Weinbrennerei Dujardin
47829 Krefeld-Uerdingen, Hohenbudberger Straße 4-10
Mit freundlicher Unterstützung von Knauf Gips
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Hohenbudberger Straße 4-10, 47829 Krefeld-Uerdingen, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Umbau
Fertigstellungstermin
02.2012
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Raummaße und Flächen
Nutzfläche
12.000 m²
Grundstücksgröße
6.500 m²
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Die Backsteinbauten der Weinbrennerei Dujardin in Krefeld-Uerdingen sind ein markanter Beleg dafür, dass das Herz der deutschen Weinbrandkultur über viele Jahre am linken Niederrhein schlug. Zu Hochzeiten – Mitte des vergangenen Jahrhunderts – wurden hier jährlich 10 Millionen Flaschen Branntwein erzeugt und verschifft, bevor in den 70er Jahren eine allmähliche Änderung im Konsumverhalten der Verbraucher eintrat. Im Jahr 2005 schließlich endete die Geschichte der ehemals größten deutschen Weinbrennerei – knapp 200 Jahre nach ihrer Gründung im Jahr 1810.
Entscheidung: Umnutzung statt Abriss
Die Betriebsgebäude, die sich durchgehend im Besitz der Gründerfamilie Melcher befanden, sind zu diesem Zeitpunkt alt, aber in einem guten Zustand. Matthias Melcher, der Erbe des traditionsreichen Familienbetriebes, entscheidet sich, sie zu erhalten. Die attraktive Lage direkt am Rhein und die Geschichtsträchtigkeit der Bauten inklusive der alten, vollständig erhaltenen Produktionsanlagen reizen ihn, Ideen für eine Umnutzung zu entwickeln.
Das Konzept: eine bunte, lebendige Mischnutzung
In Zusammenarbeit mit Stefan Mengden, Architekt und Freund des Eigentümers aus Jugendtagen, entsteht ein Nutzungskonzept, das den Erhalt der Betriebsgebäude ermöglichen soll und gleichzeitig finanzielle Tragfähigkeit verspricht: Die ehemaligen Lagerhallen werden aufgeteilt und umgewandelt in Loft-Wohnungen, Büros und Ladenlokale; der vollständig erhaltene Produktionsbereich, u. a. mit prachtvollen alten Kupferbrennblasen, 12.000 Liter großen Holzfässern, Werkstätten, einer Sammlung historischer Flaschen und vielem mehr wird als Weinbrennereimuseum eingerichtet; in der ehemaligen Küferei (Fassbinderei) soll ein Restaurant entstehen, im Außenbereich ein Biergarten; der Verwaltungstrakt, der neben selbst genutzten Büros eine Reihe von Künstlerateliers beherbergt, soll in gleicher Weise weitergenutzt werden.
Umbau in drei Bauabschnitten
Den Schwerpunkt der geplanten Umbaumaßnahmen macht die Umwandlung der alten Fasslagerhallen in Wohnungen und Gewerbeflächen aus. Um die anstehenden Investition vernünftig aufzuteilen, soll der Umbau in drei Bauabschnitten erfolgen. Der erste Bauabschnitt wurde im Frühjahr 2012 abgeschlossen. Er umfasst den Umbau des ältesten Teils des Fasslagers. Dieses sogenannte Altlager wurde im Jahr 1920 errichtet und bildet den historischen Kern des heutigen Ensembles, das in den Folgejahren nach und nach erweitert wurde. Die jüngsten Gebäudeteile stammen aus den 70iger Jahren.
Backsteinfassade soll bleiben
Fester Bestandteil des Umbaukonzepts ist von Beginn an die Erhaltung der historischen Backsteinfassade. Für den Umbau der Lagerhallen, die aufgrund ihrer Wohn- und Gewerbenutzung künftig den Anforderungen der EnEV genügen müssen, war eine Innendämm-Lösung zu finden, die hohen Anforderungen gerecht wird: Die Deckenhöhe in den 3‑stöckigen, bis zu 2000 qm großen Hallen beträgt zwischen 4,50 und 6,50 m. Wohnkomfort und Behaglichkeit der neuen Räumlichkeiten sollen höchsten Ansprüchen genügen. Darüber hinaus muss die Lösung bauphysikalisch funktionieren – ein "hochspannendes und anspruchsvolles Thema", so Architekt Stefan Mengden.
