Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2023: Teilnehmer


Verwaltungs­gebäude Tierpark Berlin-Friedrichsfelde

10319 Berlin, Am Tierpark 125

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: ZRS Architekten GvA mbH

Ansicht von Nordosten - Verwaltungs­gebäude Tierpark Berlin-Friedrichsfelde

© Matt Crabbe

Außenansicht von Südosten - Verwaltungs­gebäude Tierpark Berlin-Friedrichsfelde

© Matt Crabbe

Fassadenerscheinung, Detail - Verwaltungs­gebäude Tierpark Berlin-Friedrichsfelde

© Matt Crabbe

Westfassade mit Eingangsbereich und neuem Aufzug - Verwaltungs­gebäude Tierpark Berlin-Friedrichsfelde

© Matt Crabbe

Befestigung der Holztafelbauelemente - Verwaltungs­gebäude Tierpark Berlin-Friedrichsfelde

© ZRS Architekten Ingenieure & Tierpark Berlin

Vorfertigung der Holztafelbauelemente - Verwaltungs­gebäude Tierpark Berlin-Friedrichsfelde

© ZRS Architekten Ingenieure & Tierpark Berlin

Konferenzraum mit erhaltener Akustikdecke und Einbauschränken - Verwaltungs­gebäude Tierpark Berlin-Friedrichsfelde

© Matt Crabbe

Büroräume mit erhaltenen Einbauschränke und Kassettendecken - Verwaltungs­gebäude Tierpark Berlin-Friedrichsfelde

© Matt Crabbe

Treppenhaus mit erhaltenen Terrazzoplatten - Verwaltungs­gebäude Tierpark Berlin-Friedrichsfelde

© Matt Crabbe

Ansicht von Am Tierpark, vor der Sanierung - Verwaltungs­gebäude Tierpark Berlin-Friedrichsfelde

© Matt Crabbe

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: ZRS Architekten GvA mbH

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Am Tierpark 125, 10319 Berlin, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Sanierung / Modernisierung

Fertigstellungstermin

11.2019

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

ZRS Architekten GvA mbH

Schlesische Str. 26

10997 Berlin

Deutschland

Tel. +49 30 3980095-0

info@zrs.berlin

Fachplanung: Tragwerksplanung

ZRS Ingenieure

Schlesische Straße 26

10997 Berlin

Deutschland

Fachplanung: Gebäudetechnik

IGZ Ingenieurgesellschaft Zimmermann mbH

Türrschmidtstraße 7-8

10317 Berlin

Deutschland

Bauleistung: Zimmerei, Ingenieurholzbau

Sieveke GmbH Zimmerei

Bakumer Str. 24

49393 Lohne

Deutschland

Tel. +49 4442 92820

info@sieveke.de

Verwendete Produkte

GUTEX-Holzfaserplattenwerk

Dämmplatten

GUTEX Multitherm

Norbord N.V.

OSB-Platten

SterlingOSB-Zero

Ruthmann GmbH

Zellulosedämmung

CLIMATIZER® PLUS PREMIUM

WAREMA Renkhoff SE

Außenjalousien

WAREMA Raffstore/Außen-Jalousie

Gebäudedaten

Bauweise

Holzhybridbau

Tragwerkskonstruktion

Stahlbeton

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttorauminhalt

12.025 m³

 

Bruttogrundfläche

3.556 m²

 

Nutzfläche

2.256 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Der Tierpark Berlin-Friedrichsfelde eröffnete 1955 in Konkurrenz zum Zoologischen Garten Westberlins auf dem Gelände des ehemaligen Schlossparks Friedrichsfelde und ist heute der größte Landschaftstierpark Europas. Nach der Wiedervereinigung begannen die beiden Berliner Zoos mit ihren jeweiligen Besonderheiten und Stärken zu kooperieren. Zudem musste der Tierpark in Berlin-Friedrichsfelde saniert und erneuert werden: Viele Provisorien, die damals in der DDR aufgrund fehlender Baustoffe am Zerfallen waren, konnten durch solide Zweckbauten ersetzt werden. Die Verwaltung brachte man aufgrund unzumutbarer Arbeitsbedingungen (wie Zugerscheinungen, Überhitzung und Strahlungskälte im ursprünglichen Verwaltungsgebäude) im Schloss Friedrichsfelde unter. So stand das Verwaltungsgebäude, ein DDR-Skelettbau aus den 1960er-Jahren, für einige Jahre leer.

