Architekturobjekte
Wasserschloss Rottendorf
97228 Rottendorf, Pfarrgasse 4
Mit freundlicher Unterstützung von Knauf Gips
Mit freundlicher Unterstützung von Knauf Gips
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Pfarrgasse 4, 97228 Rottendorf, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Sanierung / Modernisierung
Fertigstellungstermin
07.2013
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
In Rottendorf wurde in altes Wasserschloss, das lange Zeit als Pfarrhaus gedient hatte, saniert und umgenutzt. Durch seine neue Nutzung, die zentrale Lage im Ort und die großen, unversiegelten Grünflächen dient das Gebäude heute als neue kulturelle und soziale Mitte von Rottendorf. Im Rahmen der Sanierung und Schaffung von Bibliothek, Lesecafé und Veranstaltungssaal spielte die Energieeffizienz des Gebäudes eine große Rolle, verbunden mit einem für Mensch und Bücher angenehmen Raumklima. Die beiden Anforderungen führten zu der Entscheidung, eine Innendämmung mit der mineralischen, kapillaraktiven und hydrophilen Dämmpatte TecTem® Insulation Board Indoor auszuführen.
Das alte Wasserschloss liegt im Kern von Rottendorf und ist zu großen Teilen von einer alten Mauer umgeben. Die Gebäude gruppieren sich hofartig in der Mitte des Grundstückes. Eines der Gebäude wurde viele Jahre als katholisches Pfarrhaus genutzt. Der ehemalige Wassergraben ist schon lange eine eingeebnete Rasenfläche und nur noch durch einen Höhenunterschied wahrnehmbar. Das Grundstück ist weitestgehend unversiegelt und hat einen charakteristischen Baumbestand.
Im Jahr 2009 lobte die Gemeinde einen Realisierungswettbewerb für die Sanierung und Umnutzung des Wasserschlosses aus, welchen das Büro kuntz + manz architekten aus Würzburg (heute: kuntz und brück architekten) in Zusammenarbeit mit den Landschaftsarchitekten club L 94 aus Köln für sich entscheiden konnte.
Da das Zentrum von Rottendorf nur über wenige Freiflächen verfügt, hat der Freiraum vom Wasserschloss für die Öffentlichkeit eine hohe Bedeutung und wird durch die Sanierungsmaßnahmen wieder zugänglich gemacht. Das Freiraumkonzept verfolgt die Stärkung des „grünen Herzens“ von Rottendorf und somit die Entwicklung einer neuen sozialen und kulturellen Mitte innerhalb des Ortes. Durch die sensible Gestaltung mittels Öffnung der Freifläche und der vorhandenen Strauchvegetation sowie leichter Geländemodellierung gewinnt der neue Park von Rottendorf an Atmosphäre und Stimmung und wird zu einem lebendigen Treffpunkt für Kommunikation und Austausch für Jung und Alt. Das Grundstück ist heute mittels neuer Nutzungen von Bibliothek, Lesecafé und Veranstaltungssaal für die Öffentlichkeit zugänglich und nutzbar.
Auf den alten Außenmauern der Nebengebäude aus Bruchstein wurde ein Flachdachanbau errichtet, der nun die Bibliothek beherbergt. Da die Höhe der alten Wände zu niedrig war, wurden diese in Sichtbeton auf das neue Maß erhöht. Angebunden an die Bibliothek ist das Erdgeschoß des denkmalgeschützten Haupthauses, in dem ein Lesecafé zum verweilen einlädt. Im 1. OG ist ein Veranstaltungssaal untergebracht, der unter anderem für Trauungen und Lesungen genutzt wird. Darüber im historischen Dachstuhl liegen freistehende Lager- und Technikräume.
