Architekturobjekte
Heinze ArchitekturAWARD 2021: Teilnehmer
Weißer Riese
47051 Duisburg, Steinsche Gasse
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: HSD Hochschule Düsseldorf, Peter Behrens School of Arts, Carina Novak
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: HSD Hochschule Düsseldorf, Peter Behrens School of Arts, Carina Novak
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Steinsche Gasse, 47051 Duisburg, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
06.2021
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Raummaße und Flächen
Bruttogrundfläche
6.730 m²
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Die verwucherte Brachfläche an der Marienkirche in Duisburg liegt zentral gut angebunden zwischen dem Innenhafen am Rande des Altstadtgebietes und unmittelbar am Übergang zum Dellviertel. Es ist vor allem geprägt durch seine Nähe zu dem im Süden gelegenen Dellplatz, der mit seinem Kleinkunstkino, Brauereien und Bars das Viertel belebt. Die Stadtbibliothek ist ebenso wie die Einkaufsstraße in östlicher Richtung erreichbar.
Durch den Einschnitt der Steinschen Gasse, die zur Autobahnauffahrt der A40 führt, und die umliegenden Verwaltungsgebäude verläuft sich die Fußgängerzone jedoch am Hansator, sodass der Bereich trotz seiner Lage einen unpersönlichen Eindruck ohne Aufenthaltsqualität hinterlässt.
Für die Stadt Duisburg, die seit dem Strukturwandel mit der Innenstadtentwicklung zu kämpfen hat, bietet die gute Lage und Anbindung an die Stadt Düsseldorf das Potenzial, an dieser Stelle ein nachhaltiges Quartier entstehen zu lassen.
Wohnen im Alter ist hier ebenso gefragt wie Wohnungen für Studierende, Singles, WGs und Familien.
Das Quartier
Das neue Quartier, das sich aus einem Gebäude für die Diakonie an der Marienkirche, einer Blockrandbebauung und dem Wohnhochhaus als Solitär zusammfügt, setzt die umliegenden Stadtstrukturen wieder in Beziehung zueinander, greift historische verlorene Wegstrukturen wieder auf und schafft einen Übergang vom Dellplatz vorbei an der Einkaufsstraße über das Marienquartier hinweg bis hinunter zum Innenhafen. Der Entwurf bietet ein vielfältiges Angebot für Anwohner und Besucher: Wohn-, Kleingewerbe- und Ausstellungsflächen sind ebenso Teil des Raumprogramms wie Urban Gardening und Spielflächen im Außenbereich sowie Wildblumenbeete zur Ansiedlung heimischer Insekten.
Wohnen an der Marienkirche
Das Wohnhochhaus am Müllersplatz bildet das neue Herzstück des Quartiers. Der Kubus bildet einen zweiten Hochpunkt der sich in den Stadtraum hineinschiebt und mit der Ausrichtung der Fassaden Bezug zum umliegenden Bestand nimmt. In Holzbauweise konstruiert und ca. 35m hoch bietet das Gebäude Wohnraum in 30 Wohneinheiten, die sich flexibel in unterschiedlichen Clustern zusammenschließen.
Die Cluster leben vor allem durch großzügige Gemeinschaftsbereiche und Loggien, die das ganze Jahr über auch als Wintergarten nutzbar sind. Der Bau präsentiert sich als skulpturaler Körper mit einer transluzenten, zweiten Fassadenhülle aus Streckmetall. Diese ermöglicht das Heraustreten aus den einzelnen Wohneinheiten auf französische Balkone und fungiert zugleich als außenliegender Sonnenschutz.
Das recyclete Metall greift die Identität Duisburgs als Standort der Stahlindustrie auf.
Beschreibung der Besonderheiten
Die Aufgeschlossenheit neuen Wohnformen gegenüber ist in Deutschland vorhanden, sei es auch verhaltener als in den Nachbarländern. Dies mag nicht zuletzt daran liegen, dass so etwas wie „modernes Mehrgenerationenwohnen“, „Satellitenwohnungen“ und Wohnungsbau nach dem „Cluster-Modell“ hauptsächlich in Fachkreisen im Gespräch sind, obwohl gerade genossenschaftlich organisierte Projekte die Chance bieten, sich gegen die Preisspekulationen im Wohnungsbau zu positionieren.
Gerade in der Schweiz, in der der genossenschaftliche Wohnungsbau auf eine lange Geschichte zurück blickt, scheint das Wohnen abseits vom Standard für die Bevölkerung ein präsenteres Thema zu sein, als es in Deutschland der Fall ist. So modern die Konzepte auch wirken mögen, so bieten sie gerade auch für die älteren Generationen die Chance, im Alter nicht zwischen dem betreuten Wohnen im Seniorenheim und dem selbstständigen aber sozial eher isolierten Wohnen im Einzelappartement wählen zu müssen.
Ziel ist es also, das Wohnungsangebot so zu gestalten, dass jede Altersgruppe ihre individuelle Nische finden kann und dennoch ein soziales Miteinander entsteht und gefördert wird.
Unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit ist es ebenso wichtig, eine flexible Architektur anzubieten.
Der "Weiße Riese" nimmt Bezug auf all diese Aspekte und schafft ein komplexes Angebot für die Bewohner. Das belebte Erdgeschoss mit kleinen Gewerbeeinheiten, Beratungsstellen und Raumangeboten wie Veranstaltungs- und Seminarräumen, die für Geburtstage, Clubtreffen, Vorträge oder ein gemütliches Kickerturnier angemietet und genutzt werden können, erweitern die Möglichkeit zur Gestaltung des Alltags.
Im 2. Obergeschoss befindet sich ein Gesundheits- und Wellnessbereich, der mit einem entsprechend erworbenem Zugang von Externen genutzt werden kann und vom Hauptfoyer aus zugänglich ist, ohne die Haupterschließung der Wohngeschosse in Form einer Schachteltreppe zu kreuzen.
In der Mitte des Gebäudes gibt es darüber hinaus Angebote zur Nutzung von Homeoffice-Büros, Start-Up Flächen und Co-Working Spaces.
In den Wohngeschossen sind verschieden große Wohneinheiten zu je verschieden großen Clustern zusammengeschlossen. Jede Wohneinheit verfügt über eine kleine Küchenzeile, der Fokus wird auf die Nutzung der großzügigen Kochmöglichkeit im Gemeinschaftsraum gelegt.
Zudem ist jedes Cluster angebunden an Außenräume wie das Atrium und Loggien, die auch in kalten Monaten als Wintergarten nutzbar sind und sich zwischen den Wohnungen platzieren.
Jede Wohnung hat durch geschosshohe Verglasungen außerdem Zugang auf französische Balkone, die sich zwischen die erste und zweite Fassadenhülle schieben. Durch das Öffnen der Faltläden, die als gestalterisches Element dienen und gleichzeitig den außenliegenden Sonnenschutz bilden, wird jedem Bewohner so der Zugang nach Außen ermöglicht, ohne dass das kubische Bild des Baukörpers durchbrochen wird.
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