Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2021: Teilnehmer


Wiederbelebt. Revitalisierung des Alten Schlachthofs Pforzheim

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Karlsruher Institut für Technologie, KIT Fakultät für Architektur, Laura Berndt

Außenperspektive - Wiederbelebt. Revitalisierung des Alten Schlachthofs Pforzheim

© Laura Berndt

Innenraumperspektive Maisonette Wohnung - Wiederbelebt. Revitalisierung des Alten Schlachthofs Pforzheim

© Laura Berndt

Modellfoto - Wiederbelebt. Revitalisierung des Alten Schlachthofs Pforzheim

© Laura Berndt

Modellfoto - Wiederbelebt. Revitalisierung des Alten Schlachthofs Pforzheim

© Laura Berndt

Modellfoto - Wiederbelebt. Revitalisierung des Alten Schlachthofs Pforzheim

© Laura Berndt

Modellfoto - Wiederbelebt. Revitalisierung des Alten Schlachthofs Pforzheim

© Laura Berndt

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Karlsruher Institut für Technologie, KIT Fakultät für Architektur, Laura Berndt

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

06.2021

Gebäudedaten

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttogrundfläche

14.010 m²

 

Wohnfläche

4.972 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Der Entwurf für den alten Schlachthof in Pforzheim befasst sich mit den zwei Schwerpunkten des Bauens im Bestand sowie gemeinschaftlichen Wohn­konzepten und vereint diese in einem Projekt. Dabei rückt die Frage, wie der Schlachthof wiederbelebt werden, kann in den Fokus. Der angemessene Um­gang mit der bestehenden Struktur ist die Grundlage für den Paradigmenwech­sel vom Schlachten zum Wohnen. Im Entwurf werden aktuelle Wohnkonzepte hinterfragt und Möglichkeiten für ein gemeinschaftliches Wohnen heute und in der Zukunft aufgezeigt, die flexibel anpassbar sind auf zukünftige Bedürfnisse. Der Entwurf zeichnet sich durch den sensiblen Umgang mit der historisch ge­wachsenen Struktur aus und erzeugt einzigartige Wohnsequenzen. Es wird aufgezeigt, welche Eingriffe im Bestand nötig sind, um den alten Schlachthof in ein Wohn- und Arbeitsgebäude zu transformieren und ihn mit der näheren Um­gebung zu vernetzen.
Das Schlachthofareal liegt im Nord-Osten vom Pforzheim nahe der Nordstadt. Von Norden grenzt Wohnbebauung an das Gebiet. Direkt oberhalb des Grund­stücks befindet sich das Keplergymnasium. In der näheren Umgebung sind aber auch die Nordstadtschule und ein Familienzentrum zu finden. Von Süden aus trifft Gewerbe auf das Grundstück. Der Schlachthof bildet ein städtebau­liches Scharnier innerhalb des bestehenden Siedlungsgefüges. Durch diese vermittelnde Position entsteht auf dem Grundstück ein Spannungsfeld zwischen den beiden Polen des Wohnens und des Gewerbes. Die Brachfläche und fällt im Gesamtgefüge als struktureller Bruch auf. Es entsteht eine Heterogenität in der Umgebung mit einer unterschiedlichen Körnung der einzelnen Stadtbau­steine. Die Industriebauten als große Strukturen stehen der kleinteiligen Woh­nungsbebauung im Norden des Grundstücks entgegen.
Topografisch wird der Bruch in der Umgebung durch die tiefere Lage verstärkt. Der Hang ist stark begrünt und unzugänglich. So wird der Grünraum zur Barrie­re zwischen den beiden Teilbereichen.

Die städtebauliche und architektonische Idee baut auf den historischen und gegenwärtigen Qualitäten des Ortes auf. Aus der Standortanalyse lassen sich bereits verschiedene Parameter und Strömungen ableiten. Die Heterogenität der einzelnen Teilbereiche führt im Stadtraum zu Brüchen und Barrieren. Die Bereiche sind aktuell nur schwach miteinander vernetz. Die starke Ost-West Ausrichtung des Entwurfs zeigen den Bedarf an Verbindungen im großen städ­tebaulichen Rahmen sowie direkt am Grundstück des Schlachthofs auf. Die be­stehenden Verbindungen müssen gestärkt und neue Verbindungen geschaffen werden. Dabei ist es wichtig, die öffentlichen Räume zu aktivieren und erlebbar zu machen.

