Architekturobjekte
Nominiert für die Shortlist der Jury 2024 - Nachwuchsarbeiten
Wooden Lab | Forschungseinrichtung in mehrgeschossiger Holzbauweise
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: RWTH Aachen, Architektur, Alexandra Bertsch
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: RWTH Aachen, Architektur, Alexandra Bertsch
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Schweiz
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
08.2023
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Bauweise
Holzhybridbau
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
11- bis 20-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttogrundfläche
20.664 m²
Nutzfläche
12.440 m²
Verkehrsfläche
3.670 m²
Grundstücksgröße
3.259 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
Das Konstrukt eines Gebäudes muss Unterschiedlichstes leisten: Nutzung und Funktion müssen gegeben sein, Atmosphären geschaffen sowie der Einfluss auf Umwelt, Gesellschaft und Mensch berücksichtigt und bewusst formuliert werden. Ein gestalterisches Gleichgewicht ist dabei ausschlaggebend. Außerdem beinhaltet die Architektur einen wichtigen zeitlichen Aspekt: Sie muss voraus denken, in der Gegenwart nutzbar sein und gleichzeitig auf lokale Gegebenheiten und Historien Rücksicht nehmen.
AUFGABE:
Der Entwurf "Wooden Lab" soll als Impuls dienen und dieses Gleichgewicht abbilden:
Erkenntnisse und neue Anforderungen sollen mit einer zukunftsfähigen Anpassbarkeit kombiniert werden. Die Berücksichtigung von Materialien und Raum, Nutzung und Atmosphäre sowie Innovation und Technologie steht dabei im Fokus. In diesem Zuge soll der Entwurf mit dem expliziten Schwerpunkt des Holzbaus gestaltet und über die Nutzung mit innovativem Leben gefüllt werden. Anlass dieses Entwurfes ist zum einen der aktuelle Wandel des Bausektors sowie die damit zusammenhängende Diskussion zum Potenzial des Holzbaus.
Das Projekt „Wooden Lab“ steht für Forschung und Innovation und soll als Zentrum in diesem Bereich Impulse für die Gestaltung von Morgen bieten.
STANDORT:
Verortet wird das Gebäude im Kanton Basel-Stadt in der Schweiz, unmittelbar am Dreiländereck zu Deutschland und Frankreich. Dort entsteht im Zuge der Entwicklung "Klybeck-/Westquai" direkt am Rhein ein neues Quartier, in welchem die Thematiken von Forschung, Innovation und Weiterdenken bereits angedacht sind. Trinationale Gestaltungsaspekte wie insbesondere die Verbindungsachsen am Rhein sowie nachbarschaftliche Konzepte werden sowohl in der Quartiersentwicklung wie auch in der Gebäudegestaltung berücksichtigt.
Städtebaulich fügt sich die Forschungseinrichtung als Hochpunkt und rahmender Abschluss des neuen Gleisparks im nordwestlichen Teil Basels ein. Die direkte Nähe zum Hafenbetrieb und zur Historie des Ortes wird über die metallische Fassade und Farbgebung wieder aufgegriffen.
ENTWURFSSTRATEGIE - INNOVATIONSFÖRDERNDE UMGEBUNG:
Im Sockelbereich des Wooden Labs befinden sich Austauschflächen, um die Kommunikation von Gesellschaft und Forschung niederschwellig zu ermöglichen. Dieser Bereich ist von außen bereits in der Fassade ablesbar. Darüber befinden sich Forschungsflächen in Form von Laboren, Büros nach unterschiedlichen Konzepten, Meeting- und sogenannten Möglichkeitsräume. Insbesondere in letzteren werden Maßnahmen aus Konzepten wie dem Biophilic Design und der Neuroarchitektur umgesetzt und proaktive Innenraumgestaltungen generiert. Diese unterstützen durch diverse und reizvolle Umgebungen die Innovation und Kreativität der Nutzenden.
Der Holzbau befasst sich über seine Materialität bereits mit einigen dieser Handlungsfelder und Maßnahmen. Weitere Aspekte von gesundheits- und innovationsfördernden Räume werden implementieren, um das Potenziale des Holzbaus weiter auszunutzen.
