Heinze ArchitekturAWARD 2021: Teilnehmer
Zurück in die Zukunft - Wohnquartier Münchener Straße - Ingolstadt
Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Hochschule für angewandte Wissenschaften, München, Fakultät für Architektur, Jakob Bader
Basisdaten zum Objekt
Lage des Objektes
Deutschland
Objektkategorie
Objektart
Art der Baumaßnahme
Entwurfskonzept
Fertigstellungstermin
06.2021
Zeichnungen und Unterlagen
Gebäudedaten
Tragwerkskonstruktion
Stahlbeton
Anzahl der Vollgeschosse
3- bis 5-geschossig
Beschreibung
Objektbeschreibung
Münchener Straße
Einmündung Windbergerstr / Apianstr
Der Fokus liegt auf dem Antonviertel, also dem nördlichen Teil der Münchener Straße vom ehemaligen Bahnübergang an der Windbergerstraße zum Hauptbahnhof. Östlich der Straße liegt hier die Grünanlage „Schwarzer Weg“, die nach der früher dort gelagerten Kohleschlacke der Dampflokomotiven benannt ist. Der Name ist jedoch rein historischer Natur, denn heutzutage lockt der Park durch das alljährliche bunte Blumenmeer. Die Anlage wird im Norden von der evangelischen Kirche St. Markus, im Süden von der katholischen Kirche St. Anton flankiert.
Die Kreuzung Münchener Straße - Windbergerstraße - Apianstraße ist genau das, eine Kreuzung, ein Verkehrsknotenpunkt, mit Autos aus allen Richtungen. An der zur Bahnunterführung hin abfallenden Winderbergerstraße liegt der große Parkplatz eines Autohauses, auf der anderen Seite der Münchener Straße eine weitere Abstellfläche für einen Autoverleih. Auffällig ist das griechische Restaurant, welches in zweiter Reihe steht, etwas verloren, mit nicht sofort offensichtlicher städtebaulicher Verortung.
Richtung Westen verlief früher die Neuburger Bahnlinie, deren Verlauf noch teilweise ersichtlich ist. Nördlich der Grünanlage „Schwarzer Weg“ finden sich bei genauem Blick noch das Gleis und eine Weiche, westlich der Münchener Straße verliert sich der Gleisverlauf jedoch schnell.
Das Potential des Ortes liegt darin ihn nicht mehr als reine Autokreuzung auszubilden, sondern stattdessen einen geordneten Straßenraum mit funktionierendem Individualverkehr bei zugleich hohem Aufenthaltswert für Passanten zu schaffen und ihm eine übergeordnete Struktur zu verleihen.
Die Straßenkreuzung selbst ist ohne klare Hierarchie ausgebildet, alle Straßen weisen in etwa die gleiche Rangordnung auf und es ist zu hinterfragen, ob nicht die Münchener Straße hier eindeutig als Hauptachse in den Fokus gerückt werden sollte.
Während die Grünanlage noch halbwegs durch eine Kastanienbepflanzung zur Münchener Straße definiert ist, weist der restliche Verlauf der Münchener Straße keinen Alleecharakter auf. Beim Vergleich mit den Pappelalleen Lindwurmstraße und Leopoldstraße in München oder der Avenue des Chams-Élysées in Paris, die noch dazu derzeit weiter entwickelt wird, ist das Entwicklungspotential deutlich. Eine durchgänge Bepflanzung der Münchener Straße würde ihr den Charme einer Allee verleihen und dadurch das Gebiet bereits deutlich aufwerten.
Baukörper
Das derzeit als Abstellfläche für einen Autohändler dienende Gelände nahe der Bahnunterführung Windbergerstraße, die ungenutzte Fläche an der Apianstraße und die Fläche zwischen der Kirche St. Anton und den Bahngleisen werden mit überwiegend dem Wohnen dienenden Baukörpern bebaut. Nördlich der Grünanlage "Schwarzer Weg" fassen lange Baukörper die Straßenräume und schirmen die Punktbauten in ihrer Mitte vom Autoverkehr ab.
Beschreibung der Besonderheiten
Städtebauliche Strukturen weisen eine faszinierende Standhaftigkeit auf. Gebäude entstehen, werden erweitert und wieder abgerissen, Menschen ziehen in die Städte und verlassen sie wieder und Kriege machen ganze Städte dem Erdboden gleich, doch beim Blick auf historische Karten finden sich oft erstaunlich wenige Veränderungen der Straßenzüge und Grundstücksparzellen. Selbst umfassende Eingriffe in die Stadtgestaltung wie beispielsweise in Paris unter Georges-Eugène Haussmann schaffen nur einzelne neue Straßenzüge, der größte Teil der Straßen verläuft nach vie vor wie schon viele Jahre zuvor.
Beim Blick auf historische Karten des Antonviertel in Ingolstadt wird so beispielsweise schnell die ehemalige Neuburger Bahnlinie ersichtlich, deren Verlauf heute noch an der nördlichen Grenze des Parks Schwarzer Weg ablesbar ist.
Doch die historischen Karten lösen noch ein weiteres Rätsel, nämlich dass des griechischen Restaurants. Tatsächlich lag die Einmündung der Windbergerstraße in die Münchener Straße früher weiter nördlich, erscheint der Grieche heute in zweiter Reihe, so war er ursprünglich an der Straße positioniert. Die Kreuzung mit der gleichen Behandlung aller Straßen ist erst vor recht kurzer Zeit entstanden, historisch war die Münchener Straße als klare Hauptachse ablesbar. Was würde durch eine Orientierung am historischen Verlauf mit dem Ort geschehen? Würde dadurch nicht die Münchener Straße wieder zur klaren Hauptachse, die unattraktive Straßenkreuzung aufgelöst und der Raum wieder mit Struktur gefüllt? Eine klare Aufwertung des Raumes mit einem vergleichsweise kleinen Eingriff in den Straßenverlauf, angelehnt an der Historie und somit gewissermaßen „Zurück in die Zukunft“!
Schlagworte
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