Nominiert für die Shortlist der Jury 2023 - Nachwuchsarbeiten
ZEIT:WÄNDE Sorgen um das Zurückgelassene - Ein Hafen im Alltag
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: TU Braunschweig, Architektur, Judith Stadtmann
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
03.2023
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Bauweise
Mauerwerksbau
Tragwerkskonstruktion
Kalksandstein
Anzahl der Vollgeschosse
2-geschossig
Raummaße und Flächen
Grundstücksgröße
45.000 m²
Beschreibung
Objektbeschreibung
Das lediglich vorgegebene Grundstück dieser Masterthesis ruft dazu auf eine persönliche Haltung zum Umgang mit dem Bestehenden zu entwickeln. Das Raumprogramm und die Nutzungen sind dabei selbst erarbeitet.
Heimeinrichtungen haben eine Vergangenheit mit Schrecken und Leid. Gewalt, Misshandlung und Missbrauch an untergebrachten Kindern und Erwachsenen waren in den 1960/70er Jahren leider keine Seltenheit. Auch das Große Waisenhaus in Braunschweig war davon betroffen.
Der Entwurf soll jeder Person mit jeglicher Art von schlimmen Erlebnissen eine helfende Hand reichen. Er soll aufklären, unterstützen, eine gute Integration in die Gesellschaft ermöglichen und allgemein mentaler Gesundheit mehr Aufmerksamkeit schenken. Der Entwurf soll das können, was das Waisenhaus vorher nicht konnte, er soll, mit einer Mischung aus öffentlichen Nutzungen und Wohnraum mit integrierten betreuten Wohngruppen, einen sicheren Hafen im Alltag bieten.
STÄDTEBAU
Das Entwurfsgrundstück wird von der Autobahn A39 im Nord-Westen, der Salzdahlumer Straße im Nord-Osten und einem Zaun im Süden zum Rest des Blocks unpassierbar abgegrenzt. Der gesamte Block wird nun im ersten Schritt mit minimalen Eingriffen im Straßennetz neu sortiert. Ein neu geplanter öffentlicher Fuß- und Radweg führt durch das Entwurfsgebiet und schafft eine städtebauliche Verbindung vom Ringgleis und der Innenstadt zum Heidbergsee als Naherholungsort. Das Entwurfsgrundstück wird dabei in eine grüne Quartiersinsel am Radweg, Wohnkörper im Süden und öffentliche Gebäude Richtung Salzdahlumer Straße - die einen Quartiersplatz und die Adresse bilden - aufgeteilt. Diese Setzung wird mit Neubauten vervollständigt, wobei ein reiner Neubau zwischen diesen beiden Zonen - der privaten und der öffentlichen - vermittelt, in dem beides stattfindet: öffentliche Nutzungen im Erdgeschoss und Wohnungen in den Obergeschossen.
ENTWURFSKONZEPT
Der selbst gesetzte Fokusbereich des Entwurfs konzentriert sich auf die Gebäude, die den Quartiersplatz rahmen.
Die architektonische Entwurfsidee verfolgt hierbei die Strategie, Neubauten in die Bestandskörper hineinzuschieben und dadurch die Außenräume zu sortieren und Eingangbereiche auszubilden. Dies soll die konzeptuelle Übertragung der Auseinandersetzung mit der Geschichte verkörpern: Zeiten sollen sich im Innen- wie im Außenraum gegenüber stehen.
Der Neubau aus angestrichenem Holz reagiert dabei auf die tragenden Achsen des gemauerten Bestands um einen Anschluss zu erleichtern und eine Aufstockung zu ermöglichen. In der Schnittfigur der Gebäude lässt sich die Verschneidung von Bestand und Neubau ablesen - alle Geschossplatten des Bestands werden nur in der Überschneidungsfläche erhalten, angrenzend entwickelt sich ein Luftraum.
Durch die Verschneidung bilden sich drei Zonen pro Gebäude, mit denen die innenräumliche Grundrissaufteilung der verschiedenen Nutzungen organisiert wird.
Jedes Gebäude hat dabei sein eigenes Oberthema, sowie seine individuelle Dachform, die an die Nutzung angepasst ist und die Raumwirkung atmosphärisch unterstützt.
