Architekturobjekt 173 von 318

Architekturobjekte


Wohnhaus in Gonderange/Luxemburg

Mit freundlicher Unterstützung von RHEINZINK

Außenansicht - Wohnhaus in Gonderange/Luxemburg

© Cornelia Suhan

Die optisch reduzierte Traufausbildung und die offenen Grate ohne Verfalzung tragen maßgeblich zum klaren senkrechten Linienbild bei. - Wohnhaus in Gonderange/Luxemburg

© Cornelia Suhan

Außenansicht - Wohnhaus in Gonderange/Luxemburg

© Cornelia Suhan

Außenansicht - Wohnhaus in Gonderange/Luxemburg

© Cornelia Suhan

Mit freundlicher Unterstützung von RHEINZINK

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Gonderange, Luxemburg

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Neubau

Fertigstellungstermin

01.2017

Projektbeteiligte Firmen und Personen

Architekt/Planer

VALENTINY hvp architects

19, rue des prés

5441 Remerschen

Luxemburg

Tel. +352 23 60 70 1

office@hvp.lu

Bauleistung: Dachdeckung, Dachabdichtung

Theo Kalbfuss GmbH

Hauptstr. 9

54570 Deudesfeld

Deutschland

Tel. 06599/961030

Bauleistung: Fassade

ANNEN plus S.A

5 Um Groestaen

6850 Manternach

Luxemburg

Tel. +352 26 78 95 5

info@annen.eu

Beschreibung

Objektbeschreibung

Konsequent senkrechte Linien in ebenso konsequent ungleichmäßigen Abständen prägen die Titanzink-Bekleidung des Wohnhauses, das eine traditionelle Bauform durch die Homogenität von Dach und Fassade auf überraschend andere Art interpretiert. Bei genauerer Betrachtung erschließen sich wichtige architektonische und handwerkliche Details, etwa an der Traufe und den Graten oder bei der Fassadenaufteilung.

In der luxemburgischen Gemeinde Gonderange haben Valentiny HVP Architects aus Remerschen ein privates Wohnhaus errichtet, das die klassische Form des Pyramidendachs über einem quadratischen Grundriss sehr ungewöhnlich und individuell interpretiert. „Die Rahmenbedingungen für den Entwurf setzte neben dem Raumprogramm des Bauherrn und der ausgeprägten Hanglage des Grundstücks ein örtliches Baureglement mit bestimmten Vorgaben für die Kubatur und Gebäudeform“, erklärt der verantwortliche Architekt Sven Kahl. „Mit dem quadratischen Grundriss auf 12 × 12 m und dem relativ steilen, etwa 50° geneigten Dach haben wir den zulässigen Raum maximal ausnutzen können. Um das Volumen jedoch in seiner optischen Wirkung zu reduzieren und gleichzeitig den geschlossenen monolithischen Charakter des Baukörpers zu betonen, wollten wir eine senkrechte Orientierung in der Gebäudehülle, die sich zudem in gleicher Materialität in der Fassade und im Dach wiederfinden sollte.“

Titanzink kann diese Doppelfunktion als (Dach-)Deckung und (Fassaden-)Bekleidung fachgerecht, ästhetisch überzeugend und vor allem sehr dauerhaft erfüllen. Die Wahl fiel deshalb auf RHEINZINK-prePATINA schiefergrau, das mit seinen markanten Winkelstehfalzen heute wie ein großer Faltenwurf über dem gesamten Baukörper wirkt. Bei dieser Oberfläche wird mit einem besonderen Verfahren die wahlweise blaugraue oder schiefergraue Farbe der Patina bereits im Werk hervorgebracht. Für das menschliche Auge kaum wahrnehmbar, bildet sich durch atmosphärische Einflüsse mit der Zeit eine das Produkt zuverlässig schützende natürliche Patina.

Den schiefergrauen Grundton des Dachs und großer Teile der Fassade kontrastierten Valentiny Architekten mit einer bronzefarbenen Aluminiumbekleidung für das Garagentor und die Eingangssituation auf der Bergseite, die durch ihren Rückversatz wie aus dem Volumen herausgefräst erscheinen.

Falzlinien im gleichmäßigen Achsraster
Durch die Hanglage wird das Gebäude im oberen Vollgeschoss betreten, wo sich als Verteilungsebene eine Galerie mit Garderobe befindet. Über eine Treppe gelangt man in den unteren, über zwei Etagen offenen Wohnbereich auf der Talseite. Im Obergeschoss und damit bereits in der Dachschräge befinden sich drei Schlafzimmer, zwei Badezimmer und ein Büro.

Der Hintergrund einer prägenden Gestaltungsidee für die Fassade erschließt sich erst bei genauerem Hinsehen: Die Titanzink-Schare wurden in verschiedenen Breiten ausgeführt, wobei auf den ersten Blick kein System oder wiederkehrender Rhythmus zu erkennen ist. Tatsächlich folgen die Teilung und das Verlegebild aber einer genau geplanten Systematik, die im Kontext mit den Positionen und Maßen der Fenster steht.

