Nominiert für die Shortlist der Jury 2018 - Nachwuchsarbeiten
Wuppertal Reloaded
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Technische Universität Braunschweig, Architektur, Anja Knäbe
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Zeichnungen und Unterlagen
Verwendete Produkte
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Raummaße und Flächen
Bruttogrundfläche
18.000 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
ANALYSE
Die Stadt ist mit gut 350.000 Einwohnern auf den ersten Blick ein typisches Beispiel der altindustriellen Großstädte mit chronischen Haushaltssorgen, überdurchschnittlicher Arbeitslosigkeit und vielfältigen strukturellen Herausforderungen. Auf den zweiten Blick eröffnet sich jedoch in reizvoller Topografie und zwischen zahlreichen historischen Gebäuden eine wachsende, vielfältige Szene engagierter Akteure aus Kultur, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft.
Die Wupper ist der prägende Fluss der Region, an diesem orientieren sich Hauptverkehrsstraße, Eisenbahnlinie und Schwebebahn und machen die Ost-West Ausrichtung der Stadt zu einer primären Stadtachse. Die Wupper verschwand jedoch auf Grund des frühen und schnellen industriellen Wachstums aus dem Stadtbild Wuppertals. Die Hanglage der Stadt erschwerte ein langfristiges industrielles Wachstum im Tal, weshalb bereits seit dem 19. Jahrhundert neue Gewerbeflächen im städtischen Randgebiet errichtet wurden. Hier bildete sich eine neue Stadtachse oberhalb der Wohnsiedlung mit Anbindung an die Naherholungsgebiete aus.
Um diese vernachlässigte alte Stadtachse neu zu entwickeln und nachhaltig zu stärken ist ein Entwurfsgebiet an der Wupper gewählt worden. Dort herrscht die stärkste Abwanderung und größter Leerstand vor, während die Nordbahntrasse das neue "Hippe Wuppertal" darstellt und jegliche Entwicklung momentan an die neue Achse strebt.
ORT
Das Grundstück für das Projekt liegt im Stadtteil Barmen in der Tallage. Das Entwurfsareal ist sehr gut innerstädtisch sowie regional angebunden. Über die Schnellstraße sind die Umgebung sowie die nahegelegenen Städte über die Autobahn schnell zu erreichen. Historisch hat sich der Ort stark gewandelt - über die Jahre haben sich Grünflächen, Industrie, Wohngebäude und öffentliche Nutzungen abgewechselt und ergeben nun durchsetzt mit leerstehenden Gebäuden und Flächen ein spannendes städtisches Gefüge mit vielseitigem Potenzial.
THEMA
Wuppertal hat aufgrund der historischen Entstehung eine Porosität in der Nutzungsverteilung im Stadtgebiet, die eine neue und attraktive Nachverdichtung entlang der Wupper erfordert. Um den dort verloren gegangenen Glanz der industriellen Vormachtstellung wieder aufleben zu lassen, soll der Entwurf das Handwerk mit den Schwerpunkten des "Lernen - Produzieren - Wissen" wieder in den Fokus Wuppertals stellen.
Es entsteht ein neuer Wissensaustausch "Von Wuppertalern für Wuppertaler"; eine Plattform für interessierte Menschen und eine Wiederbelebung der verlorenen Industriezweige durch ein vielfältiges Angebot an Flächen und Raum für die ortsansässigen Vereine und Bürgerinitiativen. Dieser Austausch entsteht zwischen Interessierten, Touristen, Tüftlern, Lernenden, Ausgebildeten, Arbeitgebern und Experten. Der dafür entworfene Nutzungshybrid beinhaltet Werkstätten, öffentliche Räume (Veranstaltungsflächen, ein Café, eine neue Schwebebahnhaltestelle), Lehrräume (Vorlesungsbereiche, Workshops und eine Bibliothek), sowie Ateliers und Co-Working Spaces, gleichermaßen wie Bedarfsflächen.
Die Schwelle zu dem System ist durch die Nutzungshybridisierung aufgehoben worden und eine maximale Öffentlichkeit wird in das Gebäude gebracht.
STÄDTEBAULICHE SETZUNG
Das Gebäude spannt sich als Brücke in Nord-Süd Richtung über die Wupper und schafft dadurch eine Kreuzung.
