Nominiert für die Shortlist der Jury 2014
Wohnbau in Braunschweig
38108 Braunschweig, An der Tannenriede 10
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Nieberg Architect, atelieraxelnieberg
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
An der Tannenriede 10, 38108 Braunschweig, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
04.2013
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
1-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
2.387 m³
Bruttogrundfläche
452 m²
Nutzfläche
126 m²
Wohnfläche
331 m²
Grundstücksgröße
1.912 m²
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Im gesamten Entwurf wurde der Einsatz von natürlichen Materialien, die Patina annehmen sollen, gewünscht. Der hannoversche Architekt Axel Nieberg orientiert sich hierbei an der japanischen Wabi-Lehre. Sie geht davon aus, dass Materialien mit dem Gebrauch und ihrer Nutzung in ihrer Schönheit steigen. Wabisabi stammt aus dem japanischen Kulturkreis und beschäftigt sich mit einer ganz individuellen Art von fernöstlicher Schönheit, die sich durch Natürlichkeit und den Verzicht auf äußeren Luxus zugunsten innerer Werte auszeichnet. Es geht dabei um das Unvollkommene, Eigenständige, das in Würde altern darf.
Der Ort
„Der Blick und die Lage waren ausschlaggebend“, so der Bauherr, „und darüber hinaus ist meine Frau eine Straße weiter aufgewachsen“. Das 1912 m² große und nach hinten leicht abfallende Grundstück grenzt direkt an das unverbaute Landschaftsschutzgebiet des Ortsteils Querum in Braunschweig. Wenn die Familie im Sommer abends auf eine ihrer Terrassen sitzt und dem Rauschen der Bäume zuhört, spüren sie die Natur ganz nah bei sich.
Die Anforderung
„Minimalistisch, aber atmosphärisch und beruhigend sowie genügend Raum für vier Personen“ – so stellten sich die Bauherren ihr neues Zuhause vor. Nach der Ausarbeitung verschiedener Varianten entschieden sich die Bauherren für eine L-förmige, offene Gebäudeausrichtung zum Landschaftsschutzgebiet. Das 450 m² große Einfamilienhaus nimmt sich zur Straßenseite zurück und weist eine sehr ruhige Ausstrahlung auf. Der Vorbereich ist einfach und zurückhaltend gestaltet. Der
L-förmige Gebäudekubus bildet eine offene Hofsituation, die ein Pool als zentrales Element beinhaltet. Die Gebäudeausrichtung orientiert sich nach dem Sonnenverlauf. Der architektonische Ausdruck nimmt einen starken Bezug auf die angrenzende Landschaft. Dem Landschaftsschutzgebiet wird deutlich mehr Priorität zugestanden, als den umliegenden Wohnhäusern.
Die Materialien
Bei dem Gebäude wurde mit handwerklich robusten Materialien gearbeitet, die außen wie innen zur Geltung kommen. Der Sichtbeton mit seiner klassischen Ausformung in einfacher Rauspundschalung sorgt für eine beruhigende, aber gleichzeitig kraftvolle Wirkung. Er setzt damit einen interessanten Kontrapunkt zu der Umgebung. In einer sehr warmen und beruhigenden Ausstrahlung wirkt er ähnlich der eines Sandsteins. Dafür wurde hier ein besonderer Beton in hellbeiger Farbe entwickelt. Die Farbigkeit wurde dabei nur über die Auswahl der Zuschlagsstoffe mittels zahlreicher Betonproben erzielt.
Durch die Bäume des angrenzenden Landschaftschutzgebietes wird eine natürliche Verschmutzung eintreten. Das Fassadenmaterial besitzt eine Ausdrucksstärke, die dieser natürlichen Verschmutzung widersteht. Im Innenbereich sind alle Außenwände und Decken ebenfalls in dem rauhen Sichtbeton ausgeführt. Die eingestellten Ziegelwände sind mit Kalkzementputz versehen und mattweiß gestrichen. Durch die sandige Körnung des Kalkzementputzes wird das Licht an den Innenwänden samtig gebrochen.
Die Fußböden in den Wohn- und Schlafbereichen sind mit raumlangen Massivholzdielen aus Douglasie ausgelegt. Diese sind nach skandinavischer Art weiß geseift. In den Nass- und Abstellbereichen wurden dunkle kontrastierende erdfarbene Feinsteinzeugfliesen verlegt.