Diffusionsoffene Innendämmung
Nach einem sorgfältigen System-Vergleich entschied man sich in Uerdingen für das Innendämm-System TecTem® Insulation Board Indoor von KNAUF PERLITE. Ausschlaggebend hierfür waren die Kriterien Diffusionsoffen und Feuchteregulierend. Die aus natürlichem Perlit hergestellte Dämmplatte hat die Fähigkeit, Feuchtigkeit aus der Luft aufzunehmen und zeitverzögert wieder abzugeben – "der entscheidende Schlüssel für eine erfolgreiche Innendämmung", urteilt der Architekt, "Dämmung und Wand bilden hier ein durchgängig mineralisches System, ohne Flächen, an denen sich Tauwasser bilden kann."
Feuchtigkeitsregulierung und Schimmelpilzschutz
Seine für Innendämm-Zwecke optimalen Eigenschaften verdankt TecTem® insbesondere dem Ausgangsmaterial. Roh-Perlit, das bei Vulkanaktivitäten entsteht und daher als nahezu unerschöpflicher Rohstoff gilt, hat eine Schüttdichte von 900 bis 1000 kg/m3. Im Zuge der Weiterverarbeitung wird es auf das 15 bis 20-fache seines Ursprungsvolumens aufgebläht und in Plattenform gebracht. Als Dämmplatte hat TecTem® eine Wärmeleitfähigkeit von λ = 0,045 W/mK. Mit einem pH-Wert von 10 und der natürlichen Fähigkeit zur Feuchtigkeitsregulierung bieten die nicht brennbaren Platten (Baustoffklasse A1 nach DIN EN 13501-1) nicht nur hervorragende Dämmeigenschaften, sondern auch größtmöglichen Schimmelpilzschutz.
EnEV locker erfüllt
Um die notwendige Materialstärke der TecTem® Platten zu ermitteln, führte der auch als Wärmeschutz-Sachverständiger tätige Architekt eine Wärmedurchgangsberechnung durch. Mit dem Ergebnis, dass bei bestehendem Wandaufbau – überwiegend 39 cm Stärke, teilweise 24 cm – zur Erfüllung der EnEV 2009 eine 12 cm starke TecTem® Dämmung ausreichen würde. Um zusätzliche Informationen zur Beurteilung der Hygrothermik zu bekommen – z. B. zum Dampfdiffusionsverhalten und zur Wasseraufnahmefähigkeit bei unterschiedlichen Wanddicken und an Fensterlaibungen – gab er seine Daten an den Systemberater von KNAUF PERLITE weiter. Dieser führte mit Hilfe der hygrothermischen Bau-Software COND weitere feuchtetechnische Berechnungen durch.
Die ermittelten Daten ergaben, dass sich die von der EnEV 2009 geforderte Dämmwirkung um ca. 30 % übertreffen lässt, wenn man die TecTem® Materialstärke von 12 auf 16 cm erhöht. Aus Umweltschutzerwägungen und im Hinblick auf zu erwartende weiter steigende Ansprüche hinsichtlich der Energieeffizienz von Immobilien sprach sich der Bauherr für die stärkere Dämmvariante mit 16 mm-TecTem® aus.
Montage der Dämmplatten
Für die Montage wurden zunächst die unverputzten Backsteinwände im Sandstrahlverfahren von alten Farbresten befreit, um einen festen, tragfähigen Untergrund zu erhalten. Vereinzelt in den Wänden verlaufende, nicht vorstehende Stahlträger wurden ebenfalls sandgestrahlt, mit Rostschutz behandelt und mit einer Dampfsperre versehen. Da gemäß den KNAUF PERLITE Verarbeitungsrichtlinien für TecTem® die Untergründe vor der Verlegung zu egalisieren sind, wurde im nächsten Schritt eine Schicht diffusionsoffener Kalkzementputz aufgebracht. Nach Trocknung des Putzes wurden mit dem auf das System abgestimmten, gleichfalls diffusionsoffenen Klebespachtel die TecTem® Platten verklebt – waagerecht, im Verbund, mit einem Versatz von mindestens 20 cm.