Das Areal des Alten Schlachthofs liegt am Ende der Kleiststraße. Durch die
städtebauliche Positionierung des Bestands entsteht ein Platz im Westen des Gebäudes, der durch den angrenzenden Grünraum, die Straße und den Alten Schlachthof gefasst wird. Die Fläche wird durch kleine Inseln und Bänke struk­turiert sowie durch ein Café, das sich zum Platz öffnet, belebt.
Im Norden des Alten Schlachthofes befindet sich der stark bewachsene Hang, auf dem ein vertikaler Park entstehen soll. Der topografische Höhenunterschied wird mithilfe von Wegen und Abstufungen erlebbar und überbrückbar. Die natür­lichen Plateaus werden genutzt und dienen als Begegnungs- und Austausch­flächen zwischen dem bestehenden Quartier und dem neu entstehenden Teil­bereich. Im Gelände werden Treppen eingelassen und entstehen Sitzecken, Flächen zum Toben und Rutschen überwinden die Höhe spielerisch. Zudem kann der Hang zum Selbstversorgen und Anpflanzen genutzt werden. Der Grünraum des Hangs wird an den Schlachthof herangezogen. Unterhalb des ehemaligen Vordachs entstehen Gärten für die Bewohner und Bewohnerin­nen. So wird ein Bereich der ursprünglich versiegelten Fläche zum Naturraum.

Das Schlachthofgebäude sitzt wie eine Insel im Industriegebiet. Die Struktur ist fast schon hermetisch. Was zunächst wie ein Widerspruch zum Gemeinschafts­sinn wirkt, kann jedoch für die Bewohner und Bewohnerinnen ein Vorteil sein. Im Schlachthof entsteht ein gemeinschaftlicher Kosmos. Durch den Impuls ein­zelner öffentlicher Nutzungen kann auch das umliegende Quartier und die Stadt davon profitieren. Der Schlachthof bildet somit ein Bindeglied und einen ent­scheidenden Punkt in der Quartierentwicklung.

Der Stadtgrundriss des Alten Schlachthofs bleibt im Stadtgefüge erhalten und die Eingriffe des Entwurfs finden vor allem innerhalb der Mauern der bestehen­den Struktur statt. So bleibt die historische Gestalt des Ortes und eine architek­tonische Vielfalt im Gebiet bestehen. Die Ressourcen des Schlachthofs werden weitestgehend genutzt. Für die Umnutzung in ein Wohn- und Arbeitsgebäude werden mehrere Innenhöfe implementiert, um Licht und Luft in das bestehende Volumen zu bringen. Durch die Perforation können die Grundrisse sich in die volle Tiefe des Gebäudes entwickeln und weiterhin belichtet und belüftet wer­den. Die Typologie des Schlachthofs ist introvertiert und stark in sich gegliedert. Dies überträgt sich auch auf den Entwurf. Das Vordach im Norden wird auf sei­ne Tragstruktur reduziert und bleibt als Pergola bestehen. Das Raster der Trag­struktur wird aufgenommen und spiegelt sich im Grundriss wider. Im Bereich der alten Schlachthallen wird das Raster durch die Struktur der dazu orthogonal verlaufenden Shedddächer erweitert. Die Architektur reagiert stark auf die Tiefe des Schlachthofs. Die neuen Grundrisse agieren mit der bestehenden Struktur und lassen gleichzeitig völlig neue Raumsequenzen entstehen, die es möglich machen, das alte Industriegebäude zu spüren und wahrzunehmen.


