genauso wie die durchgängig an den Mittelwänden angeordneten einfachen Einbauschränke und die typischen Gipskassetten-Akustikdecken. Die Sanierung im Innern konzentrierte sich auf die Brandschutzertüchtigung (Anpassung an aktuellen Standard) sowie die Sanitärbereiche. Die Wand- und Deckenoberflächen wurden renoviert, der Bodenbelag musste größtenteils erneuert werden.
Durch diese minimalen Eingriffe in die vorhandene Bausubstanz wurde das Verwaltungsgebäude des Tierparks Berlin-Friedrichsfelde seiner alten Nutzung zurückgeführt und energetisch sinnvoll und wirtschaftlich saniert.
Nachhaltigkeit
Das Energiekonzept zeichnet sich durch seinen konsequenten Low-Tech-Ansatz aus. Die neue Gebäudehülle in diffusionsoffener Holztafelbauweise mit 28 cm Naturdämmstoff und 3-fach verglasten Holz-Alu-Fenstern würde den KfW-40-Standard spielend erfüllen. Durch den außenliegenden Sonnenschutz und die hohe thermische Masse des Bestandes kann in Verbindung mit einer freien Nachtlüftung auf aktive Kühlung verzichtet werden. Ebenso wurde bewusst auf mechanische Lüftungstechnik verzichtet.
Der Tierpark verfügt seit den 60er Jahren über ein eigenes Nahwärmenetz, an welches sämtliche Bestandsgebäude angeschlossen sind. Die Wärmeerzeugung erfolgt über ein gasbetriebenes BHKW. Ziel war es auch bei der Wärmeversorgung die vorhandenen Strukturen weiter zu nutzen. Das Wärmenetz ist in einem guten Zustand und die zentrale Wärmeerzeugung des Tierparks wird zurzeit modernisiert.
Im Gebäude wurde die Wärmeversorgung inkl. Übergabestation Nahwärme vollständig erneuert (Heizkörper).
Da die Wärmeversorgung über das bestehende Netz erhalten blieb war der EnEV-Nachweis im Bauteilverfahren zu erstellen. Ein gesetzlichen Anforderungswert zum Primärenergiebedarf gab es somit nicht. Trotzdem wurde zusätzlich eine Energiebilanz des Gesamtgebäudes gerechnet und Varianten der energetischen Sanierung wurden durchgespielt. Mit der realisierten Sanierung konnte der Primärenergiebedarf gegenüber dem Ausgangszustand um 50% verringert werden. Der Endenergiebedarf konnte sogar um 54% verbessert werden.
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurden weitere Nutzungsszenarien des Bestandes durchgespielt um eine zukünftige Erweiterbarkeit zu prüfen. Unter anderem wurde die Aufstockung um ein weiteres Geschoss in Holzbauweise als möglich Option geprüft und nachgewiesen. Weiterhin bietet der Hochkeller mit seiner großen Raumhöhe ein enormes Potential und könnte in Verbindung mit Lichthöfen / Abböschungen auch weitere hochwertige Nutzungen aufnehmen. Die Belegung der Dachfläche mit einem Gründach und einer PV-Anlage wurde ebenfalls untersucht, könnte aus Budgetgründen jedoch nicht realisiert werden. Der Tierpark bemüht sich jedoch darum, die Dachfläche über ein Contractingmodell zur Energiegewinnung zu nutzen.
KREISLAUGGEREICHTES BAUEN – MATERIALKONZEPT
Das Bestandsgebäude als DDR-Systembau Typ „SK Berlin“ stellt sich mit seiner gesamten Skelettstruktur und Fügung aus Beton-Fertigteilen als sehr flexibel und wandelbar dar und kann auf wechselnde Bedarfe der Nutzer reagieren. Beim Austausch der nichttragenden Außenwandelemente wurden die bauzeitlichen Aufhängepunkte wiederverwendet. Zum Anhängen der vorgefertigten Elemente wurden Schraubverbindungen gewählt. Ganze Fassadenelemente könnten so demontiert und wiederverwendet werden. Sollte eine Wiederverwendung ganzer Elemente nicht infrage kommen, so lassen sich die Schichten der Tafelbauelemente in ihre Materialfraktionen (Massivholz, Holzfaserdämmung, OSB-Platten) trennen und den Stoffkreisläufen der Holzindustrie zuführen (Kaskadennutzung bis hin zur thermischen Verwertung).
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Gas
Objektdetails
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