NUTZUNGSAUFTEILUNG
Das Gebäude ist primär durch ein Raster strukturiert, welches sich aus zwei Schenkeln mit einem 6 x 6 m Raster und einer auf 10 m aufgeweiteteten Wirbelsäule“ zusammensetzt, die sich über alle vier Geschosse als Optionsraum durchzieht. In den äußeren Bereichen gliedern sich die festen Funktionen an, wobei das äußersten Raster die Fahrradrampe beherbergt. Darüber hinaus basiert die innere Aufteilung vorrangig auf zwei Prinzipien: Zum einen eine gewisse Porosität, die sich in der städtischen Umgebung wiederfindet und gleichermaßen Einblicke und Interaktionen von außen nach innen sowie innerhalb der einzelnen Bereiche erlaubt. Zum anderen ist die Geschichte Wuppertals ein Kernaspekt der Nutzungsverteilung.
Im Gebäude ist die historische Entwicklung Wuppertals repräsentiert: Das Fundament bilden die Werkstätten und nach oben hin ordnen sich offene und flexibel gestaltete Arbeitsbereiche an. Vertikal abgeschlossen wird der Arbeitskomplex durch die oben liegenden Räumlichkeiten für die modernen Fertigungstechniken.
Der Entwurf symbolisiert damit die Grundlage der Industrie, die Wuppertal groß gemacht hat, auf denen das Handwerk aufbaut und nun durch die moderne Verarbeitung eine Art Renaissance und Evolution erlangt.
Durch die im Entwurf dargestellte Porosität gibt es Flächen, die als Bedarfsflächen für die Bevölkerung funktionieren und die Möglichkeiten bieten, sich neue Fertigkeiten durch die Interaktion mit den anderen Nutzern anzueignen und eigenständig aktiv und ein Teil des Ganzen zu werden.
DURCHWEGUNG
Das primäre Erschließungselement des Gebäudes ist eine Fahrradrampe im Randbereich, die als Loop ausgebildet ist und so über Plattformen vielfältige Zugänge in das Gebäude formuliert. Dieser Loop ermöglicht zum einen den Zugang zum Dach und sammelt die Menschen ebenfalls an der Schwebebahnhaltestelle und an den beiden Gebäudeseiten entlang der Straßen beider Uferseiten ein. Die Fahrradrampe ermöglicht einen Erlebnisweg durch das Gebäude und führt an verschiedenen Nutzungen vorbei, erregt die Aufmerksamkeit der Besucher und lässt sie über die Plattformen eintreten. Die innere Erschließung erfolgt über Erschließungskerne, die einen Shortcut in die Geschosse durch Fluchttreppenhäuser und Lastenaufzüge ermöglichen.
MATERIALITÄT
Der Entwurf ist als ein Zusammenspiel von Stahl- und Betonelementen geplant. Die vertikale Struktur setzt sich aus quadratische Stahlverbundstützen und Fachwerkunterzüge aus Stahl zusammen, während die Geschossplatten als Stahlbetonelemente vorgesehen sind.
Das Grundgerüst bildet Räume durch das Prinzip des Öffnens und Schließens. Die Rasterelemente sind durch feste Wände aus Stahlbeton, durchlässige Wände aus Glas oder bewegliche Elemente aus Glas oder Textil bespielt.
FASSADE
Die Fassade bildet eine opake Hülle; sie sorgt für eine gleichmäßige Belichtung der Arbeitsbereiche und erlaubt das Ablesen der internen Funktionen vom Außenbereich. An der Rampe entlang ist die Fassade zurückgesetzt und die Materialität wechselt zu Glas um den Erlebnisweg einsehbar und das Sehen und Eintreten möglich zu machen. Durch das Material der Fassade ist eine Bespielung dieser möglich; z. B. als Leinwand für ein Freilichtkino oder Oberfläche für Informationen und Werbung des Handwerks.
Beschreibung der Besonderheiten
Der Entwurf bildet einen zentralen Ort für eine Stadt, die ein vielfältiges Angebot vorweisen kann jedoch in der Entwicklung einen Teil seiner Geschichte verloren hat.
Modernes und klassisches Handwerk kommen zusammen und agieren mit den Akteuren der Kultur und Zivilgesellschaft.
Der Nutzungshybrid ermöglich durch seine offene Gestaltung neue Nutzungsprinzipien im Gebäude und hebt dadurch die Schwellen auf.
Schlagworte