Durch das Gebäude zieht sich ein Verbindungsgang in voller Länge, der es in zwei Bereiche trennt. Die Achse wird aufgenommen und als Erschließungs- und Kommunikationspassage zum Kernelement und Verteiler des Entwurfs. Daran anschließend befinden sich zwei Raumschichten, in denen die Erschließungs­kerne sowie Gemeinschafts- und Funktionsnutzungen unterkommen. Diese Raumschichten ziehen sich an den Verbindungsgang angelagert ebenfalls durch die ganze Architektur und funktionieren wie ein Filter für die öffentliche Erschließung. Die gemeinschaftlichen Nutzungen öffnen sich zum Verbindungs­gang und beleben die Passage zusätzlich. Durch Galerien in der Passage entstehen Blickbeziehungen auf verschiedenen Ebenen. Tauschen und Teilen findet hier Platz. Die Verbindungspassage wird von den Nutzern angeeignet und belebt. Die Erschließungszone kann gleichzeitig auch zum Ausstellungs- und Veranstaltungsraum werden. In der Grundstruktur des Schlachthofs ist eine Schichtung zu erkennen, die im Entwurf aufgenommen und gestärkt wird.

Im Gebäude kommen thematisch drei verschiedene Hauptnutzungen unter: Wohnen, Gemeinschaft und Arbeiten. Die Nutzungsänderung ermöglicht eine Neuprogrammierung des Schlachthofs und belebt das Gebäude. Die innere Struktur ist vor allem durch Wohnen geprägt. Dabei entsteht eine Vielzahl von verschiedenen Wohnungsgrundrissen, die eine starke Nutzungs­durchmischung ermöglichen und individuell auf den einzelnen Bereich des Be­stands reagieren. Des Weiteren finden verschiedene gemeinschaftliche Nutzun­gen an die Verbindungspassage angelagert Platz. Die Nutzungsverteilung zeigt deutlich den Fokus auf Wohnen und Gemeinschaft im Entwurf. Die öffentlicheren Nutzungen sind dem Wohnbereich vorgelagert und sind räumlich an den Platz vor dem Gebäude angeordnet. Durch das Schmucklabor, das Café sowie eine Fahrradwerkstatt kommt der Impuls des Arbeitens hinzu. Zusätzlich gibt es Arbeitsräume, die individuell angemietet und als Co-Working-Räume genutzt werden können. Die gemeinschaftlichen Nutzungen siedeln sich am Verbindungsgang an und öffnen sich zum Inneren des Gebäudes. Die Verbindungspassage zieht sich durch das Gebäude des Alten Schlachthofs. Die Achse wird zum Begegnungs- und Kommunikationsraum. Die Geschichte Pforz­heims ist stark durch die Schmuck- und Uhrenindustrie geprägt. So findet sich dieser Impuls auch im Alten Schlachthof wieder. Ähnlich der Bijouteriefabrikhäu­ser wird Wohnen und Arbeiten neu zusammengebracht. Die Nutzung des Ge­bäudes ist zwar stark vom Wohnen geprägt, dennoch spielt die Wechselwirkung mit dem Arbeiten eine wichtige Rolle. Die Impulse des Arbeitens werden auf verschiedene Art und Weise aufgenommen. Durch anmietbare Arbeitsräume und Co-Working Bereiche werden Möglichkeiten für das Homeoffice aufgezeigt. Das Schmucklabor soll als neuer Impuls Kreative in das Projekt mitaufnehmen. Im Unterschossen können öffentliche Nutzungen wie ein Escape Room und ein Veranstaltungsraum angedacht werden. Des Weiteren eignet sich der großzügi­ge Keller für anmietbare Band- und Proberäume und ein Fotolabor. Im Erdgeschoss befinden sich Co-Living Wohnungen, sowie die Zugänge zu den Maisonette Wohnungen und die kleineren Wohnungen im Turm. Über die Verbindungspassage werden das gemeinschaftliche Nutzen ebenfalls im Erd­geschoss erschlossen.
Der Alte Schlachthof wird von Westen aus erschlossen. In der Fassade bleiben die ursprünglichen Fenster weitestgehend erhaltenen und werden nur durch einzelne Glasflächen ergänzt, um das Café und die Fahrradwerkstatt nach au­ßen öffenbar zu gestalten. Die Verbindungspassage zieht sich als Achse durch Gebäude. Diese wird aufgenommen und als Erschließungs- und Kommunikati­onspassage zum Kernelement und Verteiler des Entwurfs. Daran anschließend befinden sich zwei Raumschichten, in denen die Erschließungskerne sowie Gemeinschafts- und Funktionsnutzungen unterkommen. Diese Raumschich­ten ziehen sich an den Verbindungsgang angelagert ebenfalls durch die ganze Architektur und funktionieren wie ein Filter für die öffentliche Erschließung. Die gemeinschaftlichen Nutzungen öffnen sich zum Verbindungsgang und beleben die Passage zusätzlich. Durch Galerien in der Passage entstehen Blickbezie­hungen auf verschiedenen Ebenen. Tauschen und Teilen findet hier Platz. Die Verbindungspassage wird von den Nutzern angeeignet und belebt. Die Er­schließungszone kann gleichzeitig auch zum Ausstellungs- und Veranstaltungs­raum werden.
Im vorgelagerten Teil des ehemaligen Veterinäramts befindet sich das neu geplante Schmucklabor, das ich über zwei Geschosse verteilt. Strukturell be­findet sich im mittleren Bereich ein Funktionskern mit einer Teeküche, Plottern und Besprechungsräumen, um den sich die offenen Arbeitsplätze verteilen. Im ersten Geschoss sind die Arbeitsplätze teilweise in Räume unterteilt und mit Blickbeziehung zur Kreativwerkstatt an der inneren Wand angeordnet. Die Kreativwerkstatt ist ein drei Teilbereiche strukturiert für 3D-Druck, Lasercutter und Holz- Metallarbeiten. Sie Kreativwerkstatt soll auch für andere Kreativschaffen­de und Pforzheimer geöffnet sein. Diese Nutzungen kombiniert das Schmuck­handwerk zusätzlich zu der Wohnnutzung und interpretiert die Verschmelzung der beiden Nutzungen neu. An die Verbindungspassage angelagert befindet sich ein Ausstellungsraum, der sich zum Gang öffnet. Die Passage selbst kann auch als Ausstellungsraum genutzt werden. Im ersten Geschoss sind offene Co-Working-Arbeitsplätze. Gegenüber des Schmucklabors befinden sich die ehemaligen Maschinenräume in denen ein Café sowie eine Fahrradwerk­statt entsteht. Diese Nutzungen sind öffentlich und bereichern das umliegende Quartier.
