Architekturobjekt 378 von 5.809

Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2024: Teilnehmer


Wald Wasser Hof

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität der Künste Berlin, Gestaltung, Mariano Managò

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität der Künste Berlin, Gestaltung, Mariano Managò

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

10.2023

Gebäudedaten

Bauweise

Holzskelettbau

Beschreibung

Objektbeschreibung

Das Projekt „Wald Wasser Hof“ beschäftigt sich mit der Planung einer Berufsschule im Elztal, das im Südschwarzwald gelegen ist. Die entstandene Arbeit stellt den Entwurf eines Bildungszentrums für Zimmerleute dar, in der zeitgenössischer Holzbau vermittelt wird.

Das Grundstück in Oberprechtal endet im Süden an der Elz, im Norden ist es durch den Wald und im Osten durch das Siedlungsgebiet begrenzt. Es ergeben sich daraus drei Zonen, die den Perimeter des Grundstücks definieren: Wald, Wasser, Hof. Die Setzung der Gebäude der Berufsschule orientiert sich an diesen vorgefundenen landschaftlichen Elementen.

Drei Viertel aller Fichten im Schwarzwald sind vom Borkenkäfer befallen. Bläuepilze wandern in die geschaffenen Gänge und färben das Holz bläulich. Die Berufsschule ist aus diesem lokalem Käferholz geplant, blau durchgefärbte Bauteile akzentuieren die Konstruktion. Zudem wird das Elztal regelmäßig durch Hochwasser bedroht – die Gebäude werden daher auf einzelnen Punktfundamenten aufgestelzt.

Die historischen Schwarzwaldhäuser sind aus spezifischen konstruktiven Elementen zusammengesetzt. Übersetzt in zeitgenössische Bauteile, entwickeln sie eine architektonische Sprache, welche die Ausformulierung der Architektur prägen und Detaillösungen entstehen lassen. Die abstrakten Prinzipien dieser Bauten und ihre Anpassung an ihre unmittelbare Umgebung dienen als Entwurfsgrundlage.

Das Ensemble besteht aus drei Gebäuden: Dem Haus am Wald, dem Haus am Wasser und dem Haus am Hof. Sie sind durch einen Knick und jeweils ein Schlüsseldetail gekennzeichnet. Der Knick ermöglicht es den Gebäuden, sich der Form der angrenzenden landschaftlichen Elemente anzupassen. Dort findet ein Bruch statt, der den Baukörper gemäß dem Raumprogramm verformt.

Das Haus am Wasser enthält die Lehrfunktionen und schmiegt sich an den Verlauf des Flusses an. Entlang der Mitte des Gebäudes erstreckt sich die Lernlandschaft. Das Schlüsseldetail dieses Gebäudes ist an das vernakuläre Element der Knagge angelehnt. Diagional den Raum durchkreuzende Träger treffen an den Stützen auf zu diesen versetzt angeordnete vertikale Konsolen. Das Haus am Wald beherbergt das Berufsinternat sowie die Mensa. Das Schlüsseldetail ist hier aus dem Element der Säule entwickelt: An der Fassade treffen die Träger auf Zigarrenstützen, welche die Südansicht des Gebäudes strukturieren. Das Haus am Hof besteht aus der Werkstatt sowie einer Werkhalle. Das Schlüsseldetail ist in diesem Gebäude auf Grundlage des Elements der Strebe entworfen. V- und A-Stützen tragen ein sich zu beiden Seitenabschlüssen verjüngenden Träger, der das Dach des flachen Volumens hält.

Die drei Cluster erhalten durch die Variation der Konstruktion, die unterschiedlichen Lösungen des Knicks und ihre aus den vernakulären Elementen entwickelten Schlüsseldetails jeweils einen eigenen Charakter. Die entstandene Architektur schwankt zwischen Einfachheit und Komplexität, zwischen Vertrautheit und Überraschung, zwischen Stringenz und Variation.

Nachhaltigkeit

Jedes Jahr werden Millionen von Tonnen Schnittholz zu Verbundwerkstoffen verarbeitet, weil sie optische Mängel aufweisen, obwohl ihre strukturelle Integrität in keiner Weise beeinträchtigt ist. Viele Wälder auf der ganzen Welt haben derzeit mit Insektenbefall zu kämpfen, der die Perspektiven der Forstwirtschaft und damit die Lebensgrundlagen der Menschen vor Ort gefährdet. Im Schwarzwald, wo das Projekt angesiedelt ist, sind über zwei Drittel der heimischen Fichten vom Borkenkäfer befallen. Das Projekt schlägt vor, mit diesem geschädigten Holz zu bauen, und setzt sich für die Verwendung lokaler, preiswerter und nachhaltiger Materialien ein, die sonst im Abfall landen würden. Darüber hinaus wird das Gebäude durch die Verwendung von Solarzellen als Gestaltungselement selbst mit Energie versorgt. Mit seinem Programm als Schule für zeitgemäßen Holzbau will das Projekt auf die Notwendigkeit innovativer Handwerkskunst hinweisen, um den Wechsel von grauen Energiematerialien zu erneuerbaren Materialien zu fördern. Aufgrund des Klimawandels ist der Bedarf an Konstruktionslösungen für den Umgang mit extremen Wetterereignissen von größter Bedeutung. Der Südschwarzwald ist landesweit die Region mit dem höchsten Überschwemmungsrisiko. Daher wird neben der Anhebung der Gebäude über das Gelände eine Gestaltung vorgeschlagen, die in der lokalen Landschaft verwurzelt ist und die Langlebigkeit als Gestaltungsziel betont - beispielsweise durch Maßnahmen zum Witterungschutz wie die weit auskragenden Dächer, wobei eine Synthese aus Gestaltungs- und Nachhaltigkeitsprinzipien angestrebt wird.

Schlagworte

Holz, Holzbau, Holzskelletbau, Schwarzwald, Wald, Wasser, Hof, Berufsschule, Schule, Hochschule, Bildungsbauten, Blau, UdK, Architektur, Landschaft, Zimmerer

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