Architekturobjekte
World Conference Center Bonn
53113 Bonn, Platz der Vereinten Nationen 2
Mit freundlicher Unterstützung von SAINT-GOBAIN RIGIPS
Mit freundlicher Unterstützung von SAINT-GOBAIN RIGIPS
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Platz der Vereinten Nationen 2, 53113 Bonn, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Neubau
Fertigstellungstermin
06.2015
Projektbeteiligte Firmen und Personen
Verwendete Produkte
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
Das während der Bauphase als „Bauteil A“ bezeichnete Hauptgebäude bildet zusammen mit dem ehemaligen Plenarsaal der Bundesregierung sowie dem historischen Wasserwerk am Ufer des Rheins die wesentlichen Elemente des World Conference Center Bonn – kurz WCCB. Betritt man das neue Hauptgebäude durch den Eingang am Platz der Vereinten Nationen, so gelangt man zunächst in das größtenteils glasüberdachte Foyer. Von hier aus erschließen sich der große Hauptsaal „New York“ mit einer Grundfläche von circa 2.600 m², der kleine Hauptsaal „Genf“ mit etwa 660 m² sowie die kleineren Konferenzräume „Nairobi“, „Wien“, „Bangkok“ und „Addis Abeba“. Alle Räume sind – zum Teil mehrfach – durch Trennwandsysteme teilbar und für unterschiedliche Tagungs- und Veranstaltungsformen nutzbar. Die raumakustische Planung übernahm das renommierte Akustikbüro Müller-BBM. Die von den Experten errechneten Sollnachhallzeiten lagen zwischen TSoll = 0,80 s in den kleineren Tagungsräumen und TSoll = 1,80 s im Foyerbereich.
„Die für das große Foyer angestrebte Nachhallzeit sollte vor allem durch raumakustisch wirksame Lochdeckenflächen erreicht werden“, erläutert Peter Fußhöller. „Diese konnten sowohl rund um das als ,Kristall’ bezeichnete Glasdach sowie unter den diversen Galerien und Emporen eingebaut werden. Insgesamt entstand so eine Fläche von mehr als 2.900 m².“ Umgesetzt wurden die Akustikdecken nach Rigips-System AD10RTA als Unterdecken mit höhenversetzter Metall-Unterkonstruktion. Die Grund- und Tragprofile (CD 60/27) wurden hierfür mittels Nonius-Abhängern zwischen 500 mm und 2.000 mm tief von den Stahlbetondecken abgehängt. Die Beplankung erfolgte mit „Rigitone 12/25“-Lochplatten.
Bestand rund um den „Kristall“ die Herausforderung vor allem darin, in einer Höhe von bis zu 13 m zu arbeiten, so galt es für das Ausbauteam von IBB unter den Emporen und Galerien unzählige Aussparungen und Öffnungen etwa für Lautsprecher und Leuchten sowie für vier große Rauchgasventilatoren mit fast 2.000 mm Durchmesser sauber zu integrieren. Gleichzeitig sollten die großen Deckenflächen durch technisch notwendige Schattenfugen optisch perfekt gegliedert werden. „Einige Emporenbereiche vor dem Saal ,New York’ besitzen einen gebogenen Grundriss, bei dem die Schattenfugen mit besonders viel Augenmaß erstellt werden mussten, zumal dort die Deckenflächen in unterschiedlichen, in zwei verschiedene Richtungen laufende Neigungen zwischen 2º und 50º aufwiesen“, so Peter Fußhöller.
Höhenausgleich und optimale Raumakustik im Verbindungstunnel
Auf unterschiedliche Neigungen der zu erstellenden Akustikdeckenflächen traf das Ausbauteam auch in einem unterirdisch verlaufenden Tunnel, der das Foyer mit dem alten Plenarsaal verbindet. Aufgrund der unterschiedlichen Höhenquoten der beiden Gebäude finden sich in der gesamten Tunnelanlage mehrere Steigungen und daraus resultierende Plateaus und Rampen. „Die Lochdecken sollten analog zum Bodenverlauf abgehängt werden. Die Schwierigkeit bestand unter anderem darin, die aus der Streckmetalldecke im Untergeschoss des Foyers hervorgehenden Leuchtenkanäle in die ,Rigitone’-Decken flächenbündig zu integrieren und fortzuführen. Hierfür wurde die gesamte, circa 500 m² große Deckenfläche aus vielen voneinander unabhängig wirkenden Vielecken zu einem stimmigen Gesamtbild zusammengesetzt“, erinnert sich der Trockenbauprofi. Dabei war insbesondere darauf zu achten, dass trotz der großen Anzahl an Lichtkanälen die Unterkonstruktionen der einzelnen Deckenfelder überbrückend miteinander verbunden wurden, sodass die Decke aufgrund ihrer variierenden Neigungen keine Spannungen aufbauen oder ungewollte Verformungen ausbilden konnte.