Anschließend an den Ausstellungsraum befindet sich in der Passage die Lese­bar, die sich über zwei Geschosse zieht und sich mit Sitzgelegenheiten zur Pas­sage öffnet. Ein Tauschfenster bietet Platz für gelesene Bücher und verändert die Fassade je nach Füllstand des Regals. In der Lesebar kann die Genossen­schaft verschiedene Zeitungen und Bücher auslegen, die von allen geteilt wer­den. Daneben ist das Kraftwerk angelagert. Der zweistöckige Fitnessraum kann von den Bewohnern und Bewohnerinnen für Work-outs genutzt werden.
In der Grundstruktur des Schlachthofs ist eine Schichtung zu erkennen, die sich auch in den Wohnungsgrundrissen widerspiegelt. Im Nordosten nutzt der Ent­wurf die volle Tiefe des Gebäudes, wodurch in den Gemeinschaftswohnungen lange, schmale Grundrisse entstehen, die in drei Schichten strukturiert sind. Es wechseln sich immer wieder eine Wohnschicht mit Zimmern, eine Erschlie­ßungs- und Kommunikationsschicht mit den gemeinschaftlichen Nutzungen und Bädern und einer anschließenden Atriumsschicht zur Belichtung ab. Die Co-Li­ving-Wohnungen im Erdgeschoss verfügen über fünf bis sieben Zimmer. Durch die vier Innenhöfe, die in den tiefen Körper geschnitten wurden, entsteht eine Rhythmisierung des Grundrisses. Die Wohnungen öffnen sich nach Norden zum Hang und bilden Terrassen unter der Pergola der Vordachstruktur aus. Die Erschließung und Aufenthaltsbereiche dienen als informelle Treff- und Kommu­nikationsorte.
Gegenüber liegend der Verbindungspassage im südlichen Teil befinden sich die Maisonettewohnungen, die strukturell nach den darüber liegenden Shedd­dächern ausgerichtet sind. Die Wohnungen werden über die Sheddächer be­lichtet. In die Schlachthallen wurden fünf Atrien eingeschnitten, über welche die Erdgeschosszonen zusätzlich belichtet werden und ein Außenbezug entsteht. Die Atrien können über die vorgelagerte gemeinschaftliche Erschließungszone der Maisonettewohnungen betreten werden. In diesem Bereich sind Wasch­räume angegliedert. Die Tragstruktur der Shedddächer über der ehemaligen Kuttelei zieht sich konzeptuell durch die Wohnungen und erzeugt aufgedeckte Funktionswände, in den Sitznischen, Treppen, aber auch Funktionsräume ver­schwinden können. Die Wohnungen ziehen sich über zwei Geschosse. Dabei liegen meistens die Wohnbereiche im Erdgeschoss und die Schlafzimmer im Obergeschoss. In den alten Schlachthallen entstehen 15 Maisonette Wohnun­gen mit zwei bis fünf Zimmern. Die Wohnungen im Süden bilden Loggien aus. Die Fassade ist horizontal gegliedert und wird im ersten Geschoss durch ein schmales Fensterband strukturiert. Die Öffnungen zur Kleiststraße besitzen Klappläden, die im geöffneten Zustand Schotten erzeugen und dadurch den Grundriss zusätzlich strukturieren. Durch die Klappläden kann die Fassade völ­lig geschlossen werden und die introvertierte Typologie des Schlachthofs wird aufgenommen. Durch die Maisonettewohnungen werden die alten Schlachthal­len spürbar und ein einzigartiges Raumgefühl entsteht.
Die östliche Fassade wird stark durch die Shedddächer rhythmisiert und er­hält zudem verschiedene Fensteröffnungen. Das Rundfenster über der Ver­bindungspassage markiert den Ein- und Ausgang in die Verbindungspassage. Im Nord-Westen befindest sich der Wohnturm und damit der Hochpunkt des Gebäudes. Die Wohnungen orientieren sich zum Innenhof und sind im Erd­geschoss sowie im ersten Obergeschoss einseitig belichtet. An den Innenhof angelagert befindet sich der Laubengang, der durch auf den verschiedenen Ebenen unterschiedliche Blickachsen generiert. Gleichzeitig entstehen so wei­tere Kommunikations- und Austauschpunkte. Die Struktur der verschiedenen Grundrisse reagieren individuell auf Begebenheiten und erzeugen so unter­schiedliche Raumsequenzen mit vielfältiger Auswahl an Qualitäten. Die Woh­nungen können im zweiten und dritten Geschoss durch Schiebeelemente ge­trennt und verbunden werden. Der Hochpunkt erhebt sich zwei Geschosse über dem einstigen Dach des Schlachthofs und bildet einen Gegenpol zur ansonsten flachen Struktur des Gebäudes. Im zweiten Geschoss ist das Flachdach des Schlachthofs als Außenraum für die Wohnungen nutzbar. Die Treppenkerne im Bereich der Co-Living Räume ziehen sich aufs Dach und spannen in den Zwi­schenebereichen Räume auf, die sich auf die Dachterrassen öffnen und die von der gesamten Gemeinschaft nutzbar sind. Die leichte Konstruktion setzt sich auf das Dach und schafft durch die Satteldächer eine bewegte Dachlandschaft. Die Fassade des Innenhofs ist klar durch die Stützen gerastert und es entsteht ein Rhythmus aus Fenstern und Stützen. In der Nordfassade wurde ein Fens­terformat gewählt, das durch verschiedene Anordnungen verspielt wirkt und die Fassade strukturiert. Im Bereich des Turmes zieht sich der Außenraum weiter ins Gebäude und zwei Turmhälften entstehen. Die leicht geneigten Satteldächer nehmen die Formen der Umgebung auf und werden durch das Satteldach über der Erschließung zusammengefasst. Die Südfassade des Turms zeig sich völlig geschlossen bis auf die runden Fenster des Erschließungskerns. In der West und Ostfassade des Hochpunktes werden die Fenster abgeschrägt wodurch ein Relief in der Fassade entsteht.

