Architekturobjekte
Weingut Müller
56322 Spay, Mainzer Straße 45
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Lindschulte Planungsgesellschaft mbH
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Lindschulte Planungsgesellschaft mbH
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Mainzer Straße 45, 56322 Spay, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
01.2012
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
1-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
3.400 m³
Bruttogrundfläche
712 m²
Nutzfläche
616 m²
Grundstücksgröße
1.825 m²
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Das Neubauprojekt des Weingutes Matthias Müller befindet sich im Herzen des Weltkulturerbes Oberes Mittelrheintal in der kleinen Gemeinde Spay. Die Weinberge des traditionellen Familienunternehmens befinden sich im Bopparder Hamm, einer der renommiertesten Schiefersteillagen am gesamten Rheinlauf. Die von Hand gelesenen Spitzen-Weine sind über die regionalen Grenzen weit bekannt und nachgefragt. Dies bezeugt auch die jüngste Auszeichnung „Winzer des Jahres 2012“, die vom Gault Millau an Herrn Müller verliehen wurde.
Der frische und moderne Zeitgeist des Unternehmens spiegelt sich zudem in der Größenordnung, Qualität und Architektursprache des Bauvorhabens wieder. Der Neubau der innovativen und in dieser Form am Mittelrhein einzigartigen Vinothek ist sowohl mit einer Umstrukturierung und Erweiterung von Produktions- und Lagerflächen als auch mit einer Entkernung und Sanierung eines Teiles des Bestandsgebäudes verbunden.
Die Bauaufgabe
Bereits 2009 wanden sich Matthias und Marianne Müller an die Architekten mit dem Wunsch der Veränderung und Umstrukturierung. Zum damaligen Zeitpunkt war die genaue Bauaufgabe noch nicht eindeutig definiert. Erst durch den Zukauf eines Grundstücks, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Dorfplatz und dem historischen Ortskern mit einem unter Denkmalschutz stehendem Fachwerk-hausbestand, wurde der Grundstein für eine Realisierung in der nun ausgeführten Dimension gelegt:
Umbau und Sanierung im Bestand
- Ein Teil im EG des Bestandsgebäudes wurde entkernt, inkl. Ausbau der alten Probierstube und WC-Anlagen, um einen neuen großzügigen Verkaufsraum auf einer Fläche von 65 m² zu schaffen
Neubau Vinothek
- Die Zuwegung zum Neubau der Vinothek erfolgt über den Verkaufsraum im Bestandsgebäude. Das Raumprogramm umfasst zwei Verkostungsbereiche. Für kleinere und größere Gruppen sind jeweils zwei getrennte Räume vorgesehen – kleiner Probierraum 70 m², Veranstaltungsraum 120 m².
- Mit der Vergrößerung der Sanitären Anlagen und dem Einbau einer Gastronomieküche können bei Bedarf auch größere Veranstaltungen durchgeführt werden. Dieser Bereich umfasst eine Größe von rund 50 m² und wurde als eigenständiges Volumen in den Grundriss eingeschoben.
- Flur und Erschließungsflächen, 25 m²
- Außenterrasse, 55 m²
Produktion
- Die Produktionshalle auf einer Fläche von 250 m² ist in zwei Bereiche untergliedert. Ein Teil wird als Flaschenlager und Stellplatz für Weinedelstahltanks genutzt.
- Eine Werkstatt mit 37 m² ist als Nebengebäude an die Halle in Richtung Wirtschaftshof angegliedert.
Eine entwurfsrelevante Gegebenheit des Baugrundstücks stellt die Lage im Hochwassergebiet des Rheins dar. Da Überflutungen in unregelmäßigen Zeitabständen auftreten können musste der Neubau der Produktionshalle und der Vinothek aufgeständert werden. Zugleich wurde notwendige Retentionsfläche geschaffen.