MEHRGESCHOSSIGER HOLZBAU:
Das Wooden Lab bildet eine Forschungseinrichtung in mehrgeschossiger Holzbauweise ab. Dabei besteht das Primärtragwerk aus Holz. Der tragende und aussteifende Kern besteht aus einer vertikalen Kernstruktur und unterstützenden Fachwerkträgern. Über hölzerne Unterzüge wird das Kernsystem mit einem äußeren, umlaufenden Stützenring zu einem statischen System verbunden. Beton wird lediglich dort eingesetzt, wo Vorteile für Brand-, Schall- oder Feuchteschutz bestehen (Holzhybriddecken, Fundament). Im Fassadenaußenbereich wird aufgrund des Schweizer Baurechts sowie aus Gründen des Pflegeaufwands eine Metallverkleidung auf einer gekapselten Holzkonstruktion gewählt. Diese fügt sich in die historischen Hafenbauten ein, erfüllt die bau- und brandschutzrechtlichen Vorgaben und kann bereits zum aktuellen Zeitpunkt wieder gut recycelt werden.
Durch die Eigenschaften des Materials Holz wurde ein hoher Vorfertigungsgrad angestrebt und die entsprechenden Bauteile möglichst in trenn- und rückbaubaren Modulen entworfen.
Beschreibung der Besonderheiten
Wie bereits im Namen veranktert befasst sich das Projekt mit dem Entwurf eines Holzbaus. Dabei sticht dieser inbesondere hervor, da die Kernstruktur ohne den Einsatz von Beton für die Stabilität des Hochhauses sorgt. Durch ein ausgearbeites Tragwerkskonzept kann an einem Großteil der Bauteile auf Beton oder andere klimaschädliche Materialien verzichtet werden.
In der Gestaltung der Architektur und Innenräume wurden Konzepte des Biophilic Design und Neuroarchitektur berücksichtigt und über verschiedene Handlungsfelder, Maßnahmen oder Reize anregende, gebaute Umgebungen formuliert. Dies ist für die verschiedenen Phasen der Ideenfindung und Innovationsentwicklung wichtig und wirkt sich positiv auf die im Gebäude stattfindenden Prozesse aus.
Die Ausbildung des Gebäudes aus Holz und die Reduzierung von Beton spiegelt sich auch in der Ökobilanzierung des Wooden Lab wieder. Darüber hinaus sind Details und Bauteilverbindungen so gewählt und gestaltet, dass diese nicht nur rückbaubar, sondern wieder in einen geschlossenen Materialkreislauf zurückgeführt werden können.
Nachhaltigkeit
Das Materialkonzept verfolgt den primären Einsatz von Holz und weiteren nachwachsenden bzw. natürlichen Rohstoffen sowie eine Reduzierung von Stahlbeton und Metall.
Im Zuge des Projektes wurde eine Ökobilanz (A1-A3) berechnet, um die getroffenen Entscheidungen mit Zahlen zu belegen. Ergebnis dieser Berechnung ist eine klimapositive Bilanz, die durch die Kohlenstoffdioxid-Speicherung von Holz entsteht. Effektiv genutzt wird diese Eigenschaft nur durch die Berücksichtigung einer Kaskadennutzung von Holz(-bauteilen). Aus diesem Grund wurden die Bauteile des Wooden Labs so entworfen, dass sich diese sortenrein zerlegen und wieder in diesen Kreislauf einbringen lassen ohne zu große Qualitätssprünge zu machen. Erst durch längere und mehrere Nutzungsphasen entsteht der positive Effekt von Holz und ist auch in Hinblick auf Rohstoffknappheit von großer Bedeutung. Zudem wurde Holz in unterschiedlichen Qualitätsschritten eingesetzt, um ein breites Phasenspektrum abzudecken.
Auch beim Einsatz von anderen Materialien wurden Aspekte der Trennbarkeit, Rezyklierfähigkeit und der ökologischen Auswirkung berücksichtigt.
TECHNIKKONZEPT:
Das Technikkonzept des Wooden Labs umfasst eine extensive Begrünung des Daches zur Kühlung des Gebäudes und des Stadtklimas sowie ein etablierter Grauwasser-Kreislauf zur Ressourceneinsparung. Im Rahmen einer hybriden Lüftung wird eine natürliche Belüftung ermöglicht und eine rein künstliche Belüftung lediglich in Laboren eingesetzt. Das Wooden Lab nutzt die Laborabwärme in einer Kraft-Wärme-Rückkopplung.
Integriert im Scheibenzwischenraum befindet sich ein Sonnenschutz, der sowohl individuell wie auch technisch-optimiert gesteuert werden kann. Teile der Fassade wie auch das Dach sind PV aktiviert und decken einen Teil des Gebäudestromverbrauches. Die geothermische Anormalie im Bereich Basel wird ebenfalls im Technikkonzept berücksichtigt und mit einem BHKW ergänzt.
Auszeichnungen
1. Preis - Baunetz Campus Master, Sept./Okt. 2023
Schlagworte
Weitere Dokumente zum Objekt
Objektdetails
Das Objekt im Internet
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