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Architekturobjekte

Heinze ArchitekturAWARD 2021: Teilnehmer


Zurück in die Zukunft - Wohnquartier Münchener Straße - Ingolstadt

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Hochschule für angewandte Wissenschaften, München, Fakultät für Architektur, Jakob Bader

Straßenperspektive - Zurück in die Zukunft - Wohnquartier Münchener Straße - Ingolstadt

© Jakob Bader

Kreuzung Münchener Str / Windbergerstr / Apianstr - Zurück in die Zukunft - Wohnquartier Münchener Straße - Ingolstadt

© Jakob Bader

Entwurfsareal - Zurück in die Zukunft - Wohnquartier Münchener Straße - Ingolstadt

© Jakob Bader

Bahnunterführung Windbergerstraße - Zurück in die Zukunft - Wohnquartier Münchener Straße - Ingolstadt

© Jakob Bader

Blick entlang Münchener Straße gen Norden - Zurück in die Zukunft - Wohnquartier Münchener Straße - Ingolstadt

© Jakob Bader

Diese Objektpräsentation wurde angelegt von: Hochschule für angewandte Wissenschaften, München, Fakultät für Architektur, Jakob Bader

Basisdaten zum Objekt

Lage des Objektes

Deutschland

Objektkategorie

Objektart

Art der Baumaßnahme

Entwurfskonzept

Fertigstellungstermin

06.2021

Gebäudedaten

Tragwerkskonstruktion

Stahlbeton

Anzahl der Vollgeschosse

3- bis 5-geschossig

Beschreibung

Objektbeschreibung

Die bayerische Großstadt Ingolstadt mit ihren knapp 140.00 Einwohnern ist eine städtebauliche Besonderheit. Bereits im Mittelalter mit einer beeindruckenden Befestigungsanlage und deswegen als ad centum turres („Die hunderttürmige Stadt“) bekannt, folgte anschließend unter Herzog Ludwig IX nicht nur der Titel der ersten bayerischen Universitätsstadt, sondern ab 1537 unter Herzog Wilhelm IV auch der Ausbau zur bayerischen Landesfestung. Zwar wurde die Festung unter Napoleon geschleift, doch schon bald darauf entstand bereits die Königlich Bayerische Hauptlandesfestung - das größte und teuerste Bauprojekt von König Ludwig I! Die Zeit als Landesfestung aber auch der schmerzhafte Verlust der Universität unter den Franzosen führten dazu, dass es kaum eine Stadterweiterung im 19. Jahrhundert gab und Ingolstadt heute mit Unternehmen wie Audi, Schäffler und Continental wieder ein Wirtschaftszentrum ist, die Stadt aber zugleich im Spannungsfeld zwischen dörflichen Strukturen, Naturraum Donau und historischem Stadtkern existiert. Von besonderem Interesse ist hierbei die Münchener Straße im Süden der Schanz. Die Ein- und Ausfallstraße verläuft in Nord-Süd Richtung und beginnt im Norden an der Kreuzung Südliche Ringstraße. Dort schließt der Brückenkopf und die Konrad-Adenauer-Brücke an, die unmittelbar die Ingolstädter Altstadt auf der anderen Donauseite erschließt. Weiter südlich liegt der Verlauf parallel zur 1867 eröffneten Bahnlinie München-Ingolstadt und nur wenige Meter westlich des Hauptbahnhofs von Ingolstadt. Die 4km lange Straße ist insbesondere im Norden vierspurig ausgebaut und war für den mit 450 Hektar kleinsten der zwölf Stadtbezirke namensgebend. Dieser hat eine Einwohnerzahl von 14.000 Personen und drei Unterbezirke, die von Nord nach Süd Antonviertel, Bahnhofsviertel und Unsernherrn lauten. Unsernherrn, eingemeindet 1962, bildet zugleich den südlichen Abschluss der Münchener Straße. Die Atmosphäre des Straßenraumes wird durch den Autoverkehr geprägt, ein identitätsstiftender Stadtraum ist kaum auszumachen. Die Bebauung ist dabei weniger durch Vielfalt als vielmehr Beliebigkeit und Lieblosigkeit geprägt, so dass die große Chance besteht den Straßenraum durch Struktur als ästhetisches Rückgrat im heterogenen Umfeld auszubilden. Hierbei soll die Geschichte des Ortes nicht unberücksichtigt bleiben!