Da im Gebäude nicht nur viele Menschen ein und aus gehen, sondern auch Tausende von Büchern untergebracht sind, war es wesentlich, in den Räumen ein angenehmes und gesundes Raumklima zu schaffen. Gleichzeitig sollte bei der Sanierung auch die Energieeffizienz des Gebäudes eine Rolle spielen. Die beiden Anforderungen führten bereits in der Planungsphase zu der Entscheidung, eine Innendämmung zu montieren, wie sie von Knauf als TecTem® Insulation Board Indoor angeboten wird.
Natürlicher Ursprung des Dämmmaterials
TecTem® Insulation Board Indoor ist eine feuchtigkeitsregulierende, mineralische Dämmplatte aus natürlichem Perlit, das auf natürliche Weise bei Vulkanaktivitäten entstanden ist. Seine besonderen Qualitäten als Dämmstoff erhält das Material mittels thermischer Weiterverarbeitung: Durch Erhitzen auf Temperaturen zwischen etwa 800 und 1000 °C bläht es sich auf das fünfzehn- bis zwanzigfache seines ursprünglichen Volumens auf und hat anschließend eine nur noch sehr geringe Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,040 bis 0,070 W/mK. Eine aus geblähtem Perlit hergestellte TecTem® Platte setzt diese Eigenschaft nahezu perfekt um: Ihre Wärmeleitfähigkeit λ liegt bei 0,045 W/mK, der Wasserdampfdiffusionswiderstand µ bei 5 bis 6, der Wasseraufnahmekoeffizient AW bei 1,98 kg/m2 s0,5: Durchweg sehr günstige Werte für eine Dämmplatte, um ein gesundes, angenehmes Raumklima zu erzeugen.
Raumklimatische Vorteile
Aufgrund dieser Eigenschaften haben TecTem® beplankte Wände nicht nur eine herausragende Dämmwirkung. Sie haben auch die Eigenschaft, in Räumen anfallende Feuchtigkeit aufzunehmen und zeitverzögert wieder abzugeben. Feuchtespitzen werden abgepuffert und die Oberflächentemperatur spürbar erhöht. Der pH-Wert von TecTem® liegt bei 10 – ebenfalls sehr günstig im Hinblick auf die Vermeidung von Schimmelpilzbefall.
Der Vorteil von TecTem® gegenüber nicht-diffusionsoffenen Lösungen gründet auf einer latenten Problematik, die alle Dämmlösungen betrifft: der Umgang mit dem Risiko der Tauwasserbildung. Insbesondere in der kälteren Jahreszeit bildet sich durch den Temperaturunterschied zwischen Innen- und Außenseite einer Wand ein Dampfstrom von innen in die Wandkonstruktion hinein. Ist der Temperaturanstieg raumseitig sehr groß – wie bei Innendämmungen der Fall – entsteht aufgrund des Dampfdruckabfalls ein Dampfstrom. In der Folge kann es auf der kalten Seite der Wärmedämmung zur Bildung von Tauwasser kommen. Nicht-diffusionsoffene Systeme lösen diese Problematik, indem sie ihre Dämmung mit einer Dampfsperre versehen. Hier besteht jedoch das Risiko, dass eine Beschädigung der Sperre zum Eindringen von Wasser führt, was potenziell Bauschäden nach sich ziehen kann. Anders das kapillaraktive System TecTem®, das ohne Dampfsperre montiert wird, anfallende Feuchtigkeit wieder an den Raum zurückgibt und somit das Risiko von Bauschäden aufgrund eingeschlossener Feuchtigkeit praktisch ausschließt.
Die zur Erfüllung der EnEV notwendige Stärke des Dämmmaterials von 50 mm wurde mit Hilfe einer Wärmedurchgangsberechnung durch das Ing.-Büro für Bauphysik Leiser aus Würzburg ermittelt. Die Wandstärke des um 1500 errichteten Hauptgebäudes sowie der später errichteten Nebengebäude beträgt zwischen 45 und 70 cm. Mit TecTem® gedämmt wurden sämtliche Innenseiten der Außenwände im Erdgeschoss sowie im 1.Obergeschoss.
