Heinze ArchitekturAWARD 2020: Teilnehmer
Vierfamilienhaus Athener Straße
81545 München, Athener Str. 38-40
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Hahn Wensch Architekten PartG mbB
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Athener Str. 38-40, 81545 München, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
05.2017
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Ziegelmauerwerk
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttogrundfläche
1.100 m²
Wohnfläche
660 m²
Kosten
Gesamtkosten der Maßnahme (ohne Grundstück)
2.000.000 Euro
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Der Neubau ähnelt auf diese Weise straßenseitig der vorherigen Bebauungsstruktur der zwei Einzelhäuser. Das mehrfach geneigte Dach fasst jedoch mit seinen Faltungen alle Gebäudeteile zusammen und betont so die Einheit als ein Gebäude. Neben den beiden Eckhäusern mit je einer Wohneinheit beherbergt der Mittelteil zwei weitere Wohneinheiten. Die Fassade öffnet sich im Südwesten mit großen Fenstern und Balkonen zur Gartenseite.
Im Inneren entwickeln sich die Wohnräume jeweils über Treppen, Lufträume und Galerieebenen vom Erdgeschoss bis ins Dachgeschoss unter die Dachflächen als Kontinuum. Als Reminiszenzen und Orte zum Verweilen wurden im Raumkontinuum einzelne restaurierte Fenster und Fenstertüren aus den Vorgängerbauten der 1920er Jahre als Innenfenster wiedereingebaut.
Das Vierfamilienhaus in der Athener Straße in Harlaching gibt sich zur Straßenseite verhalten modern. Die Schiebeläden aus dunklem Streckmetall vor dem zurückgesetzten Mittelteil verraten kontemporäre Trends, die beiden Steildächer der Eckhäuser nehmen Kontakt zur Umgebung auf. Die Südfassade zum Garten jedoch zeigt sich subtil radikal: Die Fassade selbst erinnert an japanische Origamikunst: Leicht gefaltet wenden sich die Häuser einander zu und ab, spielerisch, aber nicht gewollt. Das Grundstück ist bewusst in großen Teilen nicht bebaut, die kompakte Dichte ist in den Reihenhäusern zusammengefasst, um den Freiraum in Kontrast offen und weit zu halten.
Das Konzept des gemeinsamen Freibereichs mit Kollektiv-Kiesterrasse und Grünfläche bei leicht getrennten Holzterrassen bietet einen fließenden Übergang von privatem zu gemeinsamen (Frei-)Raum. Ein notwendiges Statement gegen den Individualismus des urban sprawls: Grün ja, aber nur kollektiv. Aber auch ein Statement gegen Optimierungsmaximen: Dichte gern, aber nur bei gleichzeitiger Großzügigkeit der Lufträume. Hier werden nicht die vermietbaren Flächen maximiert, sondern die Wohn- und Raumqualität.
Statt seine architektonischen Qualitäten nach außen zu tragen, um innen dann doch banale Wohnungsgrundrisse zu entlarven, wie man es im Magazin- und Ertragsorientierten Wohnungsbau heute so oft sieht, spielen diese Häuser mit Understatement und Überraschung. Wer sich darauf einlassen kann und darf, dem sind räumliche Entdeckungen sicher.
Der Innenraum ist bei jedem der Häuser nicht nur einzigartig, sondern atemberaubend. Je höher man sich schraubt desto mehr entwickeln sich die Lufträume, Treppen, Leitern und Emporen zu einem räumlichen Gefüge von einer Qualität, die man (nicht nur) im Mietwohnungsbau oft vergeblich sucht. Gerade in München, wo der Markt jedes Souterrain vermiet- und verkaufbar macht, ist solch eine Großzügigkeit und Können im räumlichen Gestalten umso wertvoller.
In den Eckhäusern betritt man das Erdgeschoss mit seinem großzügigen Wohnbereich mit großer Verglasung zu Terrasse und Garten. Das elegant geschwungene Treppenhaus ist hier randlagig, um spätere Teilung zu ermöglichen, verbindet aber (luft-)räumlich alle Geschosse spektakulär untereinander. Im Obergeschoss findet man dann zwei Räume mit guter Größe, die sich als Schlafzimmer (nordseitig) und Kinder- oder Arbeitszimmer (gartenseitig) anbieten. Der offene Dachraum behaust einen Steg, der mit seinem Kapitänsbalkon zum südseitigen Zimmer und einer Leiter vom Schlafzimmer aus ein Kinderparadies oder eine Arbeitsinsel werden kann. Das alles unter den Dachschrägen, die im Innenraum zu einer gekonnten Verschneidung kühner Linien werden, die dem dreigeschossigen Luftraum einen würdigen Abschluss bieten.
Die etwas kleineren mittleren Reihenhäuser sind insgesamt etwas kompakter geschnitten, vermissen aber nichts von der räumlichen Durchdringung der verschiedenen Räume. Die Treppe ist hier das zentrale Element und Aufenthaltsort, der über alle Geschosse durchläuft und immer wieder neue Blickverbindungen zwischen den Bereichen bietet. Dabei ist aber jeder Bereich über Türen oder architektonische Kniffe so abgetrennt, dass man sich ungestört zurückziehen kann.
Auf dem Grundstück standen zwei Häuser, die für den Neubau abgerissen werden mussten, davon eines aus den 1930er Jahren. In einer Hommage an die eigene Geschichte beinhalten die neuen Häuser aber einzelne Bauteile als charmante und geistreiche Zitate: Im Eckhaus gibt es einen kleinen Erker, der eingebaut wurde, im Mittelreihenhaus ein Kastenfenster, und im anderen Eckhaus eine ganze Fensterfront über die man von der oberen Ebene ins Erdgeschoss blicken kann. Sogar das schlichte Gartenhaus entzieht sich nicht und behaust die alte Haustüre.
Solch spielerischer, jedoch nie aufdringlicher und immer harmonisch-subtiler Umgang mit Material, Objekten und Raum beeindruckt, besonders bei einem Debüt. Dabei protzen die Häuser nicht mit Luxus in jedem Detail: Edelstahlsteckdosen oder wandbündige Einbauten sucht man vergebens. Dem Fetisch des absoluten Minimalismus entzieht sich die Architektin elegant. Stattdessen hat sie ihre ausgefallenen (aber unmittelbar zugänglichen) Räume mit Standardelementen (Türzargen, Fußleisten, Fenster etc.) so gestaltet, dass man sich Wohnen aller Art und aller Generationen sofort bildlich vorstellen kann.
Der Stil aus zurückhaltender, schlichter Gestaltung, die dennoch vor expressiven Schwüngen, spektakulären Räumen und spielerischen Elementen wie des Einbaus der alten Fenster nicht zurückschreckt, ist vielleicht das harmonische Ergebnis heterogener Einflüsse: die Architektin erhielt ihr Diplom an der ETH Zürich und machte nach einigen Jahren Arbeitserfahrung noch einen Master an der University of Tokyo. Dass sie in München aufwuchs und hier arbeitet verrät der selbstbewusste aber immer respektvolle Umgang mit dem umgebenden Bestand. Doch die Faltung der Fassade, das zurückhaltende aber nicht monochrome Farbkonzept, und die Sicherheit im ausgelassenen aber stets kontrollierten Umgang mit räumlichen Entwicklungen zeigen eine kulturelle Tiefe, derer der Wohnungsbau von heute dringend bedürfte.
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
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Gas
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Solarthermie
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