Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2016: Teilnehmer


wohlers

20249 Hamburg, Wohlers Allee

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: studio andree weissert

WOHLERS_blau - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Nische - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Fensterachse_01 - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Fensterachse_02 - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Trennwand_01 - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Trennwand_02 - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Trennwand_03 - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Küche_01 - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Küche_Detail - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Küche_02 - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Küche_Werkbank_01 - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Arbeitsplatz_01 - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Arbeitsplatz_02 - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Diele_01 - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Diele_02 - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Diele_03 - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Trennwand_04 - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Trennwand_05 - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Trennwand_06 - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Bad_01 - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Bad_02 - wohlers

© Nikolaus Tuerk

WOHLERS_Bad_03 - wohlers

© Nikolaus Tuerk

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: studio andree weissert

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Wohlers Allee, 20249 Hamburg, Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Umbau

Fertigstellungstermin

01.2015

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

studio andree weissert

Pflügerstr. 18

12047 Berlin

Deutschland

Tel. +49 30 60690390

mail@andreeweissert.com

Bauleistung: Tischler

matthias calpouridis

niendorfer weg 11

22453 Hamburg

Deutschland

Bauleistung: Ausbau

Christoph Kather

Lindenallee 2

19412 Tessin

Deutschland

Architekturfotografie

on3studio, Nikolaus Türk

Borselstrasse 18

22765 Hamburg

Deutschland

office@on3studio.com

Bauleistung: Gas, Wasser, Abwasser

Kai Seeger

Schumannstrasse 55a

22083 Hamburg

Deutschland

Verwendete Produkte

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Sonstige

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Raummaße und Flächen

Bruttorauminhalt

290 m³

 

Bruttogrundfläche

99 m²

 

Wohnfläche

85 m²

Beschreibung

Objektbeschreibung

Grundlage

Die umgebaute Fläche ist das letzte Geschoss (3.) einer Gründerzeitvilla in Hamburg Altona. Das gesamte Gebäude gliedert sich in drei (Eigentums-)Wohneinheiten welche alle über ein gemeinsames Treppenhaus erschlossen werden.

Die Bauherrin hatte die Wohnung vor ca. 10 Jahren erworben und hat diese so wie vorgefunden selber genutzt. Der ursprüngliche Grundriss kann als sehr offen und fließend beschrieben werden. Die unterschiedlichen Nutzungen (Homeoffice, Kochen, Freizeit, Hobby, Gäste, Schlafen) fanden nebeneinander und durcheinander Platz auf der Fläche.

Die Fassade des Hauses steht unter Denkmalschutz, das Budget ist für eine Renovierung ausgelegt, der Zeitraum für die Baumassnahmen war äußerst begrenzt da die Bauherrin während dessen eine Übergangslösung bewohnen musste und nur eingeschränkt ihrer Arbeit nachgehen konnte.




Briefing

Die Bauherrin wollte ein neues Bad! ...und vielleicht eine neue Küche. Vor allem wollte sie aber einen „Extraraum“ welcher akustisch sowohl von der Wohnung als auch von der dadrunter liegenden Wohneinheit entkoppelt ist. Dieser Raum sollte als Gäste- undMusikzimmer genutzt werden. Im weiteren sollten die „Lebensbereiche“ deutlicher getrennt werden und dem ungestörten Schlaf eine besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden.




Verzweiflung

Zu erst war ich einigermassen verzweifelt. Grundlage war eine Wohnung im durchaus renovierungs-bedürftigen Zustand, der Grundriss an sich war aber viel weiter und großzügiger als man es normalerweise vorfindet. Und dann soll ich aus diesem Raumfluss ein Stückwerk von Nutzungszuweisungen machen... nein – also – viel Arbeit – wenn man dabei seinen eigenen Vorstellungen vom Raumgebrauch gerecht werden will...




Abriss/ Bauarchäologie

Zuerst wurde die Wohnung vom unnötigen Ballast befreit. Beim Abriss wurden mehrere Nutzungsschichten sichtbar. All das, was vorher den Grundriss strukturiert hat waren in der Regel Vorsatzschalen vor weiteren Vorwandschalen. Das sich die Lage der Küche mehrmals geändert hatte wurde sichtbar, das es mal 2 Wohnungen waren, das ein Teil der Fläche offensichtlich lange Zeit als unausgebauter Trockenboden genutzt wurde, das an manchen Stellen drei Bodenbelege übereinander lagen, das tragende Teile im Zuge von Umbauten einfach unterbrochen wurden oder Lasten um drei Ecken geführt wurden, WC-Sanblocks in Schornsteine eingelassen wurden, Entlüftungen einfach stumpf gegen die Wand geführt wurden, Stromzuleitungen jahrelang im angebohrten Zustand durchgehalten hatten,... all das wurde erst sichtbar, als die vielen Schichten nicht tragenden Ballasts entfernt wurden.

Selbstverständlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, den ersten Abrisstag mit Brechstange, Vorschlaghammer und Flex dabei zu sein um selber zu erforschen was wirklich vor liegt. Erst nach der vollständigen Entkleidung konnte ich definitive Ausbaumasse nehmen...



Entwurfsgedanken

Grundlegend war der Gedanke, die akustisch sensiblen Nutzungen (schlafen, Gäste, Musizieren) aus der Wohnung „heraus zu nehmen“ - das heißt, einen Teil der Wohnung als separiert zu verstehen. Diese Bereiche sollten frei von alltäglichen Nutzungen sein. So ist ein separiertes Schlafzimmer und ein kombiniertes Musik-/ und Gästezimmer auf der Ostseite der Wohnung entstanden. Diese Räume sind mit vollwertigen Türen versehen, haben einen neuen, auf schwimmend verlegten Trockenestrich Parkett-fußboden und eine entkoppelte Vorwandschale.

Somit blieben ca. 2/3 der Gesamtfläche für eine relativ offene Gestaltung.

Weitestgehend unverrückbar bleiben bei einer Bestandswohnung die Zu- und Abflussleitungen, die Entlüftungsschächte, die tragenden Dachbalken und die Eingangstür.

Ein weiterer Fixpunkt waren vorhandene Oberlichter.

Durch den Umbau wurde die Trennwand zwischen Küche und Bad wieder genau unter den First gestellt. Diese maximal hohe Wand trägt neuerdings wieder den First, ist im unteren Bereich Installationswand für Bad und Küche und ist ab einer Höhe von 2,45m voll verglast. In dieser Weise wirkt das Oberlicht, welches nun genau über der Küchenzeile ist genauso auch ins Bad – wenn man in der Dusche steht kann man den Wipfel eines Baumes im Himmel schwanken sehen.




Der Hauptbereich der Wohnung ist in seiner Nutzung zweigeteilt. Auf der einen Seite befindet sich hier eine Wohnküche im allerbesten Sinne. Die „Küchenmöbel“ verstecken nicht ihre funktionalen Aspekte, fügen sich aber so in die Gesamtgestaltung des Raumes das sie nicht als „die Gemütlichkeit störende“ Fremdkörper war genommen werden. Dies ist ein Raum, der für alle nur erdenklichen Nutzungen offen zu sein scheint. Er ist durch das Oberlicht extrem hell, hat einen großzügigen Zugang zu einem Balkon und erweitert sich durch die Oberlichtbänder optisch in die angrenzenden Räume.

Die tragende Idee dabei war, einen introvertierten „Wintergarten“ zu bauen. Die Tatsache, das die begrenzenden Wände auf drei Seiten nicht weiße Rigipswände sind sondern wie profilierte Fassaden erscheinen erzeugt ein „in between“ nicht drinnen, nicht draussen, ein bisschen wie auf einer Veranda...




Der zweite Teil der Hauptnutzfläche ist der Arbeitsbereich der Wohnung. Die Bauherrin arbeitet fast ausschließlich zuhause – somit sollte dieser Bereich nicht zu kurz kommen. Zuvor gab es ein Büro für Computerarbeit, ein Zeichentisch im Schlafzimmer und eine Nähecke im Wohnzimmer. Im Zuge der Umgestaltung haben wir die unterschiedlichen Arbeiten an einem Ort zusammen gefasst und ihnen damit einen angemessenen Raum gegeben. Der vier Meter lange Schreibtisch ist lang genug um drei Arbeitsbereiche nebeneinander zu repräsentieren. Die Trennung zwischen Wohnküche und Arbeit ist eine teilverglaste Wand. Der untere Bereich ist bis zu einer Höhe von 1,3m geschlossen. Dahinter verschwinden Monitore und Arbeitsmaterialien. Von der Küche aus gesehen ist trotz der durchsichtigen Raumtiefe nichts von der Arbeit zu sehen, vom Arbeitsplatz aus schaut man im Sitzen nie auf den liegengebliebenen Abwasch, muss aber nicht auf das schöne Lichtspiel des Oberlichtes verzichten.




Zwei große Schiebetüren ermöglichen es, den Arbeitsbereich komplett „abzuschließen“. Die Schiebetür im Flur kann sowohl den Arbeitsbereich abschließen als auch die Küche vom Flur trennen. Somit hat man sehr vielfältige Raumabschluss- und Bewegungsmöglichkeiten auf der kleinen Fläche – in der Realität werden die Schiebetüren wohl meistens offen stehen...