Gut vorbereiteter Untergrund
Um die Wände für die Innendämmung vorzubereiten, wurden Unebenheiten durch einen Unterputz ausgeglichen. An manchen Stellen war noch alter Putz aus der Entstehungszeit des Hauses vorzufinden, der erhalten blieb, da er sich als Untergrund eignete und mit Kalkputz überputzt wurde. In die bodentiefen Fensternischen, die vor der Sanierung als Heizkörpernischen dienten, wurden zur thermischen Ertüchtigung der Brüstungsbereiche Platten der Stärke 120 mm eingeklebt.
Nach Aufbringen eines Entkopplungsstreifens auf dem Boden und zur Decke hin konnte mit der Montage der Dämmung begonnen werden: Klebespachtel angerührt, vollflächig auf die Platte aufgetragen, mit einer Zahntraufel durchkämmt und waagerecht im Verband mit einem Mindestplattenversatz von > 20 cm angesetzt, lot- und fluchtgerecht ausgerichtet. Anschließend wurden kleine Versatzstellen der TecTem® Insulation Board Indoor nach dem Abbinden des Klebespachtels mit dem Schleifbrett egalisiert, evtl. vorhandene Fugen > 2 mm mit TecTem® Füllmörtel verfüllt und größere Fugen mit Plattenstreifen geschlossen.
Vorbereitung der Oberfläche
Um die Haftfähigkeit der Oberflächenbeschichtung zu verbessern, wurde die gesamte Fläche mit TecTem® Grundierung vorbehandelt. Die Grundierung kann manuell mit der Rolle, aber auch durch Sprühen aufgetragen werden. Im nächsten Schritt, nach Trocknung der Grundierung, kam der Flächenspachtel in Bahnenbreite des TecTem® Gewebes zum Auftrag, der mit einer Zahntraufel durchkämmt wurde. In diesen Spachtel wurde das Gewebe oberflächennah eingebettet, dann mit dem Flächenspachtel nochmals dünn darüber gezogen. Das Gewebe liegt danach im oberen Drittel der Armierungsschicht, die gesamte Dicke beträgt 4-5 mm. Das Gewebe wurde in den Stoßbereichen mindestens 10 cm überlappend eingebettet.
Bogenfenster
Besonderes Augenmerk verlangten die Fensterlaibungen, da sie nicht nur einen Bogenscheitel aufweisen, sondern auch Laibungen, die nicht rechtwinklig sind, sondern ich nach außen hin verjüngen. Die verarbeitende Firma entschied, die speziellen, 25 mm dicken Laibungsplatten segmentartig anzubringen. Dafür konnten direkt auf der Baustelle die Platten in 10 cm breite Stücke gesägt werden, die dann geklebt, verspachtelt, armiert und geschliffen wurden, um schließlich, wie bei allen anderen Wänden auch, Q3 Qualität zu erreichen. Die großen Wandflächen erhielten als Finish einen sorgsam aufgetragenen Kalk Innenputz und einen Farbanstrich mit reiner Silikatfarbe.
Mit den gewählten Materialien bis hin zur Farbe sind damit alle Materialien systemgerecht und unterstützen die Wirkweise der mineralischen, kapillaraktiven und hydrophilen Dämmplatten.
Einbindende Wände mussten nicht mit in die Dämmung mit einbezogen werden, da sie alle bei der Entkernung entfernt worden waren. Die neuen, im Trockenbau errichteten Wände konnten so ohne Gefahr von Wärmebrücken vor die gedämmten Außenwände gestellt werden.
Im 1 Obergeschoss wurden auf die gedämmten Wände Wandleuchten gesetzt. Mit so genannten Unterbaukonsolen als thermisch getrennte Montageverankerungen, die man aus dem WDVS-Bereich kennt, konnten sie ohne Probleme befestigt werden.