2017 beauftrage der Tierpark ZRS Architekten Ingenieure mit der Sanierung des Gebäudes. Die Sanierung beinhaltete eine energetisch sinnvolle und wirtschaftliche Umgestaltung der äußeren Hülle, um den Energieverbrauch zu reduzieren und die Nutzungsmöglichkeiten zu erweitern. Im Inneren wurden voranging Instandsetzungsmaßnahmen umgesetzt, welche die Wiedernutzbarmachung der Räumlichkeiten ermöglichen. Der Brandschutz wurde gemäß heutigen Anforderungen sichergestellt und die Raumstrukturen wurden mit kleineren Eingriffen an den Bedarf des Tierparks angepasst. Zudem erfolgte eine Modernisierung der Gebäudetechnik bei der die Heizungs-, Sanitär, Lüftungs- und Elektroinstallationen vollständig ausgetauscht wurde. Der sanierte Verwaltungsbau konnte im Herbst 2019 wieder bezogen werden und ist nun das „neue alte Gesicht“ des Tierparks zum öffentlichen Raum.

Parallel zur Straße „Am Tierpark“ befindet sich der Nord-Süd-ausgerichtete Gebäuderiegel und bildet zugleich die Grenze von dem öffentlich zugänglichen Raum und dem Wirtschaftsgelände des Tierparks. Der klar gerasterte Bau verfügt über drei Vollgeschosse und ein Untergeschoss. In erster Linie sind hier Büro- und Besprechungsräume sowie weitere Funktionsräume wie Archiv, Lager etc. untergebracht. Die ursprüngliche Erschließungssituation mit dem Haupteingang zur Straße wurde nicht beibehalten. Vielmehr hat sich der Nordeingang aufgrund der kürzeren Wege etabliert und wurde durch ein Vordach als neuer Haupteingang aufgewertet. An der Ostfassade wurde ein neuer Aufzug angebaut, welcher an das bestehende Haupttreppenhaus anbindet. Er ermöglicht als „Durchlader“ den barrierefreien Zugang zu allen Geschossen und zur Straßenebene. Der bauzeitliche Haupteingang inklusive Treppenanlage und Vordach wurde rückgebaut.

Beschreibung der Besonderheiten

FASSADE
Die in den 1960er-Jahren als Innovation realisierte Fassade bestand aus Paneelen zum Raumabschluss und einer vorgehängten Fassade aus Zementfaserplatten. Die Innovation lag in dem raumabschließenden Element, das sich aus raumhohen Modulen zusammensetzte. Die Module bestanden aus einem U-Profil-Stahlrahmen, in die ein Sandwich aus zwei Gips-Schichten und eine „Kerndämmung“ aus Mineralwolle eingebaut waren. Die bestehende Außenwand wurde vollständig zurückgebaut und gegen eine neue Wandkonstruktion in Holztafelbauweise mit hinterlüfteter Fassade und Zellulosedämmung ersetzt. Die neue Fassadenkonstruktion besteht, ähnlich der Bestandskonstruktion, aus an den Ringankern aufgehängten Wandelementen und konnte aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades schnellstmöglich nach Demontage der Bestandswände den Raumabschluss wieder gewährleisten. Das Raster der Verankerungspunkte entspricht denen des Bestands, das Eigengewicht der neuen Wandkonstruktion ist leichter als das der bestehenden Wand. Somit konnte auf einen Nachweis der gesamten Gebäudestatik verzichtet werden.

Es wurde eine einfache, vertikale Holzverschalung aus lasiertem Lärchenholz ausgewählt. In der Fassadengestaltung setzen sich der Bereich des ehemaligen Haupteinganges und die innere Struktur des klassischen Mittelganges durch eine andere Fassadengliederung und Materialität (Putz) ab. In den Putzflächen konnten Nistkästen für unter anderem Fledermäuse und Haussperlinge integriert werden.

INNENAUSBAU
Der für die Bauzeit typische Innenausbau konnte soweit wie möglich erhalten werden. Das trifft die furnierten Innenausbauten der Direktion genauso wie die durchgängig an den Mittelwänden angeordneten einfachen Einbauschränke und die typischen Gipskassetten-Akustikdecken. Die Sanierung im Innern konzentrierte sich auf die Brandschutzertüchtigung (Anpassung an aktuellen Standard) sowie die Sanitärbereiche. Die Wand- und Deckenoberflächen wurden renoviert, der Bodenbelag musste größtenteils erneuert werden.