Beschreibung der Besonderheiten

Licht

Nichts geht über Tageslicht – und davon gibt es in dieser Wohnung dank der Oberlichter mehr als genug. Tageslicht zeichnet sich ja dadurch aus, das es nicht aus einem Objekt hervorquillt sondern über eine Fläche kommt und eine starke Richtung hat – das macht die schönsten Schatten.

Wir haben kaum Leuchten verbaut. Die komplette Beleuchtung ist mit linearen LED-Bändern hergestellt und in der Regel unsichtbar in Fugen oder in Möbeln verbaut. So entstehen helle Reflektor-Flächen die den Raum beleuchten.

Zusätzlich gibt es zwei weitere alte Oberlichter. Diese wurden so verkleidet das sie sich der neuen Raumgeometrie anpassen. Um Wärmeverluste an diesen „altersschwachen“ Bauteilen zu reduzieren wurden die neuen Deckenausschnitte mit einem transluzenten „Plexifenster“ ausgerüstet. In den Leibungen sitzen weitere LED-Leuchten. Somit kommt das Kunstlicht von dort, wo tagsüber das natürliche Licht her kommt.

Die verglasten Trennwände erlauben, das Licht aus einem Nebenraum mit langen Schatten einfällt. Dadurch entstehen sehr angenehme Lichtstimmungen. Besonders von der Küche aus betrachtet. Hier wirkt die Verglasung zum Bad tagsüber wie ein Schwarzspiegel und reflektiert das Himmelslicht. Wenn es aber dunkel wird und im Bad Licht an ist wird das Oberlichtband zu einer riesigen blauen Laterne – oder zu einem Aquarium – je nach Lesart.

Möbel/ Einbauten

Bei fast allen meiner Projekte kann man wohl von raumbildenden Möbeln sprechen. Und auch in der Wohlersallee ist es schwierig zu sagen wo die Wand aufhört und das Möbel beginnt.

Grundsätzlich kann man hier zwei Kategorien nach Farben unterscheiden.

Alle weißen Einbauschränke sind aus einer Melaminharz beschichteten Multiplexplatte von einer Tischlerei gefertigt. Das sind im weitesten Sinne Einbauschränke im Bad und als Raumabschluss von Küche und Arbeitszimmer. Diese Einbauten kompensieren einerseits die entfallenden Stauräume. Aus der Sicht des Gestalters viel interessanter ist jedoch, das sie als durchlaufendes Motiv die beiden Räume an ihrer Verbindungsstelle (Querachse/ Schiebetür) wieder zu einem Ganzen machen. Wenn man auf der Heizkörperbank in der Fensternische sitzt hat man einen sehr schönen und weiten Blick entlang einer rhythmischen Fassade. Alle Störungen auf der Wand wurden zu einem Gesamtbild gefügt. Die Heizkörper verstecken sich hinter Lamellen, das obere Fach ist auf der gesamten Länge ein Leuchtkasten – auch hier kommt am Abend das Licht aus seiner natürlichen Richtung.

Alle weiteren Einbauten in Multiplex- Birke wurden direkt vor Ort aus ganzen Platten (von mir) gefertigt. Das sind ins Besondere die Glastrennwände, die Schiebetüren und die Küchenzeile.

Auf Grund des sehr knappen Zeitfensters war es ummöglich nach Feststellung der reellen Raummasse und Bedingungen des (Rest-)Bestands einen Tischler kalkulieren zu lassen, eine Werksplanung anzufertigen und dann vormontierte Bauteile just in time einzubauen. Und wenn doch dann würde das immer zu Lasten der Passgenauigkeit gehen bzw. sehr große Schattenfugen erzeugen.

All diesen Bauteilen liegt eine Entwurfsplanung und eine Hand voll Leitdetails zugrunde. Alles weitere ist dann direkt vor Ort aus den Bedingungen der Baustelle entstanden. In dieser Weise haben Erfahrung und Intuition, aber auch Spass und Improvisation einen sehr großen Einfluss auf das fertige Ergebnis.

Flexibilität

Auch wenn der Grundriss exakt auf die Bedürfnisse der Bauherrin zugeschnitten ist (Singlehaushalt/ Wohnen und Arbeiten in einer Einheit) ist der gebaute Zustand für viele Lebensentwürfe nutzbar. Genauso gut wäre die Wohnung für ein Paar nutzbar, das Arbeitszimmer könnte ebenso als Wohnzimmer genutzt werden. Selbst eine kleine Familie mit einem Kind würde hier angemessen Platz finden.

Im Badezimmer befindet sich eine Schranknische. In diesem Schrank steht jetzt auch die Waschmaschine. Die Nische ist so bemessen, das man alternativ auch eine Badewanne einbauen könnte – die entsprechenden Anschlüsse sind vorgesehen.

Schlagworte

Dachgeschoss, Umbau, Wintergarten, Sanierung, Estrichboden, raumbildende Möbel, TECTA, Licht, Andree Weissert

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