Architekturobjekte
Nominiert für die Shortlist der Jury 2024 - Nachwuchsarbeiten
Zukunft Ahrtal. Bauen am Wasser in Zeiten des Klimawandels.
53508 Mayschoß
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität Stuttgart, Architektur und Stadtplanung, Caroline Stephan
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Universität Stuttgart, Architektur und Stadtplanung, Caroline Stephan
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
53508 Mayschoß, Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
04.2024
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Bauweise
Holzhybridbau
Tragwerkskonstruktion
Holz
Anzahl der Vollgeschosse
2-geschossig
Lage und Umgebung
Beschreibung
Objektbeschreibung
- Ernst Moritz Arndt, Wanderungen aus und um Godesberg, Bonn bei Eduard Weber 1844, S.182
Das Ahrtal liegt im Westen Deutschlands in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Es liegt linksrheinisch zwischen Bonn und Koblenz. Die Ahr windet sich 85,1km lang durch das abwechslungsreiche Tal, dass im Bereich des Ahrengtals von steilen Hängen und schroffen Felsbildungen aus Schiefer geprägt ist.
Die Enge des Tals, die starken Windungen des Flusses und die Bebauung in Ufernähe waren ausschlaggebende Faktoren für die schnellen und hohen Wassermassen, die das Ahrtal in der Nacht vom 14. auf den 15.Juli 2021 verwüsteten. Der durch Dauer- und Starkregen verursachte, rasant ansteigende Pegel, der ein Maximum von zehn Metern erreichte, überschritt den bisherigen Höchststand von 3,70m im Juni 2016 um 6,50m. Dieses Extremhochwasser kam, auch durch ein unzureichendes Warnsystem, für viele in der Nacht völlig überraschend.
Der Entwurf beschäftigt sich mit einem Bildungszentrum, dass über die Folgen des Klimawandels aufklärt und zu einem gesunden Risikobewusstsein mahnen soll. In dem kleinen Winzerdorf Mayschoß, das auch von dem charakteristischen Landschaftsbild des Ahrtals umgeben ist, wird ein Grundstück gegenüber des Dorfplatzes in der Innenkurve gewählt.
Die auf einer historischen Karte von 1809 abgebildete Flussgabelung vor Mayschoß wird reaktiviert. Zwei Fußgängerbrücken aus Holz, die bei starkem Hochwasser der Wasserkraft geopfert werden, verbinden den Dorfplatz mit dem Bildungszentrum. Ein Steg zum Hang ist der immer sichere Zuweg.
Das Flussgeschoss, in dem sich ein Café und eine Gedenkstätte befinden, wird als massiver Sockel mit der Strömung ausgerichtet. Bei Hochwasser soll er, wie ein im Wasser stehender Brückenpfeiler, bestmöglich umströmt werden. Lediglich die Spitzen stehen als Wellenbrecher über das Obergeschoss hinaus. Das Waldgeschoss wird in drei Bereiche gegliedert: das Offene Foyer in der Mitte, nach Osten die Ausstellung und nach Westen ein Seminar- und Veranstaltungsraum.
Die Konstruktion nimmt mit ihrem steinernen Sockel und dem hölzernen Satteldachhaus darüber Bezug auf die regionaltypischen Gebäude. Der Betonsockel trotzt sowohl dem Wasser als auch enormer Kraft. Die Öffnungen werden durch bewegliche Aluminiumlamellen bei Hochwasser verschlossen. Auf dem Sockel wird ein auskragender Holzbau aufgesetzt. Ein Tragwerk aus Holz mit sichtbaren Sparren gliedert die Räume im Waldgeschoss.
Das Bildungszentrum stellt im Vergleich zu den Zerstörungen, die die Flutwelle angerichtet hat, eine subtile Erinnerung an die Gewalt der Wasserkraft dar. Durch die Bezüge zur regionalen Bautradition gliedert sich das Gebäude in die Umgebung ein und schafft durch die außergewöhnliche Gestaltung des Erdgeschosses einen Kontrast. Er soll erinnern an das was geschehen ist und mahnen an dass was wieder geschehen kann. Die Geschossdecke wird zum Mahnmal für die Opfer der Flut, denn ihre Positionierung zeigt den Höchststand des Hochwassers 2021.
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