Architekturobjekte
Nominiert für die Shortlist der Jury 2016
Wohnen und Arbeiten in der Torfremise – Bauen mit Holz und Lehm im Lebenszyklus
83135 Schechen, Bahnhofstraße 3
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: ZRS Architekten GvA mbH
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: ZRS Architekten GvA mbH
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Bahnhofstraße 3, 83135 Schechen, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Umbau
Fertigstellungstermin
04.2015
Zeichnungen und Unterlagen
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
1-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttorauminhalt
2.984 m³
Bruttogrundfläche
698 m²
Nutzfläche
488 m²
Wohnfläche
259 m²
Grundstücksgröße
1.420 m²
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Die Bauherren haben die historische Torfremise in Kolbermoor rückgebaut und somit den geplanten Abbruch und Verlust des Gebäudes verhindert. Am neuen Standort in Schechen bildet die ehemalige Torfremise mit dem Bahnhof und seinem ehemaligen Nebengebäude ein Ensemble und fügt sich harmonisch und selbstverständlich in das Umfeld des benachbarten Bahnhofes ein. Das Projekt nutzt eine Brachfläche im Dorfbereich, verdichtet somit die bestehende Siedlung und beugt der Zersiedlung der Landschaft vor. Das als „Mischgebiet“ ausgewiesene Areal ermöglicht die Verbindung von Wohnen und Arbeiten an einem Standort.
Aufgabe / Konzept
Die Aufgabenstellung sah die Wiedererrichtung des historischen Holzgebäudes und die Integration eines Wohnhauses sowie einer Korbflechterwerkstatt der Bauherren vor. Ziel war, die zu ergänzenden Bauteile aus den traditionellen Baustoffen Holz und Lehm in diffusionsoffener Bauweise zu errichten und so auf eine Lüftungsanlage zu verzichten. Das Niedrigstenergiehaus (EnEV –30%) sollte regenerativ betrieben werden.
Entwurf
Das Entwurfskonzept wurde gemeinsam mit den Bauherren entwickelt und das Projekt im Selbstbau umgesetzt. Die Remise wurde an der westlichen Längsseite des Grundstücks entlang der Ahornallee bzw. der Bahnhofstraße angeordnet und schafft so nach Osten ein gut belichtetes Grundstück.
Das neu zu integrierende Wohn- und Werkstatthaus ist von den tragenden Achsen der Remise versetzt und ermöglicht so den weitgehenden Erhalt und die Lesbarkeit der historischen Tragstruktur. Dies wird vorrangig über die freistehenden Stützen und Kopfbänder sichtbar. Auf der Süd- und Westseite ergibt sich so ein Zwischenraum, der die Dimensionen des historischen Gebäudes in Längs- und Querrichtung erlebbar macht. Dieser ist als Innenraum der Remise geprägt von Schattenspiel und Transparenz der äußeren auf Abstand gesetzten vertikalen Lattung. Nach Osten schiebt sich die weiß verputzte Außenwand vor die historische Konstruktion und wird mit ihren großen Öffnungen zum Garten hin klar ablesbar. An die im Norden liegende Werkstatt schließt sich ein Lagerbereich für Weiden und andere Flechtmaterialien an, der die historische Nutzungsform fortsetzt. Großzügige Verglasungen öffnen die Grundrisse in Richtung der historischen Toröffnungen der Remise. Die Grundrisse im Erdgeschoss orientieren sich zudem mit großen bodentiefen Öffnungen nach Osten und sind über eine Terrasse mit dem Garten verbunden. Das historische Tragwerk aus Stützen, Kopfbändern und Deckenbalken prägt den 4,20 m hohen Innenraum des Erdgeschosses. In unterschiedlichen Formen eingehängte Zwischenebenen ermöglichen zusätzliche Nutzungen.
Das Obergeschoss des Wohnbereichs lässt sich als Einliegerwohnung abtrennen und wird über eine breite Außentreppe im südlichen Umgang erschlossen. Dies ergibt zusätzliche Flexibilität in der Nutzbarkeit. Der zentrale Wohnbereich orientiert sich über eine große Verglasung nach Süden und wird zudem über eine Firstverglasung belichtet. Die eingestellten Volumina der Zimmer und des Bades orientieren sich an der Höhe der Mittelpfette und sind über Dachflächenfenster bzw. horizontale Verglasungen zur Firstverglasung belichtet. So ergibt sich eine Belichtung die den Tages- und Jahresverlauf widerspiegelt. Alle Bäder sind außenliegend und werden natürlich belüftet und belichtet.
Bauweise und Materialität
Die Gebäudestruktur der Torfremise wurde originalgetreu wieder aufgebaut und beschädigte Bauteile unter Einsatz traditioneller Holzverbindungen ergänzt. Lediglich die Gründungssituation wurde durch die Anordnung einer Bodenplatte an die neuen Nutzungsanforderungen angepasst.
In die historische Struktur wurden der Wohnbereich und die Werkstatt als beheiztes Volumen eingefügt. Die raumabschließenden, hochgedämmten Bauteile wurden mit den CO2-neutralen Baustoffen Holz, Holzfaser-Dämmung und Lehm ausgeführt. Die diffusionsoffene Bauweise im Zusammenspiel mit den sorptionsfähigen Lehmputz-Oberflächen sorgen für eine natürliche Regulierung des Raumklimas. So kann trotz höchstem energetischen Standard und luftdichter Ausführung der Gebäudehülle auf eine Lüftungsanlage verzichtet werden. Die Wärmeerzeugung erfolgt regenerativ über eine zentrale Stückholzheizung und einen thermischen Solarkollektor.
Weiße Lehmedelputze und geseifte Tannenböden prägen den Innenraum. Das historische Tragwerk wurde geölt und setzt sich von dem ansonsten weißen Innenraum ab. Aufgrund des Schutzes der Außenwände über große Dachüberstände und den Versatz zur historischen Lattenfassade wurde der Einsatz von Lehmedelputz auch auf der Außenseite der Wände möglich. Der Neubau setzt sich somit weiß von der historischen Holzremise ab.
Beschreibung der Besonderheiten
Die Torfremise ist ein Musterbeispiel, wie über die integrierte Gebäudekonzeption, die Wahl der Materialien und eine reversible Konstruktion, Gebäude im Lebenszyklus Ressourcen schonen können.
Schlagworte
Energetische Kennwerte
Energiestandard
Energetische Kennwerte
Primärenergie
Holz
Sekundärenergie
Solarthermie
Energetische Kennwerte
Primärenergiebedarf ("Gesamtenergieeffizienz")
21,30 kWh/(m²a)
Heizenergieverbrauchswert
37,67 kWh/(m²a)
Stromverbrauchswert
2,70 kWh/(m²a)
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Wohneinheiten
2
Das Objekt im Internet
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