Um die Bauhöhe der Produktionshalle zu kaschieren und um eine bessere Eingliederung in das Ortsbild zu erreichen wurde in Richtung Dorfplatz und zur Dorfstraße hin der Baukörper der Vinothek vorgelagert. Dieses mit geringerer Höhe ausgeführte Volumen vermittelt Neubau und Umgebung miteinander. Mit der Materialität und Farbgebung des Vinothekbaukörpers wurden die Merkmale der Fachwerkbestandsgebäude aufgenommen, aber in eine moderne Formensprache übersetzt. Dies war auch der Grund warum von Beginn des Projektes an eng mit den zuständigen Behörden zusammengearbeitet wurde. Um die Gebäudelänge von rund 36 m zu gliedern wechseln sich massive, schiefer bekleidete Wandscheiben mit enormen Glasflächen ab. Um das Thema Wein vom Gebäudeinneren nach außen zu kommunizieren wurde ein Flaschenregal von fast 16 m Länge in die Pfostenriegelfassade integriert. Außerdem setzen farbige Glasscheiben in gelb und grün Tönen Akzente und bilden das Farbenspiel der Weinberge und des Weinlaubs im Jahresverlauf ab. Ein Fenster im kleinen Probierraum lässt dem Besucher Einblicke in unterschiedliche Arbeitsschritte der Weinproduktion gewähren, die sich in der Produktionshalle abspielen.
Bauablauf
Die Baumaßnahme erfolgte Etappenweise in verschiedenen Bauabschnitten. Bevor die Roh-bauarbeiten beginnen konnten wurde im August 2010 zuvor ein großer Teil des Wirtschaftsgebäudes, einschließlich Garagen, Geräteschuppen und Werkstatt im Hinterhof abgerissen. Im Dezember 2010 wurde der Rohbau fertiggestellt.
Um die Bauarbeiten auf den Betriebsablauf des Weingutes abzustimmen musste der Zeitplan mehrmals überarbeitet werden. Da eine frühzeitige Ernte 2011 bereits vorher absehbar war konnten die Außenanlagen und Zuwegungen zur Produktionshalle rechtzeitig im August 2011 abgeschlossen werden.
Erst nach Fertigstellung des Neubaus konnte mit den Umbauarbeiten im Bestand begonnen werden, da jederzeit durchgehend nutzbare Verkaufsräume und Sanitäranlagen benötigt wurden. Der Weinverkauf wurde während dem Umbau in den Neubau verlagert. Die neuen Verkaufsräumlichkeiten wurden im Januar 2012 fertiggestellt. Im Frühjahr 2012 wurde die Gesamtmaßnahme durch einen neuen Fassadenanstrich der Bestandsgebäude, eine Überdachung des Wirtschaftshofes und die Errichtung einer Präsentationsvitrine im Eingangsbereich komplettiert.
Material und Konstruktion
Auf den massiven, teilweise mit WU-Beton hergestellten, auf Stützen gegründeten Baukörper, wurde ein filigranes Flachdach als Stahlkonstruktion mit Trapezblechauflage aufgebaut. Im Bereich der Produktionshalle ist anstatt einer Stahlprimärkonstruktion, eine Brettschichtholzkonstruktion ausgeführt worden. Das gesamte Gebäude ist mit einem Wärmedämmverbundsystem bekleidet, wobei im Bereich der bis zum EG aufragenden Stahlbetonwandscheiben eine Schieferplattenfassade mit horizontaler Plattenstruktur realisiert wurde. Oberhalb der 3-fach verglasten Pfosten-Riegel-Fassade befindet sich eine Attika mit Stahlprimärkonstruktion, an der eine Holzunterkonstruktion zur Aufnahme des Wärmedämmverbundsystems und des Sonnenschutzes, befestigt wurde.
In der Halle und der Werkstatt wurde ein hochbelastbarer Verbundestrich mit säuren- und laugenbeständiger Bodenbeschichtung eingebaut. In der Vinothek wurde Feinsteinzeug verlegt. Die Platten des Natursteinbodens im Verkaufsraum stammen aus dem gleichen Schiefersteinbruch wie die Fassadenplatten.
