Architekturobjekt 37 von 108

Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2020: Teilnehmer


Wohnen in der Speicherstadt

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: HafenCity Universität Hamburg, Architektur, Lina-Marie Bienmüller

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: HafenCity Universität Hamburg, Architektur, Lina-Marie Bienmüller

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Verwendete Produkte

fermacell

Gipsfaser-Trockenestrich

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Sonstige

Anzahl der Vollgeschosse

6- bis 10-geschossig

Beschreibung

Objektbeschreibung

Kultur und Tradition. Wenn man an die Zukunft der Speicherstadt denkt, möchte man keinen kompletten strukturellen und atmosphärischen Wandel des Ortes vor Augen haben. Ein einzelner Brook soll weiter im Zusammenhang mit dem gesamten Block stehen und den Ausdruck seiner traditionelle Aufgabe des Verbindens von Fleet und Land und dem Speichern von Masse beibehalten. Das Erhalten der Zugänglichkeit der Handelseinheiten in den Erdgeschossen wahrt die Authentizität und das ursprüngliche Nutzerprofil des Ortes. 

Die Gebäudezonierung. Neben dem Ziel, die bestehenden Erdgeschossnutzungen zu erhalten, bietet sich im Speicherabschnitt aus konstruktiver Sicht, durch eine massive Stahlbetondecke über dem Erdgeschoss, eine Nutzung des 1. - 4. Obergeschosses für das Wohnen an. Die ursprüngliche Durchladeidee des Speichers wird in den durchgesteckten Wohneinheiten aufgenommen. Das Durchwohnen verbindet Fleet- und Landseite und zwei immer gegenüberliegende Fassadenöffnungen. Indem „das Neue“ von der Fassade abgerückt wird, entstehen zum einen klimatisch genutzte, dem Wohnraum zuschaltbare bzw. für die Erschließung vorgesehene, Zwischenzonen und zum anderen wird der Bestand im Inneren inszeniert. Die Wohneinheiten messen 10,35m x ca. 3,50m und sind als Maisonettetypen ausgebildet. Neben einer Treppe verbindet der zuschaltbare 3,45m tiefe Zwischenraum an der Südfassade als zweigeschossige Vertikale die horizontalen Ebenen. Jede Wohneinheit wird in drei 3,45m tiefe Felder und ein zusätzlich genauso tiefer Schwellenraum eingeteilt und von einer 90cm tiefen Wand bedient. Diese wird mit vorgefertigten, frei anzuordnenden Modulen individuell und austauschbar bestückt. Die Wand speichert in vorgefertigten, frei anzuordnenden Modulen die individuellen bedienenden Nutzungen und Anforderungen an den Raum. 

(R)Ausbau. Wenige reversible Eingriffe in die Substanz werden im Tausch mit gesteigerten Belichtungs- und Raumqualitäten abgewogen. In jedem zweiten Wohngeschoss wird die Dielen- und erste Balkenlage in den klimatischen Zwischenzonen entnommen, verbleibend ist der Stahlunterzug in dem zweigeschossigen Luftraum. Die entnommenen Bauteile werden im sechsten nicht ausgebauten Geschoss gespeichert und verlassen somit nicht den Brook. Zusätzlich wird zur Herstellung der Maisonetteinheiten ein weiterer Teil der Zwischendecke für das Treppenloch entnommen und mit einem zusätzlichen Unterzug versehen. Alle Eingriffe in den Bestand beziehen sich nicht auf die äußere Erscheinung des Speichers und erhalten die ursprüngliche Wahrnehmung. Die Änderungen erlangen eine Allgemeingültigkeit für jegliche Art von Nutzung, denn die größte Herausforderungen an den Böden, ist diese in qualitativ hochwertige einzelne Einheiten abzutrennen, und eine ausreichende Belichtung in den teils sehr tiefen Einheiten herzustellen. 