Münchener Straße
Einmündung Windbergerstr / Apianstr

Der Fokus liegt auf dem Antonviertel, also dem nördlichen Teil der Münchener Straße vom ehemaligen Bahnübergang an der Windbergerstraße zum Hauptbahnhof. Östlich der Straße liegt hier die Grünanlage „Schwarzer Weg“, die nach der früher dort gelagerten Kohleschlacke der Dampflokomotiven benannt ist. Der Name ist jedoch rein historischer Natur, denn heutzutage lockt der Park durch das alljährliche bunte Blumenmeer. Die Anlage wird im Norden von der evangelischen Kirche St. Markus, im Süden von der katholischen Kirche St. Anton flankiert.
Die Kreuzung Münchener Straße - Windbergerstraße - Apianstraße ist genau das, eine Kreuzung, ein Verkehrsknotenpunkt, mit Autos aus allen Richtungen. An der zur Bahnunterführung hin abfallenden Winderbergerstraße liegt der große Parkplatz eines Autohauses, auf der anderen Seite der Münchener Straße eine weitere Abstellfläche für einen Autoverleih. Auffällig ist das griechische Restaurant, welches in zweiter Reihe steht, etwas verloren, mit nicht sofort offensichtlicher städtebaulicher Verortung.
Richtung Westen verlief früher die Neuburger Bahnlinie, deren Verlauf noch teilweise ersichtlich ist. Nördlich der Grünanlage „Schwarzer Weg“ finden sich bei genauem Blick noch das Gleis und eine Weiche, westlich der Münchener Straße verliert sich der Gleisverlauf jedoch schnell.
Das Potential des Ortes liegt darin ihn nicht mehr als reine Autokreuzung auszubilden, sondern stattdessen einen geordneten Straßenraum mit funktionierendem Individualverkehr bei zugleich hohem Aufenthaltswert für Passanten zu schaffen und ihm eine übergeordnete Struktur zu verleihen.
Die Straßenkreuzung selbst ist ohne klare Hierarchie ausgebildet, alle Straßen weisen in etwa die gleiche Rangordnung auf und es ist zu hinterfragen, ob nicht die Münchener Straße hier eindeutig als Hauptachse in den Fokus gerückt werden sollte.
Während die Grünanlage noch halbwegs durch eine Kastanienbepflanzung zur Münchener Straße definiert ist, weist der restliche Verlauf der Münchener Straße keinen Alleecharakter auf. Beim Vergleich mit den Pappelalleen Lindwurmstraße und Leopoldstraße in München oder der Avenue des Chams-Élysées in Paris, die noch dazu derzeit weiter entwickelt wird, ist das Entwicklungspotential deutlich. Eine durchgänge Bepflanzung der Münchener Straße würde ihr den Charme einer Allee verleihen und dadurch das Gebiet bereits deutlich aufwerten.

Baukörper
Das derzeit als Abstellfläche für einen Autohändler dienende Gelände nahe der Bahnunterführung Windbergerstraße, die ungenutzte Fläche an der Apianstraße und die Fläche zwischen der Kirche St. Anton und den Bahngleisen werden mit überwiegend dem Wohnen dienenden Baukörpern bebaut. Nördlich der Grünanlage "Schwarzer Weg" fassen lange Baukörper die Straßenräume und schirmen die Punktbauten in ihrer Mitte vom Autoverkehr ab. 

Beschreibung der Besonderheiten

Historischer Straßenverlauf
Städtebauliche Strukturen weisen eine faszinierende Standhaftigkeit auf. Gebäude entstehen, werden erweitert und wieder abgerissen, Menschen ziehen in die Städte und verlassen sie wieder und Kriege machen ganze Städte dem Erdboden gleich, doch beim Blick auf historische Karten finden sich oft erstaunlich wenige Veränderungen der Straßenzüge und Grundstücksparzellen. Selbst umfassende Eingriffe in die Stadtgestaltung wie beispielsweise in Paris unter Georges-Eugène Haussmann schaffen nur einzelne neue Straßenzüge, der größte Teil der Straßen verläuft nach vie vor wie schon viele Jahre zuvor.
Beim Blick auf historische Karten des Antonviertel in Ingolstadt wird so beispielsweise schnell die ehemalige Neuburger Bahnlinie ersichtlich, deren Verlauf heute noch an der nördlichen Grenze des Parks Schwarzer Weg ablesbar ist.
Doch die historischen Karten lösen noch ein weiteres Rätsel, nämlich dass des griechischen Restaurants. Tatsächlich lag die Einmündung der Windbergerstraße in die Münchener Straße früher weiter nördlich, erscheint der Grieche heute in zweiter Reihe, so war er ursprünglich an der Straße positioniert. Die Kreuzung mit der gleichen Behandlung aller Straßen ist erst vor recht kurzer Zeit entstanden, historisch war die Münchener Straße als klare Hauptachse ablesbar. Was würde durch eine Orientierung am historischen Verlauf mit dem Ort geschehen? Würde dadurch nicht die Münchener Straße wieder zur klaren Hauptachse, die unattraktive Straßenkreuzung aufgelöst und der Raum wieder mit Struktur gefüllt? Eine klare Aufwertung des Raumes mit einem vergleichsweise kleinen Eingriff in den Straßenverlauf, angelehnt an der Historie und somit gewissermaßen „Zurück in die Zukunft“!

Schlagworte

Ingolstadt, Münchener Straße, Historischer Straßenverlauf

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