Durch diese minimalen Eingriffe in die vorhandene Bausubstanz wurde das Verwaltungsgebäude des Tierparks Berlin-Friedrichsfelde seiner alten Nutzung zurückgeführt und energetisch sinnvoll und wirtschaftlich saniert.

Nachhaltigkeit

ENERGIEKONZEPT
Das Energiekonzept zeichnet sich durch seinen konsequenten Low-Tech-Ansatz aus. Die neue Gebäudehülle in diffusionsoffener Holztafelbauweise mit 28 cm Naturdämmstoff und 3-fach verglasten Holz-Alu-Fenstern würde den KfW-40-Standard spielend erfüllen. Durch den außenliegenden Sonnenschutz und die hohe thermische Masse des Bestandes kann in Verbindung mit einer freien Nachtlüftung auf aktive Kühlung verzichtet werden. Ebenso wurde bewusst auf mechanische Lüftungstechnik verzichtet.
Der Tierpark verfügt seit den 60er Jahren über ein eigenes Nahwärmenetz, an welches sämtliche Bestandsgebäude angeschlossen sind. Die Wärmeerzeugung erfolgt über ein gasbetriebenes BHKW. Ziel war es auch bei der Wärmeversorgung die vorhandenen Strukturen weiter zu nutzen. Das Wärmenetz ist in einem guten Zustand und die zentrale Wärmeerzeugung des Tierparks wird zurzeit modernisiert.
Im Gebäude wurde die Wärmeversorgung inkl. Übergabestation Nahwärme vollständig erneuert (Heizkörper).
Da die Wärmeversorgung über das bestehende Netz erhalten blieb war der EnEV-Nachweis im Bauteilverfahren zu erstellen. Ein gesetzlichen Anforderungswert zum Primärenergiebedarf gab es somit nicht. Trotzdem wurde zusätzlich eine Energiebilanz des Gesamtgebäudes gerechnet und Varianten der energetischen Sanierung wurden durchgespielt. Mit der realisierten Sanierung konnte der Primärenergiebedarf gegenüber dem Ausgangszustand um 50% verringert werden. Der Endenergiebedarf konnte sogar um 54% verbessert werden.
Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie wurden weitere Nutzungsszenarien des Bestandes durchgespielt um eine zukünftige Erweiterbarkeit zu prüfen. Unter anderem wurde die Aufstockung um ein weiteres Geschoss in Holzbauweise als möglich Option geprüft und nachgewiesen. Weiterhin bietet der Hochkeller mit seiner großen Raumhöhe ein enormes Potential und könnte in Verbindung mit Lichthöfen / Abböschungen auch weitere hochwertige Nutzungen aufnehmen. Die Belegung der Dachfläche mit einem Gründach und einer PV-Anlage wurde ebenfalls untersucht, könnte aus Budgetgründen jedoch nicht realisiert werden. Der Tierpark bemüht sich jedoch darum, die Dachfläche über ein Contractingmodell zur Energiegewinnung zu nutzen.

KREISLAUGGEREICHTES BAUEN – MATERIALKONZEPT
Das Bestandsgebäude als DDR-Systembau Typ „SK Berlin“ stellt sich mit seiner gesamten Skelettstruktur und Fügung aus Beton-Fertigteilen als sehr flexibel und wandelbar dar und kann auf wechselnde Bedarfe der Nutzer reagieren. Beim Austausch der nichttragenden Außenwandelemente wurden die bauzeitlichen Aufhängepunkte wiederverwendet. Zum Anhängen der vorgefertigten Elemente wurden Schraubverbindungen gewählt. Ganze Fassadenelemente könnten so demontiert und wiederverwendet werden. Sollte eine Wiederverwendung ganzer Elemente nicht infrage kommen, so lassen sich die Schichten der Tafelbauelemente in ihre Materialfraktionen (Massivholz, Holzfaserdämmung, OSB-Platten) trennen und den Stoffkreisläufen der Holzindustrie zuführen (Kaskadennutzung bis hin zur thermischen Verwertung).

Schlagworte

Holzbau, Sanierung, Kreislaufgerechtes Bauen, Holzfassade, Energieeffizienz

Energetische Kennwerte

Energetische Kennwerte

Primärenergie

Gas

Objektdetails

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