(R)Einbau.  Neben Bestandschutz stehen an nächster Stelle Brand- und Schallschutz. Boden- Decken und Wandaufbauten legen sich in elementierten Bauteilen um den Bestand. Die Nutzung von kleinteiligen Elementen kann mit den Unregelmäßigkeiten des Bestehenden umgehen und führt zu einem schnellen, sauberen, trockenen Bauprozess. Die Anforderungen zum Ausbau kleinerer Einheiten an das Bestandsgebäude werden rein durch reversible Einbauten und Aufbauten erfüllt, somit ist ein vollständiger Rückbau gewährleistet. Alt und neu treffen konstruktiv nur an thermisch unbedenklichen Stellen aufeinander und vermeiden somit die Bildung von Tauwasser und Schimmel. Der Einbau von kompakten Bausatzmodulen je Bauschritt erfolgt über die bestehende vertikale Logistik  der Luken. Auf festgelegte Bausatzmodulen, wie Bodendeckung / Deckenverkleidung / Wohnungstrennwand / Faltfassade / Schächte / Versorgungsleitungen folgen die individuell zusammenstellbaren und austauschbaren Module. 

Zukunft.  Der beste Schutz des Denkmals ist dessen Nutzung. Das Projekt zielt darauf ab mit einem einmaligen, aber dennoch flexiblen, Eingriff in den Bestand eine Grundlage zu schaffen, die eine langfristige Nutzung des Denkmals garantiert. Zukünftige Nutzer können das vorgefundene adaptieren, verändern und anpassen und gleichzeitig die Authentizität und Charakteristik bewahren. Zudem ist es für zukünftige Nutzung interessant, weitere Qualitäten und Potenziale, wie beispielsweise eine hohe Deckenbelastbarkeit oder  die Nutzung der außen liegenden Kräne als Eigenschaft der Nutzung zu adaptieren.  

Beschreibung der Besonderheiten

Wohnen.  Durch die individuelle Nutzung des Wohnraums entsteht dessen persönliche Aneignung. Der Bewohner tritt dafür in eine Interaktion mit den gewählten Modulen, der den Raum bedienenden Wand. Durch klappen, falten, drücken, schieben oder ziehen werden die Wandelemente aktiviert und bespielen den Wohnraum oder können sich genauso zurücknehmen. Die Dynamik der Wand stehen im direkten Diskurs mit der Dynamik des Raums. Eine Maximierung der Masse im Raum ist genauso möglich wie dessen komplette Leere. Der Bewohner kann durch das Verschieben von Wänden bis zu vier hintereinander geschaltete Raumeinheiten erstellen oder die volle Fläche als Korridor nutzen. Um eine (langfristige) Tauglichkeit für die Gesamtheit der verschiedenen Nutzertypologien zu gewähren, sind die Materialien der den Raum rahmenden Bauteile zurückhaltend gewählt: Linoleum als Bodenbelag, linoleumbeschichtete Sperrholzmodule in der bedienenden Wand.

Zwischenraum.  Die durch das Abrücken von den Bestandsfassaden entstehenden halböffentlichen Zwischenräume sind elementarer Bestandteil jeder Wohneinheit, sie können vom Nutzer dem Innenraum situativ abgetrennt und zugeschaltet werden. An der Nordfassade dient die Zone der Erschließung und liegt dabei durch eine zusätzliche Tür bis zum Straßenraum privater. Den Schwellenraum an der Südfassade eignen sich die Nutzer je nach Bedürfnis als weiteren Layer aktiv an: Wohnraum, Balkon, Essplatz, Fitnesszone oder Freiraum. Der Raum dient als halböffentliche Kontaktzone zu den Nachbarn kann aber durch in der Wand integrierte Trennelemente privatisiert werden. 

Schlagworte

Modularbau, Speicherstadt, Bauen im Bestand, Denkmalschutz, Weltkulturerbe, Wohnwand, Maisonettewohnung

Objektdetails

Gebäudespezifische Merkmale

Anzahl Wohneinheiten

14

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