Beschreibung der Besonderheiten
Der Eingangsbereich gliedert sich in eine äußere und innere Zone. Ein Atrium dient als vorgelagerter Raum des Ankommens. Von der Straße wird das Atrium über einen klar definierten Schlitz makiert, der zusätzlich mit einer ausladenden Betonzuwegung gekennzeichnet ist. Das Atrium dient somit als klassisches Dielenmotiv, welches in den Außenbereich verlagert wurde.
Das Erdgeschoß ist als klassische Wohnebene ausgebildet. Fließende Raumübergänge ermöglichen vielseitige Blickbeziehungen. Alle Bereiche besitzen durch die großflächigen Verglasungen einen direkten Außenraumbezug. Die Übereckverglasungen verstärken den großzügigen Charakter und ermöglichen interessante Blickbeziehungen der Innenräume untereinander.
Eine Sichtbetontreppe mit flankierender Beleuchtung führt in das Obergeschoß, wo die Schlafräume und Bäder für die Familie angeordnet sind. Die Galerie dient mit ihrem raumgreifenden Schreibtisch als zusätzlicher Arbeitsplatz für die Kinder. Dem Obergeschoß ist umlaufend eine Loggia angegliedert, die mit ihren auskragenden Betonplatten einen konstruktiven Sonnenschutz bilden. Zusätzlich dient eine großzügige Dachterrasse als Sonnenplatz in den Abendstunden.
Im Kellergeschoß sind die zusätzlichen Abstellräume und die Technik untergebracht. Der Keller wurde als ‘weiße Wanne’ mit zusätzlicher Bitumenabdichtung ausgeführt.
Die Möbelplanung
Alle festen Möbel wurden von einem Tischler für dieses Bauvorhaben gefertigt. Die weißen Schränke werden mit ‘Push-To-Open’ – Beschlägen ohne Griffe bedient und fügen sich so unauffällig in die vorgesehenen Nischen ein. Ebenfalls die Regale in der Diele und im Arbeitsraum sowie der Esstisch, der lange Schreibtisch auf der Galerie und die gesamte Küche mit Tresen und Barhockern sind Entwürfe des Architekten. Die Küchenmöbel wurden aus massiver Douglasie gefertigt und, kontrastierend zum weiss geseiften Boden, dunkelbraun gebeizt. Der Schreibtisch auf der Galerie wurde wie die Bodendielen einheitlich mit weißer Seife behandelt um hier einen einheitlichen Charakter zu schaffen.
Die Außenraumplanung
Die Gestaltung der Außenräume folgt der Idee des Gebäudes. Die Flächen zur Straße wurden mit einem anthrazitfarbenen Basaltsplitt ausgeführt und nehmen sich in ihrer Wirkung zurück. Die Reihe aus japanischen Kirschen bildet im Mai einen interessanten rosafarbenen Akzent vor der rauhen Sichtbetonfassade. Der strauchartige Ahorn neben dem Eingangsschlitz sowie im Atrium bilden im Herbst einen feuerroten Farbakzent. Die mehrstämmige Felsenbirne im Terrassenbereich stellt durch ihre Feingliederigkeit ein filigranes Gegenspiel zu den ruhenden Betonfassaden dar und erzeugt eine spielerische Schattenbildung auf den Fassaden. Die Abgrenzung zu den Nachbargrundstücken bilden Weißbuchenhecken und verhindern eine direkte Einsicht. Der Bereich zum Landschaft-schutzgebiet ist mit einer großzügigen Rasenfläche gestaltet und bildet so den Vordergrund zu den hohen Bestands-bäumen.
Die Lichtplanung
Der Grundgedanke für die Lichtplanung ist die Herausarbeitung der natürlichen Materialien und die Erzeugung von atmosphärischen Räumen. Die Beleuchtung unterstützt die Raumwirkungen durch eine akzentuierende Beleuchtung und erzeugt so einen interessanten Wechsel von hellen und dunklen Flächen. Um eine warme Lichtfarbe zu erzeugen, wurden alle Leuchten mit Dimmern ausgerüstet. Die Deckeneinbauleuchten wurden in die Sichtbetondecken eingelassen und durch eine Zurücksetzung eine erhöhte Entblendung erreicht. Als Grundbeleuchtung sind effiziente Halogen-leuchtmittel verwendet. Die linienförmigen Außenleuchten sind als LED-Lichtleisten zusätzlich mit Farbfiltern ausgestattet, um auch hier eine warme Lichtfarbe zu generieren.
Auszeichnungen
HÄUSER Award 2013, Die besten 50 Einfamilienhäuser
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Gas
Sekundärenergie
Solarthermie
Energetische Kennwerte
Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")
46,00 kWh/(m²a)
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