Beschreibung der Besonderheiten
Forum | Haus der Information
- Hier ist die Adresse inklusive eines Foyers mit erhöhtem Dach und seitlichen Oberlichtern, erzeugt durch die Kassettendecke.
- Die Kantine ist zugänglich für die ganze Nachbarschaft und dient als Anlaufstelle in der Mittagspause für die Umgebung.
- Eine flexible Raumzuschaltung ermöglicht parallele oder separate Nutzungen und Veranstaltungen.
Treff | Haus der Kommunikation
- Der Neubau als Wintergarten hat ein Glasdach mit prägnantem außenliegenden Sonnenschutz auf dem Dach in Form von schiebbaren Tüchern.
Werk | Haus der Kreation
- Die Ateliers im Obergeschoss haben Dachlaternen für eine noch besseren Belichtung.
- Der Neubau bildet das Foyer und hat eine aufschiebbarer Glasfassade zum Platz um mit dem Außenraum zu kommunizieren und ihn für Veranstaltungen, wie beispielsweise einen Verkauf oder Flohmarkt zu nutzen.
Saal | Haus der Ausstellung
- Der Bestandskörper hat eine Fassade aus blauen Mosaikfliesen von dem nur das Dach durch ein neues Sheddach für eine gleichmäßige, indirekte Belichtung von Norden ausgetauscht wurde.
Wohnen | Haus der Technik
- Photovoltaik-Anlagen auf dem Dach und ein Geothermieheizkreislauf versorgen das gesamte Quartier von hier mit Strom und Wasser.
- Drei intensiv betreute Wohngruppen in jeweils unterschiedlichen Größen mit Personalraum befinden sich in den Maisonettewohnungen in den Obergeschossen. Jede Wohngruppe hat einen zusätzlichen kleinen Ruheraum, der über ein Dachfenster belichtet wird.
- Dies ist der reine Neubau als vermittelnder Körper in der städtebaulichen Setzung zwischen dem öffentlichen Quartiesplatz und dem Wohnen im Süden des Grundstücks.
Ruhe | Haus der Emotionen - der besondere, atmosphärische Baustein
- Von den drei Grundriss-Zonen wird die Bestandszone zum Außenraum. In anderen Worten: sie wird in ihrer jetzigen Form erhalten, da der Bestand keine Fenster mehr in den Öffnungen hat. Gruppen- Therapie und Zimmer für offene Sprechstunden befinden sich hierbei in der Überschneidungszone.
- Die Erschließung der einzelnen Räume funktioniert über den bereits bestehenden Innenhof. Hier ist es möglich vom Platz durch die thermisch außenliegende Bestandszone als Zwischenzone bis in den Innenhof zu gelangen, ohne eine Barriere in Form einer Tür als hemmendes Element zu haben. Es sit daher möglich, sich mit dem Gebäude vertraut zu machen, ohne an einer Therapie oder einem Kurs teilnehemen zu müssen. Die vier geneigten Dachflächen Richtung Innenhof führen bei Regen zu einem umlaufenden Vorhang aus Wasser. Es entsteht ein beruhigender Raum, der die Sinne anspricht.
- Bei diesem Gebäude werden die neuen Wände ein Stück von der Bestandswand abgesetzt um jeweils vor den Therapieräumen einen kleinen Außenraum zu erzeugen, in dem die Pflanzen wie bisher von außen durch die Öffnungen in den Bestandwänden hineinranken können. Außerdem bilden sich dadurch Loggien aus.
- Im weiteren Teil des Bestandsgebäudes wird die Hülle zur Raumgrenze des Quartiersgartens. Das Dach wird in manchen Bereichen aufgebrochen, die Innenwände werden entfernt und der neue Rad- und Fußweg taucht durch den Bestand hindurch. Außerdem setzen sich Gewächshäuser und kleine Stahlgerüste zum Ranken von Pflanzen und Zonieren von Sitzbereichen in den Bestand hinein. Es entstehen viele Rückzugsorte zum Verweilen.
- In Verlängerung dieser Diagonalen, an der auch der Innenhof liegt, befindet sich auf dem Quartiersplatz noch der alte Pool, der als weitere Sitz- und Entspannungszone in seinem jetzigen Zustand erhalten bleibt.
Nachhaltigkeit
Schlagworte
Objektdetails
Gebäudespezifische Merkmale
Anzahl Betten
23
Anzahl Wohneinheiten
3
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