Vom Werksgelände zur urbanen Vielfalt - das neue Sartorius Quartier in Göttingen
Mit freundlicher Unterstützung von GROHE
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Göttingen, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
11.2022
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Beschreibung
Objektbeschreibung
1870 als Feinmechanische Werkstatt von Florenz Sartorius gegründet, war der Stammsitz des Unternehmens über die Zeit zu klein geworden. Deshalb reifte der Entschluss, eine neue Hauptniederlassung für das heute global operierende DAX-Unternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeiter:innen zu schaffen, in dessen Folge nordwestlich außerhalb der Göttinger Kernstadt 2018 der „Sartorius Campus“ entstand. Bereits drei Jahre zuvor hatte es einen Ideenwettbewerb für die Weiternutzung der rund 2,3 Hektar großen Flächedes alten Werkareals gegeben. Das siegreiche Büro Holzer Kobler Architekturen aus Zürich/Berlin wurde daraufhin 2016 mit einem Masterplan beauftragt.
Der historische Kern des Geländes, das sogenannte Baufeld 1.1, hat die Sartorius AG selbst entwickelt, um dort wissenschaftlicher Forschung und technologischer Innovation Raum zu bieten. Zwei größere historische Gebäuderiegel konnten behutsam für den Gesundheitscampus der Hochschule für Angewandte Wissenschaft und Kunst, Standort Göttingen, adaptiert werden. Eine technisch optimal ausgestattete, multifunktionale Veranstaltungshalle wurde hinter der erhaltenen Giebelwand auf der Grundfläche einer vormaligen Produktionsstätte neu errichtet.. Die Sheddachhalle verweist in ihrer Baustruktur auf den historischen Vorgänger, ihr Innenleben lässt sich innerhalb weniger Stunden vollautomatisch von kleinteiligen Hörsaalangeboten in eine großen Veranstaltungshalle für bis zu 600 Personen verwandeln. Eckpunkt der Halle sowie Signet des gesamten Sartorius Quartiers ist der Turm des vormaligen Chefbüros. Er wurde um ein schwebendes Panoramageschoss ergänzt: ein gläserner Thinktank für bis zu 40 Personen, eingehüllt in variabel auffahrbare Paneele aus Streckmetall in Baubronze. Ein kleines Café im Erdgeschoss öffnet sich in die Sheddachhalle, eine Weinbar im Untergeschoss sowie Co-Working- Büros, ein Konferenzbereich für bis zu 14 Personen und auch eine Suite für Vortragende oder Künstler liegen in den Obergeschossen. Das Innere des Turmes präsentiert sich als Zusammenspiel aus roh belassener, von den vielfältigen Spuren der Nutzungsgeschichte gezeichneter historischer Substanz, einer eingestellten neuen Tragstruktur in Sichtbeton und präzise gesetzter moderner Ausbauelemente. Ein sehr edler, warmer Materialkanon aus viel hellem Holz, dunklem Natursteinfußboden und Bronze für Türdrücker und Armaturen spiegelt dabei den hohen gestalterischen Anspruch des lokalen Bauherrn wider.
Technologiestandort für GründerPrämierte Vielfalt
Das Fassadenmaterial des Bestands – rotes Sichtmauerwerk, das teils von entstellenden Farbschichten befreit werden musste – wurde auch zum Leitbild zweier Neubauten im engeren Kern des Sartorius Quartiers. Die sogenannte Life Science Factory des Betreibers Sartorius AG, ein lang gestreckter, mit intensivroten Klinkerriemchen verblendeter Gebäuderiegel, hält in vier Geschossen auf über 3.000 Quadratmetern alles Notwendige für Firmengründungen im Bereich der Biologie, Chemie, Pharmazie und Medizin vor. Außer variablen, voll ausgestatteten Laboren, einer Prototyping- Werkstatt und Büros im Co-Working-Modus gehört ein individuell abrufbares Mentoring-, Coaching- und Veranstaltungsprogramm zum angebotenen Leistungsspektrum. In den öffentlichen Bereichen des Gebäudes trifft man erneut auf eine edle, sehr strapazierfähig ausgelegte Materialität: vor Ort gegossener heller Terrazzoboden oder geschliffener Estrich, Türblätter aus Holz mit Bronzedrückern und minimalistische Beleuchtungssysteme, die in sichtbar verbliebene Partien des Betonrohbaus eingelassen sind.
Nördlich an den inneren Kern angrenzend entstand das Kompetenzzentrum für Orthopädietechnik des Medizintechnikunternehmens Ottobock zusammen mit der Schwerpunktpraxis für ambulante Rehabilitation und Physiotherapie des Rehazentrums Junge. Die Patientenambulanz mit angegliederter Werkstatt im Erdgeschoss ergänzen Forschungs-, Bildungs- und Verwaltungsflächen in den oberen Stockwerken. Die Fassaden nehmen die roten Klinkerriemchen der Life Science Factory wieder auf.
Ein Kranz aus 230 differenzierten Wohneinheiten, einer Kita, einem Hotel mit mehrteiliger Gastronomie und der Skybar, einem Smart-Apartment-Gebäude sowie einem leistungsfähigen Gewerbe- und Bürogebäude formt in farblich abweichenden hellen Fassadenmaterialien den äußeren Quartiersabschluss. Das Hotel Freigeist mit 123 Zimmern, 114 Smart Apartments für einen längeren Aufenthalt und einer Eventküche werden vom regionalen Hotel-Unternehmen Freigeist & Friends geführt. Sein Augenmerk gilt einer modern-gastlichen und ebenso funktionalen Innenraumgestaltung, gerade auch in den Nassbereichen und Bädern. Der kollaborative Ansatz zwischen der Sartorius AG und HAMBURG TEAM stieß auch auf überregionale Anerkennung: So wurde das Sartorius Quartier bereits mit dem Brownfield24 Award Gold 2022 sowie dem B!WRD Projektentwickler Preis 2023 ausgezeichnet. Die Jurybegründungen verweisen speziell auf eine architektonisch hochwertige Flächenreaktivierung, die Ortsgeschichte aktiv fortschreibt und sich gleichzeitig durch einen vielfältigen Nutzenmix auszeichnet.
Auszeichnungen
Brownfield24 Award Gold 2022
B!WRD Projektentwickler Preis 2023
Schlagworte