„Wir haben jede Gebäudeseite in der Breite mit neun Achsen in immer gleichem Abstand geteilt und die Fenster stets exakt zwischen den Achsen angeordnet“, beschreibt Sven Kahl die Gliederung der Fassade. „Im über zwei Etagen offenen Wohnbereich nimmt die Teilung der Pfosten-Riegel-Fassade diesen Rhythmus auf. Im Geschoss darüber ordnen sich die Fenster mit ihrer markanten Position an der Traufe in dieses Raster ein. Auch die Scharaufteilung orientiert sich an den Achsen, sodass jedes Fenster seitlich exakt mit einer Falzlinie abschließt, die damit ohne jede Unterbrechung vom Dach bis zum Fußpunkt der Fassade verlaufen.“

Teil dieser architektonischen Idee der senkrechten Linien ist die optisch sehr reduzierte, faktisch nur als Winkel in Erscheinung tretende Traufe. Die Deckung ist hier regensicher verfalzt, sodass Niederschlagswasser vom Dach direkt auf die Fassade fließen kann und erst an deren Fußpunkt in einer Erdrinne gesammelt wird. Auf eine optisch auffällige Traufrinne konnte dadurch ebenso verzichtet werden wie auf Belüftungsöffnungen: Die Hinterlüftungsebene der Fassade ist mit der des Dachs verbunden, sodass die Luft ungehindert vom Fußpunkt des Gebäudes bis zu den Entlüftungsöffnungen kurz unter der Dachspitze strömen kann.

Vier verschiedene Breiten ohne Verschnitt
Dach und Fassade des Wohnhauses in Gonderange bilden nicht nur in der Ansicht ein homogenes Erscheinungsbild, sie sind auch konstruktiv gleich aufgebaut. So reicht der Rohbaukörper aus Stahlbeton etwa bis zur Höhe der Entlüftungsschlitze ins Dach. Nur die Spitze selbst ist eine Holzkonstruktion. Auf dem Beton befinden sich die Dampfsperre sowie eine Unterkonstruktion aus Konstruktionsvollholz, die zwischen den Balken mit 2 x 100 mm Mineralwolle gedämmt ist. Den Abschluss bildet eine vollflächige Lage aus 35 mm Holzfaserdämmung.

Ab hier übernahm die auf Metallbedachungen spezialisierte Kalbfuss GmbH den weiteren Aufbau. „Wir führen sämtliche Dach- und Fassadenarbeiten mit Metall aus, von der Mauerabdeckung und Dachentwässerung bis zur kompletten Gebäudehülle in Stehfalztechnik“, beschreibt Spenglermeister Thorsten Beckert das Familienunternehmen aus Deudesfeld/Rheinland-Pfalz, das er in dritter Generation führt. „Projekte wie dieses sind dabei immer einen spannende Herausforderung, weil sie zeigen, was wir Spengler und was Titanzink alles leisten können. In diesem Fall ging es zum Beispiel um einen verschnittoptimierten Zuschnitt der unterschiedlichen Scharbreiten. Wir haben 600 und 670 mm breite Bänder von RHEINZINK verwendet und daraus durch geschickte Aufteilung praktisch ohne jeden Verlust die vier verwendeten Breiten mit Achsmaßen von 155, 220, 355 und 520 mm gefertigt.“

Auf dem Dach und an den Wänden hatten Thorsten Beckerts Mitarbeiter die Verlegung mit einer diffusionsoffene Unterdeckbahn, der Konterlattung sowie einer sägerauhen Vollschalung vorbereitet. Die maximale Scharlänge betrug 8 m, die auf dem Dach die Distanz von der Traufe bis zur Entlüftung ohne Querstoß deckt. An der Fassade wurde mit bis zu 7,50 m langen Scharen gearbeitet, sodass auch hier im Sinne einer klaren, ungestörten Architektur komplett auf Stöße innerhalb der Bahnen verzichtet werden konnte.

Präzision mit klaren Linien
Thorsten Beckert weist noch auf eine andere Besonderheit hin: „Während bei konventionellen Metalldeckungen oft die Traufen offen und die Grate verfalzt sind, ist es hier gerade umgekehrt. Um das Regenwasser abzuleiten, haben wir unter den offenen Graten eine vertiefte Rinne aus Titanzink verlegt und unterseitig mit dem Dach verfalzt. Dadurch fehlt der sonst typische Falz oben auf dem Grat und die senkrechten Falzlinien treten klarer hervor. Mit ihrer materialgleichen Ausführung in RHEINZINK-prePATINA schiefergrau ist die innen liegende Rinne praktisch nicht von außen zu erkennen.“

Diese Details zeigen noch einmal anschaulich die gestalterische und handwerkliche Sorgfalt, mit der das Wohnhaus in Gonderange geplant und ausgeführt wurde. Wie schon bei der optisch reduzierten Traufe, der Achsaufteilung oder den nicht vorhandenen Querteilungen liegt die Qualität des Entwurfs gerade in den Details, die es nicht gibt oder die man doch auf Anhieb nicht bemerkt. Auf den ersten Blick wahrnehmbar ist hingegen die präzise, durch ein klares Linienbild unterstrichene Architektur, deren in sich geschlossener und monolithischer Charakter vom Titanzink sowohl für das Dach als auch die Fassaden maßgeblich bestimmt wird.

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