Geschossdecken
Die alten Holzbalkendecken wurden mit einer unterseitigen direktbefestigten Trockenbaubekleidung auf eine Feuerwiderstandsdauer von F30 ertüchtigt, die Wandinnendämmung wurde anschließend direkt bis unter die Brandschutzbekleidung geführt. Unter die Brandschutzdecken wurden später abgehängte Trockenbaudecken eingebaut, die die deckenbündigen Lüftungsauslässe und Leuchten aufnehmen.
Gebäudetechnik
Das Gebäude wird vollflächig über eine wasserführende Fußbodenheizung in Calziumsulfat-Fließestrich beheizt. Die nötige Wärme stellt dabei eine Wärmepumpe zur Verfügung, für die in den Außenanlagen sieben Erdwärmesonden bis in eine Tiefe von knapp unter 100 m einbebaut wurden. In den Sommermonaten kann durch eine Systemumkehr eine passive Kühlung der Räume um bis zu 3°K erreicht werden. Alle Räume werden maschinell belüftet, wobei eine Lüftung mit besonders niedrigen Luftgeschwindigkeiten (sog. Schwalllüftung) eingesetzt wurde, um einen größtmöglichen Komfort zu erreichen.
Materialien
Bei der Materialwahl beschränkten sich die Architekten auf wenige unterschiedliche, um das Gebäude als solches besser zur Wirkung kommen zu lassen. Alle Wand- und Deckenflächen erhielten einen Silikatanstrich in einem warm abgetönten Weiß. Eine Ausnahme hiervon stellen die Betondecken des Bibliotheksanbaus dar, die wie die äußeren Wandflächen in Sichtbeton ausgeführt wurden. Die Böden im Erdgeschoß wurden mit heimischen Muschelkalk belegt, im Obergeschoß wurde ein Dielenbelag aus geölter Eiche eingebaut.
Die reduzierte Materialität und Farbigkeit wurde in den vielen Einbaumöbeln und auch der losen Möblierung weitergeführt. So bietet sich dem Besucher trotz der Kombination von alter und neuer Substanz und der unterschiedlichen Nutzungen ein sehr homogenes und harmonisches Ambiente.
Gartenanlage
Für die Gestaltung der parkähnlichen Gartenanlage verpflichteten die Architekten die Kölner Landschaftsarchitekten club L 94, die bereits im vorgeschalteten Wettbewerb die Außenanlagen beplanten.
Die neu erstellte Leseterrasse im Erdgeschoss schmückt sich mit einem davor angeordneten Seerosenbecken und lädt wie die freie Möblierung mit Bänken und Leseliegen in den Grünbereichen zum verweilen ein. In die das Gebäude umfassenden tieferliegenden Rasenflächen der Gartenanlage wurden 250.000 Blumenzwiebeln eingesetzt, so dass im Frühjahr das Wasserschloss von einem blauen Teppich, der an eine Wasserfläche erinnern soll, eingefasst wird.
Neues Juwel im Ortszentrum
Die Belebung der Gebäude und ihrem parkähnlichen Terrain hat hervorragend und zur Zufriedenheit aller Beteiligten funktioniert. „Wir hatten das Ziel, dieses schöne Objekt im Ortszentrum von Rottendorf, das viele Jahrzehnte nicht der Öffentlichkeit zugänglich war, mit seiner herrlichen Gartenanlage mit neuem Leben zu füllen und den Bürgern der Gemeinde für die unterschiedlichsten Nutzungen zu übergeben“, so der Architekt Dipl.-Ing. Heiner Brück von kuntz und brück architekten ingenieure. Die achtsame und intelligente Sanierung mit modernsten Mitteln unter Beibehaltung auch alter Formen und Materialien wie Außenmauern aus Bruchstein sind im Ergebnis wertig und auch optisch langlebig: Eine jahrhundertelange lebendige Gebäudegeschichte setzt sich erfolgreich fort.
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