Wärmedämmung vom Boden bis zu Decke
Aufgrund der außergewöhnlichen Deckenhöhen zwischen 4,50 und 6,50 m wurden alle TecTem® Platte mittig gedübelt und mit einer 195 mm Schraube fixiert (die Dübelung ist notwendig bei Deckenhöhen von mehr als 3,80 m und grundsätzlich auf ganzer Höhe auszuführen, beginnend mit der untersten Platte). Um in den Übergangsbereichen Wärmebrücken zu vermeiden, kamen an Fenstern und Türen sowie an den Wand- und Deckenanschlüssen 25 mm starke TecTem® Laibungsplatten zum Einsatz. Für die Montage der Steckdosen wurden mittels Hartmetallfräser entsprechende Aussparungen in die Platten eingebracht. Passende Geräteverbindungsdosen der Firma Kaiser wurden mit TecTem® Klebespachtel in die Öffnungen eingeführt und mit TecTem® Gewebe gesichert.
Oberflächen in Q3
Im Anschluss an die Montage wurde die gesamte Fläche mit TecTem® Grundierung vorbehandelt. Nach ihrer Trocknung wurde in zwei Arbeitsgängen eine 4 bis 5 mm starke Schicht TecTem® Flächenspachtel aufgebracht, in die ein Armierungsgewebe eingearbeitet ist. Die mit dem zweiten Arbeitsgang aufgebrachte Spachtelschicht fixiert das TecTem® Armierungsgewebe im oberen Drittel der Armierungsschicht (Überlappung in den Stoßbereichen mindestens 10 cm). Nach Abschluss der Putzarbeiten wurden sämtliche Innenwände in Qualitätsstufe 3 ausgeführt und mit einem diffusionsoffenen Farbanstrich versehen.
Fernwärme und Komposit-Fenster
Zwei weitere Komponenten des energetischen, nachhaltigkeitsorientierten Umbaukonzepts sind der Anschluss an das lokale Fernwärmenetz und der Einbau energiesparender Metallholzfenster. Die Fernwärme stammt aus der nahegelegenen Müll- und Klärschlammverbrennungsanlage der Stadtwerke Krefeld, die ihre Abnehmer mittels Kraft-Wärme-Kopplung (Wirkungsgrad über 70 %) ressourcenschonend mit Wärme versorgt. Ebenfalls mit Bedacht ausgewählt wurden die durchgängig eingesetzten Holz-Alu-Komposit-Fenster und -Türen der Firma Krebbers in Krefeld. Mit ihrer scharfkantig-filigranen Außenseite tragen sie dem industriellen Charakter des Baus Rechnung, während ihre hölzerne Innenseite Wärme und Behaglichkeit erzeugt.
Überzeugendes Umbaukonzept
Die Entschlossenheit von Bauherr und Architekt, den historischen Charme der Bauten zu erhalten und gleichzeitig zeitgemäßen Wohnkomfort auf sehr hohem Niveau zu etablieren, wird an vielen Details deutlich. Offenliegende Stahlbetonstützen und Deckentragwerke zum Beispiel wurden nicht verkleidet, sondern lediglich neu lackiert. In den Lofts wurden die Treppen zu den neu eingerichteten Emporen stilgerecht als Metalltreppen ausgeführt. Die neu verlegten Echtholz-Parkettfußböden wurden mit Fußbodenheizung ausgestattet. Beseelte Industriebaukultur-Substanz und moderner, behaglicher Wohn- und Gewerbekomfort bilden hier eine stimmige Symbiose.
Nachhaltiger Substanzschutz
Schon jetzt, vor Abschluss der Umbauarbeiten in der Weinbrennerei Dujardin ist deutlich geworden, dass effiziente energetische Gebäudesanierung durchaus vereinbar ist mit Ziel, erhaltenswerte Gebäudefassaden zu bewahren, wie sie sind. Mehr noch: Wie das Beispiel Dujardin zeigt, ermöglicht ein kapillaraktives Innendämm-System wie TecTem® Insulation Board Indoor von KNAUF PERLITE nicht nur die Übererfüllung der geltenden EnEV – es verspricht gleichzeitig langfristigen Investitionsschutz. Statt empfindlicher Dampfsperren gibt es hier die Fähigkeit zur Feuchtigkeitsregulierung in Kombination mit natürlichem Schimmelpilzschutz. Die neuen alten Wände wärmen und atmen zugleich.
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