Die Geschichte des Ortes und die historisch gewachsenen Gegebenheiten wer­den aufgenommen und für die heutige Zeit transformiert. Die Revitalisierung lässt in der brachliegenden Fläche des Alten Schlachthofs einen lebendigen Ort entstehen, der den Geist aufnimmt und durch die Nutzungsänderung das Ge­bäude wiederbelebt. Diese Nutzungsänderung ermöglicht eine nachhaltige Ver­längerung des Lebenszyklus. Durch das Zusammenbringen von zwei gegen­sätzlichen Strömungen des Schlachtens und der Gemeinschaft kann ein völlig neuer und einzigartiger Ort entstehen.
Der Entwurf spiegelt einen Facettenreichtum an Wohnungsgrundrissen für das Leben in der Gemeinschaft wider. Durch die unterschiedliche Ausformulierung der Wohnungen entstehen verschiedene Grade der Gemeinschaft. Die introver­tierte Struktur des Schlachthofs wird für die Bewohner und Bewohnerinnen ge­öffnet und lässt im inneren einen gemeinschaftlichen Kosmos entstehen.
Dabei wird eine Synthese aus dem Bestand der Identität der Goldstadt und der Gemeinschaft geschaffen. Der Bezug zur Stadt entsteht durch die öffentlichen Impulse im Gebäude, dem Bezug zur Schmuckkultur und die Vernetzung des Grundstücks über den Hang. Die Aufwertung des Ortes hat das Potenzial, auf die direkte Umgebung zu strahlen und die Gemeinschaft im Quartier zu stärken. Das Projekt steht identitätsstiftend für Pforzheim. Der Entwurf verkörpert die Anpassung der Stadt und spiegelt konzeptuell den tief verankerten Gemein­schaftssinn wider. Der Bestand bietet die Grundlage für die Revitalisierung des alten Schlachthofs in Pforzheim und lässt ein zukunftsträchtiges Gemein­schaftsprojekt entstehen. Die Zukunft des Ortes wird maßgeblich vom Umgang mit seiner Vergangenheit bestimmt.