Schallschutzschotts im XXL-Format
Eine optimale Raumakustik war auch für den großen, über zwei Geschosse gehenden Hauptsaal gefordert, in dem insgesamt knapp 3.600 Zuhörer Platz finden. Mit einer Gesamthöhe von 16 m ergibt sich dort ein akustisch wirksames Raumvolumen von rund 38.000 m³, für das eine Nachhallzeit von TSoll = 1,30 s angestrebt war, realisiert mit unterschiedlichen Materialien: Stoff, Holz, Metall, Gips und Gipsfaser, wie Peter Fußhöller in der Beschreibung einer baulichen Besonderheit berichtet: „Unter der Decke finden sich mehrere Beleuchter-Gänge, die so genannten ,Catwalks’. Da der große Saal durch zwei mobile Trennwände in kleinere Säle unterteilbar gemacht werden sollte, musste eine schallschutztechnische Lösung für diese circa drei Meter hohen Gänge gefunden werden. Unsere Aufgabe bestand darin, oberhalb der Laufschiene der mobilen Trennwände bis zur Rohdecke des Saals eine Schallschutzabschottung herzustellen, die in vertikaler sowie teilweise in horizontaler Ausführung verlaufen sollte.“
Umgesetzt wurde die Konstruktion nach Berechnungen des Akustikbüros aus einer einseitigen Beplankung der Unterkonstruktion mit drei Lagen „Rigidur H“-Gipsfaserplatten (3 x 12,5 mm) sowie der Einbringung einer 100 mm dicken Mineralwollelage. Zum Schutz vor mechanischen Einwirkungen und Abrieb der Dämmung wurde die Unterkonstruktion dann mit einem schwarzen Akustikvlies vollflächig überspannt und anschließend mit einem verzinkten Lochblech geschlossen. Die gesamte Unterkonstruktion wurde in die Stahlgitterbinder des großen Saaldaches eingestellt. „Die Beplankung erfolgte von Hängegerüsten aus, sodass die drei Lagen ,Rigidur H’-Gipsfaserplatten vollflächig an den Stahlgitterträgern vorbeilaufen können, um unterhalb der Gänge circa 600 mm horizontal an die Laufschienen der mobilen Trennwände anzuschließen. Diese Vorsatzschalen-Konstruktion hat eine Gesamthöhe von circa 3.700 mm und dient mit einer Fläche von mehr als 580 m2 als wirksames Schallschutzschott“, so Peter Fußhöller weiter.
„Club Lounge“ mit robusten Wand- und Brüstungskonstruktionen
Solche schallschutztechnischen sowie raumakustischen Lösungen und Details finden sich in sämtlichen Räumen des WCCB – vom privaten Besprechungsraum über die Dolmetscherkabinen bis hin zu den Konferenzräumen. Ähnlich multifunktional wie diese sollte auch ein zweigeschossiger Raum mit integrierter Empore und innenliegender Treppe als „Club Lounge“ für diverse Veranstaltungen und Empfänge genutzt werden können. Alle sichtbaren Wandoberflächen wurden dort als bis zu sieben Meter hohe Vorsatzschalen realisiert. Gemäß Rigips-System VS12RB wurde hierfür eine Unterkonstruktion aus „RigiProfil MultiTec UW 100“ als Boden- und Deckenanschluss und „RigiProfil MultiTec CW 100“-Wandprofilen errichtet. Das gesamte Ständerwerk wurde dabei jeweils auf einem Drittel seiner Höhe mittels Laschen mit der dahinterliegenden Betonwand verbunden. Für optimalen Schall- und Wärmeschutz sorgt eine 80 mm dicke Mineralwolledämmung, die Beplankung erfolgte zweilagig mit „Rigips Bauplatten RB“.
Eine Ausnahme von diesem Konstruktionsaufbau stellt die Brüstungsbekleidung von Treppe und Empore inklusive des integrierten Handlaufs dar. „Diese Bereiche haben wir in Anlehnung an das System IW22RB als Doppelständerwerk sowie an den Brüstungsbereichen mit zusätzlichen, statisch relevanten Rechteckrohrprofilen konstruiert. Die hintere Ständerreihe im Bereich des Handlaufs besteht vollständig aus 100 mm UA-Profilen. Die Verlaschung der beiden Ständerreihen erfolgte ober- und unterhalb der Handlauf-Ausnehmung auf gesamter Raumhöhe, um somit die vordere Schalenlast vollständig in die dahinterliegende Konstruktion einzuleiten. Besonderes Augenmerk legten die Architekten zudem auf alle Anschlussdetails in der ,Club Lounge’. Diese sollten grundsätzlich mit einer Schattenfuge getrennt werden“, so Peter Fußhöller.
„Raum der Stille“ mit goldener Kuppel
Aus dem typischen Kontext eines Konferenz- und Tagungszentrums heraus sticht der so genannte „Raum der Stille“, der im Untergeschoss an das Foyer angrenzt. In diesem bewusst religionsneutral gehaltenen Raum sollen Besucher und Tagungsteilnehmer Momente der Ruhe und Einkehr finden. Dazu trägt vor allem das Zusammenspiel von Licht und akustisch wirksamen Flächen bei. Den Mittelpunkt der Raumdecke bildet eine gewölbte, goldene Kuppel, die zusammen mit darunter befindlichen Aufkantungen für die indirekte Beleuchtung komplett aus „Rigidur H“-Gipsfaserformteilen erstellt wurde. „Durch den Einsatz von Gipsfaserspanten für die jeweiligen Segmente der Kuppel war eine absolute Passgenauigkeit der Formteile gegeben und mit der flächigen Verklebung und Verstiftung der Spanten mittels Holzdübeln konnte eine absolut rissfreie Zusammenfügung der einzelnen Elemente erfolgen.“
Unabhängig von der Größe des Projekts war es vor allem die Vielfalt der ausgeführten Lösungen, die die Jury der Rigips Trophy überzeugte. Vom großen Konferenzsaal über die kleineren Sitzungszimmer bis zum „Raum der Stille“ – jeder Raum des World Conference Center erhielt auf seine Größe und Nutzungsart abgestimmte Konstruktionen und eine entsprechend geplante Raumakustik. Dass dabei trotz aller Vielfalt eine durchgängige Ästhetik geschaffen wurde, spricht für das handwerkliche Können des Trockenbauteams der IBB sowie für dessen enge Abstimmung mit den beteiligten Planern.
Auszeichnungen
bronzene Trophäe der 10. Rigips Trophy 2015 I 2016
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