Der Innenausbau der Vinothek fand im Trockenbau statt. Die Farbgestaltung der Räumlichkeiten ist auf die qualitativ hochwertige und gleichzeitig puristische Ausstattung abgestimmt. Mit der Farb- und Materialwahl wird der Bezug zur Region hergestellt und die im Weinbau verwendeten Materialien, Stoffe und Töne wie Holz, Schiefer, Erdfarben und Grüntöne werden zitiert.
Das Gesamtkonzept spiegelt sich auch in der Möblierung wieder. Die bis ins Detail entworfene Inneneinrichtung mit zwei Thekenanlagen und drei Eiche-Präsentationswänden mit beleuchteten Wandnischen dienen der Inszenierung der hergestellten und zu verkaufenden Produkte. Ein individuelles Beleuchtungskonzept inszeniert das Gebäude. Vor allem in den Abendstunden werden die speziellen Beleuchtungseffekte sichtbar. Gold hinterlegte Deckenausschnitte in denen Halogenspots platziert sind strahlen ein Hochwertigkeit aus, die auch auf das Produktes Wein übertragen werden kann. Eine knapp 14 m lange Polstergarnitur im kleinen Probierraum bietet ausreichend Sitzkomfort, auch wenn die Weinproben bis in die späten Stunden andauern. Eine Akustik-Abhang-Decke mit Rechtecklochung trägt in den Verkostungsräumlichkeiten dazu bei, dass zusätzlich zum visuell ansprechenden Ambiente auch ein angenehmes akustisches Raumklima vorherrscht, auch wenn die Räumlichkeiten von größeren Personengruppen genutzt werden. Eine Besonderheit im Veranstaltungsraum ist das individuell gefertigte Wandbild, das den Rheinverlauf des Bopparder Hamms zeigt, und auf dem die Weinlagen Mandelstein, Engelstein, Feuerlay und Ohlenberg und des Weingutes Müller gekennzeichnet sind.
Haustechnik
Um eine energieeffiziente Weinkühlung in der Produktions- und Lagerhalle zu erzielen wurde in die Betonaußenwände und in den Hallenboden eine Betonkernaktivierung eingebaut. Die Rohrleitungen wurden in der Rohbauphase an der inneren Bewehrungslage befestigt. Zwei ca. 12 m tiefe Brunnenbohrungen ermöglichen die Grundwassernutzung. Um das nachhaltige Energiekonzept zu vervollständigen wird im Sommer das Grundwasser zudem auch zur Kühlung der Probierräume über Umluftkühlgeräte verwendet.
Die Beheizung der Vinothek im Winter erfolgt über eine Wasser-Wasser-Wärmepumpe, bei der dem Grundwasser Wärme entzogen wird und über eine Fußbodenheizung an die Räume abgegeben wird. Der alte Heizungsraum wurde komplett umgerüstet. Um Platz für Pufferspeicher und Wärmepumpen zu schaffen wurde ein alter Öltank ausgebaut.
Aufgestellt,
Thillmann
Architekten + Ingenieure
Beschreibung der Besonderheiten
Durch den Neubau der Vinothekneubau kann das Weingut Matthias Müller sein neues Verkaufskonzept für das hochwertige Produkt Wein umsetzten. Neben dem Weinverkauf und Weinproben finden informative und unterhaltsame Veranstaltungen rund um die Themen Wein, Genuss und Kultur in den neuen Räumlichkeiten der Vinothek statt.
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Umweltthermie (Luft / Wasser)
Sekundärenergie
Öl
Energetische Kennwerte
Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")
542,50 kWh/(m²a)
Heizenergieverbrauchswert
86,60 kWh/(m²a)
Stromverbrauchswert
18,10 kWh/(m²a)
Energiebedarf (Prozentuale Verteilung)
Heizung
16 %
Warmwasser
23 %
Beleuchtung
9 %
Lüftung
52 %
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