Beschreibung der Besonderheiten

Die Masterthesis zeichnet sich vorallem durch den sensiblen Umgang mit dem Alten Schlachthof aus. Die Grundrisse reagieren auf die vorhandenen Gegebenheiten und lassen so völlig neue Raumsequenzen enstehen. Der neue Entwurf nimmt die äußere Gestalt des Bestandes durch die Form und die Materialität auf. Die ursprünglich weiß verputzte Ziegelfassade wird frei­gelegt und sichtbar. In Anlehnung an die Holzbautradition in der Region wird in die Hülle des Bestands eine neue Struktur aus regionalem Holz eingestellt. Aus dem einschaligen Mauerwerk entsteht ein zweischaliger Wandaufbau. Die eingestellte Konstruktion funktioniert unabhängig von der bestehenden Struk­tur. Die vorhandene Industriestruktur bietet als Hülle die Grundlage, tragen­den Elemente wie Stützen zu behalten und im Innenraum eine flexibles neues Grundrissgefüge entstehen zu lassen. Die Holzkonstruktion im Inneren lässt auch in Zukunft mögliche Nutzungsänderungen zu und trägt so dazu bei, den Lebenszyklus des Bestands zu verlängern. 

Die Gemeinschaft im Gebäude findet auf verschiedenen Ebenen statt. Der Entwurf ist für eine Genossenschaft geplant. In den Co-Living-Wohnungen zieht sie sich direkt in die Wohnung. Im ganzen Gebäu­de sind verschiedene Räume mit gemeinschaftlicher Nutzung geplant. Zudem wurden verschiedene informelle Begegnungsräume geschaffen und gestärkt wie die Verbindungspassage. Im Wohnturm entwickeln sich die Wohnungen nach außen und der Laubengang funktioniert als erweitertes Wohnzimmer. Der Entwurf bietet viele gemeinschaftliche Flächen und Kommunikationsräume, die durch die Nutzerinnen und Nutzer angeeignet werden können. Dabei kann die Gemeinschaft auf unterschiedliche Arten im Projekt gelebt werden und es ent­steht ein vielfältiges Miteinander.
 

Auszeichnungen

Anerkennung im Rahmen des Friedrich Weinbrenner Preises der KIT Fakultät für Architektur

Schlagworte

Alter Schlachthof Pforzheim, Revitalisierung, Masterthesis, Wohnen und Arbeiten im Alten Schlachthof, Umnutzung, Bauen im Bestand, Pforzheim, Abschlussarbeit, Wohnungsbau, Gemeinschaft, Industriebrache, Genossenschaftliches Wohnen

Objektdetails

Gebäudespezifische Merkmale

Anzahl Wohneinheiten

46

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